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Frauen-Bundesliga: Das steckt hinter dem DFB-Knall

Das steckt hinter dem DFB-Knall

Die 14 Vereine der Frauen-Bundesliga wollen sich eine gemeinsame professionelle Struktur verpassen – und tun das nun, anders als geplant, womöglich ohne den DFB.
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Die 14 Vereine der Frauen-Bundesliga wollen sich eine gemeinsame professionelle Struktur verpassen – und tun das nun, anders als geplant, womöglich ohne den DFB.

Es war eine konzertierte Aktion der Vereine der 1. Frauen-Bundesliga, die da am vergangenen Donnerstag stattfand: Ab 14 Uhr trudelten im Minutentakt die Pressemitteilungen der 14 Klubs ein. Der brisante Inhalt: Die geplante Gründung eines Ligaverbandes werde am 10. Dezember zwar weiterhin stattfinden – allerdings ohne den Deutschen Fußball-Bund. (NEWS: Alles Wichtige zur Frauen-Bundesliga)

Über dessen Verhalten sei man verwundert, was diesen Schritt erst notwendig mache: Der DFB stelle in der Vergangenheit getroffene Abmachungen für die Zusammenarbeit plötzlich infrage. Es soll dabei nach SPORT1-Informationen um Stimmmehrheiten gehen.

Beim DFB wurde man offensichtlich komplett überrascht davon, dass die Vereine so an die Öffentlichkeit gehen mit ihrer Unzufriedenheit. Um die Mittagszeit war dort auf Nachfrage noch zu hören, die gemeinsame Pressekonferenz von Vereinen und Verband werde am 10. Dezember stattfinden.

Irritation um die Reaktion des DFB

Es dauerte bis zum Abend, bis eine Reaktion erfolgte. Die Hauptaussage der um Deutungshoheit bemühten Aussendung: Die Beteiligung des DFB am neuen Ligaverband sei nie geplant gewesen.

Auch DFB-Präsident Neuendorf wiederholte diesen Standpunkt am Sonntag. „Für uns war diese Meldung etwas überraschend. Es war nie geplant, dass wir bei der Gründung des Ligaverbands dabei sind“, sagte der DFB-Boss bei Welt TV. Ja, was denn nun?

Um zu verstehen, was da passiert ist und woran sich die Vereine reiben, muss man bis in den Dezember 2023 zurückschauen. So lange ist es her, dass der Verband die damaligen zwölf Klubs der Liga zusammentrommelte, um Punkte eines neuen Wachstums- und Entwicklungsplans für den Fußball der Frauen vorzustellen. Schon da drohte Deutschland nämlich abgehängt zu werden. Das wollte man mit professionelleren Bedingungen und Themen wie Mindestgehalt verhindern (oder abbremsen).

Seither wird in unterschiedlichen Runden geplant und debattiert – hinter verschlossenen Türen. Passiert ist derweil nicht allzu viel, bis auf eine Aufstockung der Liga von zwölf auf 14 Vereine. Nun sollte es endlich auch erkennbar losgehen und dafür wurden auf dem DFB-Bundestag Anfang November offiziell die Weichen gestellt: mit Satzungsänderungen, die einen neuen Ligaverband FBL e. V. zum Mitglied des DFB machen würden.

Haben die Klubs noch Interesse an der DFB-Hilfe?

Der Verband soll tatsächlich allein von den Vereinen gegründet werden. Allerdings war der bisher geplante weitere Schritt die Gründung eines Joint Ventures, der FBL GmbH, zwischen dem FBL e. V. und dem DFB. Es mutet insofern schon seltsam an, dass der DFB sich in seiner Wortmeldung mit einer derartigen Spitzfindigkeit aufhält, bevor der Verband in Person des neuen Generalsekretärs Holger Blask sagt: „Der DFB steht unverändert zu den getroffenen Zusagen und Investitionen im Zuge des geplanten Joint Ventures.“

„Daran hat sich nichts geändert“, betonte auch Neuendorf, sagte allerdings auch: „Endverhandelt ist der Vertrag noch nicht.“ Ob die Vereine daran aber noch ein Interesse haben, steht derweil auf einem ganz anderen Blatt.

Zwar sind die Aussagen der Verantwortlichen darum bemüht, zu signalisieren, man schlägt dem Verband die Tür noch nicht vor der Nase zu. Nach SPORT1-Informationen gibt es aber auch Vereinsvertreter*innen, die von Anfang an lieber ohne den DFB losmarschiert wären – und die sich nun natürlich bestätigt sehen.

Zudem haben die Klubs bereits bei den Punkten, auf die man sich geeinigt hatte, die eine oder andere Kröte geschluckt. Beispielsweise, dass der neue Ligaverband im DFB zunächst ohne Stimmrecht bleiben soll, ein Punkt, der längst nicht allen Klubs schmeckt. Nun vom Verband, mutmaßlich mit dessen Rückenwind aus der EM-Vergabe, weiter geschüttelt zu werden, konnten die 14 Vereine da wohl nicht mehr auf sich sitzen lassen.

Warum der DFB-Vorschlag nicht überall gut ankommt

Auch beim Thema Finanzen wurde miteinander gerungen. Der DFB ging schließlich damit in die Offensive, rund 100 Millionen Euro - über einen Zeitraum von acht Jahren - zur Verfügung stellen zu wollen. Ein Vorgehen, das nicht überall in den Vereinen so gut angekommen ist. „Mich stört da das Narrativ, wonach der DFB vermeintlich den Frauenfußball in Deutschland rettet. Den Großteil der Investition tätigen immer noch die Klubs“, sagt Osman Cankaya, Sportlicher Leiter der Clubfrauen.

Von den Vereinen werden laut Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, im selben Zeitraum 300 bis 700 Millionen kommen.

Womöglich hat der DFB unterschätzt, welche Kraft die Klubs aus ihrer neuen Einigkeit ziehen. Auch die im Verbund mit den Lizenzvereinen der Männer eher kleinen Vereine betonen in ihren Aussagen vor der Neugründung, man habe sich im Prozess immer gut mitgenommen gefühlt. Daraus entsteht eine sportpolitische Macht, die es so im Fußball der Frauen vielleicht noch nie gegeben hat. Cankaya beurteilt das so: „Auch, wenn man sich nicht bei allem bis ins letzte Detail einig ist, nehme ich unter den Vereinen eine große Geschlossenheit wahr, und das ist wichtig. Letztlich geht es nämlich um die Sache.“