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Dieses Wiedersehen weckt böse Erinnerungen

BVB trifft auf DFB-Albtraum

Borussia Dortmund trifft zum Abschluss der Gruppenphase bei der Klub-WM auf Ulsan HD. Die Südkoreaner dürften nicht allzu vielen Fußballfans ein Begriff sein. An einen von ihnen hat Fußball-Deutschland aber böse Erinnerungen.
Vor dem dritten Gruppenspiel der Klub-WM gibt SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer seine Einblicke in das Dortmunder Lager und erzählt, wie BVB-Trainer Niko Kovac ein besonderes Spiel für sich entdeckt hat.
Borussia Dortmund trifft zum Abschluss der Gruppenphase bei der Klub-WM auf Ulsan HD. Die Südkoreaner dürften nicht allzu vielen Fußballfans ein Begriff sein. An einen von ihnen hat Fußball-Deutschland aber böse Erinnerungen.

Die Favoritenrolle ist klar verteilt, wenn Borussia Dortmund heute Abend auf Ulsan HD (21 Uhr im LIVETICKER) trifft. Die Südkoreaner stehen in der Gruppe mit null Punkten auf dem letzten Tabellenplatz und sind deshalb schon sicher ausgeschieden.

Dennoch hob BVB-Trainer Niko Kovac den Zeigefinger: „Wir müssen höllisch aufpassen“, meinte der 53-Jährige. Die üblichen Mahnungen, die Trainer eben so machen, wenn es gegen einen klaren Außenseiter geht? Oder doch mehr? SPORT1 nimmt den BVB-Gegner aus Asien genauer unter die Lupe.

Ulsan HD - ein Werksklub wie Leverkusen

Ulsan HD ist der Werksklub von Hyundai. Der Schiffsbauer, Schwesterunternehmen des Autobauers, gründete den Klub im Jahr 1983 - als Firmenmannschaft „Hyundai-Horang-I“.

Vom Prinzip her ähnelt der Verein Bayer 04 Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg. Die Stadt Ulsan ist das industrielle Herz Südkoreas. Neben der Auto- und Schiffsparte ist dort auch die weltweite drittgrößte Ölraffinerie SK Energy angesiedelt.

Kurios: Ulsan HD hat zwei große Umzüge hinter sich, davon einen kompletten Standortwechsel. Anfang der 1990er Jahre zog das Franchise von Incheon im Norden nach Ulsan im Osten des Landes um.

Dadurch wurde das Team in Ulsan Hyundai FC umbenannt. Die Distanz zwischen beiden Orten beträgt rund 280 Kilometer - Luftlinie. Das wäre so, wie wenn Dortmund auf einmal nach Hamburg umziehen würde.

Dazu kommt ein Stadionwechsel. Bis 2001 spielte im Ulsan Civic Stadium, einem Leichtathletik-Stadion. Dem Klub kam der Bau einer Arena für die WM 2002 gelegen. Das Ulsan Munsu Football Stadium ist seither dauerhaftes Heimstadion des Klubs.

Vieldekoriert - aktuell aber in der Krise

Sportlich gehört der Klub seit einigen Jahren zur Elite auf dem asiatischen Kontinent.

Zuletzt wurde Ulsan HD dreimal hintereinander Meister der südkoreanischen K-League (2022-2024), gewann dazu zweimal die asiatische Champions League (2012, 2020). Aktuell stehen sie in der Liga aber nur auf Rang zehn.

Auch ein Ex-Bundesliga-Profi lief übrigens bereits in der K-League für Ulsan auf: Lukas Hinterseer. Der Neffe von Schlagerstar Hansi Hinterseer - aktuell aktiv bei der WSG Tirol; ehemals u.a. Ingolstadt, Bochum, HSV - hatte im Jahr 2021 ein siebenmonatiges Gastspiel.

Kommt die Hitze in den USA Ulsan entgegen?

„Das ist ein Klub mit Riesenambitionen und einem starken Partner (Hyundai) im Rücken“, sagte Hinterseer SPORT1: „Ich erinnere mich vor allem immer an die Spiele gegen Jeonbuk Motors. Das waren zwei Brüder, die sich immer gebattelt haben um Vize- und Meisterschaft. Das war in etwa so, als wenn der BVB gegen Bayern spielt. Das war schon immer sehr brisant.“

Für Hinterseer ist Ulsan ein ernstzunehmender Gegner: „Wenn du die asiatische Champions League gewinnst, ist das kein Zufall. Die Spiele in der K-League sind immer sehr, sehr intensiv. Gerade im Sommer war es von den Temperaturen her auch immer richtig heiß, die Luftfeuchtigkeit enorm hoch - so wie bei der Klub-WM. Auch wenn das Tempo darunter leidet: Diese Bedingungen kommen ihnen in den USA sicherlich entgegen.“

Ulsan-Torwart ist ein DFB-Schreckgespenst

Ein alter Bekannter spielt auch aktuell bei Ulsan: Jo Hyeon-woo - ein Mann, an den DFB-Fans keine guten Erinnerungen haben: Es war der Torhüter, der bei der WM 2018 in Russland eine tragende Rolle beim deutschen Vorrunden-Aus spielte.

Jo Hyeon-woo war entscheidender Faktor beim Sensationssieg Südkoreas gegen die Auswahl von Joachim Löw. Mit einer überragenden Leistung vereitelte er bei dem 2:0-Erfolg zahlreiche deutsche Torchancen. Seine zum Teil spektakulären Paraden machten den mittlerweile 33-Jährigen zum „Man of the Match” und brachten die DFB-Offensive zum Verzweifeln.

„Die Deutschen haben in den letzten Jahren oft schlechte Erfahrungen gemacht gegen asiatische Teams. Das ist kein Zufall. Der Fußball dort hat sich weiterentwickelt. Sie haben viele technisch versierte und flinke Spieler“, erklärte Hinterseer.

Kovac warnt: „Ein sehr stolzes Volk“

Der BVB stellt sich nicht nur wegen Ulsans Schlussmann auf einen sehr ernstzunehmenden Gegner ein: Eine Gefahr für die zuletzt so wackelige Dortmunder Defensive könnte auch von dem Konterspiel der Koreaner ausgehen.

Auch die Disziplin und Mentalität des Gegners hob Kovac hervor: „Die Asiaten und Südkoreaner allgemein sind ein sehr stolzes Volk“, merkte der Kroate an.

Auch wenn die Dortmunder unter normalen Umständen ihre Überlegenheit ausspielen dürften: Wenn sie Ulsan zu sehr auf die leichte Schulter nehmen, laufen sie Gefahr, ein ähnlich schmerzhaftes Erlebnis zu erfahren wie das DFB-Team.