Fußball-Zwerg Jamaika ist eine der Sensationsmannschaften bei der bisherigen Frauen-WM in Australien und Neuseeland! Ungeschlagen und ohne Gegentreffer erreichten die „Reggae Girlz“ bei ihrer zweiten WM-Teilnahme als Gruppenzweiter hinter Frankreich das Achtelfinale und ließen gar die hochgehandelten Brasilianerinnen hinter sich.
Frauen-WM: Was Bob Marley mit Jamaikas WM-Sensation zu tun hat
Jamaika-Sensation dank Bob Marley
In der Runde der letzten 16 winkt nun womöglich ein Duell mit dem DFB-Team, sollte Deutschland am Donnerstag wider Erwarten noch Gruppensieger werden (Südkorea - Deutschland, Do. ab 12 Uhr im LIVETICKER). Ansonsten lautet der Gegner höchstwahrscheinlich Kolumbien.
Jamaikas Triumphzug ist ein wahres Fußball-Märchen und in erster Linie der Familie der bereits 1981 im Alter von 36 Jahren verstorbenen Reggae-Legende Bob Marley zu verdanken – genauer gesagt seiner Tochter, die genauso fußballverrückt wie ihr Vater ist und mit viel Enthusiasmus sowie Tatkraft dafür gesorgt hat, dass Jamaika überhaupt über eine Frauen-Nationalmannschaft verfügt.
Nur weil ihr Sohn Skip Marley, der Enkel der Reggae-Legende, im Jahr 2014 einen Flyer aus der Schule mit nach Hause brachte, durften die Fußball-Fans die „Reggae Girlz“ überhaupt bei der Endrunde 2019 in Frankreich bestaunen. Dass es von der Gründerzeit bis zur WM-Premiere nur fünf Jahre brauchte, ist eine Erfolgsgeschichte der besonderen Art.
Bob Marleys Tochter läutet Jamaikas Triumphzug ein
Im Mittelpunkt steht Cedella Marley, die Mutter Skips und älteste Tochter Bobs. Als sie auf dem Handzettel las, dass für die Neugründung der Frauen-Mannschaft gespendet werden soll, wurde sie hellhörig. Sie telefonierte gleich am nächsten Tag von ihrem Wohnsitz in Florida mit der Heimat und fand heraus, dass es seit vier Jahren kein Nationalteam mehr gab, weil der Verband JFF die finanziellen Mittel gestrichen hatte.
„Die Leute beim Verband haben die Frauen im Stich gelassen. Je mehr ich nachforschte, desto wütender wurde ich“, sagte Cedella Marley dem US-Sportsender ESPN 2019: „Dass so etwas in Jamaika passiert, hat mich aber nicht überrascht. Dort wollen sie die Mädchen lieber in Badeanzügen als in Fußballschuhen sehen.“
Mit dem Engagement von Marley, die hunderttausende US-Dollar sammelte und selbst aufbrachte, sollte sich alles ändern.
Zwar verpassten die „Reggae Girlz“ die WM 2015 und Olympia 2016, aber immerhin nahmen sie dank Marley an der Qualifikation teil. Alle Beteiligten dachten, der Frauenfußball sei auf einem guten Weg – da meldete der Verband das Team 2016 erneut ab.
Doch Marley blieb hartnäckig und setzte sich – angetrieben vom Motto ihres Vaters: „Fußball ist Freiheit“ – über die Bob Marley Foundation als Botschafterin und Sponsorin weiter für das Team ein.
Kanonenfutter 2019 – Sensationsteam 2023
Am Ende einer nervenaufreibenden Qualifikation sicherte sich die Mannschaft im Oktober 2018 nach einem Sieg im Elfmeterschießen gegen Panama das WM-Ticket 2019. „Die Freude war riesig. Ich hatte das Gefühl, dass mein Geist meinen Körper verlässt“, erklärte Marley.
In Frankreich zahlte die Truppe 2019 jedoch Lehrgeld und war nur Kanonenfutter: 0:3 gegen Brasilien, 0:5 gegen Italien und 1:4 gegen Australien. Umso bemerkenswerter ist Jamaikas Entwicklung seitdem.
2023 trotzen die „Reggae Girlz“ in Australien den beiden WM-Favoriten Frankreich und Brasilien in Gruppe F zwei torlose Unentschieden ab, gegen Panama sicherte Allyson Swaby mit einem Kopfballtor den 1:0-Erfolg und somit historischen Debütsieg bei einer Weltmeisterschaft.
Angesichts der bislang gezeigten Leistungen scheint auch eine Fortsetzung über das Achtelfinale hinaus absolut denkbar.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)