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Handball: Zweitligaspiel falsch gewertet - HBL zieht Konsequenzen

Handball-Zoff hat Konsequenzen

In der zweiten Handball-Bundesliga kommt es in der Partie zwischen Konstanz und Rostock zu Kapriolen. Die falsche Zählweise der gefallenen Tore hat nun Konsequenzen.
Der HC Empor Rostock erhebt schwere Vorwürfe gegen die HSG Konstanz
Der HC Empor Rostock erhebt schwere Vorwürfe gegen die HSG Konstanz
© Imago
In der zweiten Handball-Bundesliga kommt es in der Partie zwischen Konstanz und Rostock zu Kapriolen. Die falsche Zählweise der gefallenen Tore hat nun Konsequenzen.

Mega-Wirbel in der zweiten Handball-Bundesliga!

Nach der falschen Wertung der Partie zwischen der HSG Konstanz und dem HC Empor Rostock hat die Handball-Bundesliga Konsequenzen gezogen.

„Gemeinsam mit dem Deutschen-Handballbund haben wir das Spiel und die Leistungen von Zeitnehmer, Sekretär und Schiedsrichtern analysiert. In dieser intensiven Nachbereitung hat sich gezeigt, dass es individuelle Fehler gegeben hat. Die verantwortlich handelnden Personen beim DHB haben hier personelle Konsequenzen für die Verursacher beschlossen“, erklärt die HBL gegenüber SPORT1.

So wird von nun an ein „offizieller Delegierter die Spielaufsicht haben“. Das ist bisher nur in der Bundesliga der Fall, soll aber nun auch sukzessive eine Klasse tiefer eingeführt werden.

HBL zieht Konsequenzen

Zudem wird es auch in der Ansetzung der Schiedsrichter eine Änderung geben. Bis auf Weiteres werden ausschließlich Schiedsrichter aus dem Elite- oder Elite-Anschlusskader die Heimspiele der HSG Konstanz pfeifen.

Dabei lässt der DHB in dem gemeinschaftlichen Statement allerdings offen, ob das angesetzte Gespann Lucas Hellbusch & Darnel Jansen zukünftig nochmal in der Halle im Einsatz sein wird. Schließlich ist das Duo Teil des Elite-Anschlusskaders und könnte so angesetzt werden. Auch auf Konsequenzen für den eingeteilten Zeitnehmer oder Sekretär wird nicht näher eingegangen.

Für die Liga ist dennoch klar: „Es ist es uns wichtig, in direkter Folge dieses Einzelfalles ein deutliches Zeichen zu setzen, dass in der 2. HBL alle Gewerke professionell zusammenarbeiten.“

Anzeige stimmte nicht mit Spielgeschehen überein

Was aber ist in der Zweitligapartie eigentlich genau schief gelaufen?

Am 14. Spieltag gastierte der HC Empor Rostock bei der HSG Konstanz. Die Gäste erhoben in der Folge schwere Vorwürfe. Im Fokus der Kritik stand das Endergebnis von 32:32, das so hätte nicht zustande kommen dürfen.

„Wenn wir die stärkste zweite Liga der Welt sein wollen, dann müssen wir schleunigst daran arbeiten, dass wir auch auf diesem Gebiet professioneller werden. Ansonsten können wir es uns sparen sechsstellige Beträge in die Infrastruktur wie LED Banden oder einen einheitlichen Spielboden zu investieren, wenn wir es noch nicht einmal schaffen die gefallenen Tore richtig zusammenzuzählen“, hatte HC-Geschäftsführer Stefan Güter im Interview mit Handball-World gewütet.

Gleich mehrfach während der Partie stimmten das Spielgeschehen und die auf der Anzeigentafel aufgeführten Tore nicht überein.

Rostock informierte die Schiedsrichter

So sprang die Anzeige in der 25. Minute beispielsweise von 11:15 auf 12:15 für Rostock - Konstanz hätte in der Zeit also ein Tor erzielt haben müssen. Das Problem: Die Gastgeber waren zu diesem Zeitpunkt gar nicht in Ballbesitz.

Noch wilder wird der Blick auf den offiziellen Liveticker der Liga. Dort steht es zum besagten Zeitpunkt lediglich 13:14 für Rostock. Beim Abgleich der TV-Bilder stellt SPORT1 fest, dass es den Treffer zum 11:13 von Luis Foege aber nicht im TV-Bild zu finden gibt.

Ähnliche Vorgänge gab es im weiteren Verlauf der Partie noch mehrfach. Noch während der ersten Halbzeit machten die Rostocker Verantwortlichen die Schiedsrichter und das Kampfgericht auf die Fehler aufmerksam.

„Die Schiedsrichter haben unseren Offiziellen nach Rücksprache mit dem Kampfgericht mitgeteilt, dass sie das in der Halbzeit klären wollen. Das dies spieltechnisch aber gar nicht mehr möglich ist, ließen sie unerwähnt“, schildert Güter das Gespräch. So blieb die falsche Zählung der Tore bestehen.

Klub legte keinen Protest ein

„Wenn man sich die Mühe macht und im Video einfach nur die ersten fünf Minuten der Partie mit dem offiziellen Spielbericht abgleicht, dann entsteht leicht der Eindruck, dass das Kampfgericht ein komplett anderes Spiel gesehen hat“, kritisiert Güter weiter.

Demnach ist Konstanz bereits nach 30 Sekunden in Führung gegangen - das belegen die TV-Bilder jedoch nicht. Viel mehr erzielt Rostock nach 1:06 Minuten Spielzeit durch Sveinsson das erste Tor. „Mir fehlt jegliche Phantasie, wie es passieren kann, dass man inklusive Torschützen ein Tor für eine Mannschaft erfasst, die bis dahin noch nicht eine Sekunde in Ballbesitz war.“

Trotz der Vorfälle legten die Gäste übrigens keinen Einspruch ein. „Wir haben bewusst keinen Einspruch gegen die Wertung der Partie eingelegt, denn das hätte neben Kosten in Höhe von fast 10.000 Euro für Busfahrt, Übernachtungen und Verpflegung auch bedeutet, dass wir zusätzlich zu den ohnehin schon sehr weiten und aufwendigen Auswärtsfahrten weitere 2.000 km quer durch Deutschland hätten fahren müssen“, begründet der Rostocker Geschäftsführer.

Forderung: HBL müsste Einspruch einlegen

Des Weiteren spiele auch eine Rolle, dass die Spieler des Vereins keine Voll-Profis sein und „drei zusätzliche Urlaubstage“ beantragen müssten, wenn es zu einer Wiederholung kommen würde.

Den fehlenden Protest bestätigt auch die Liga auf SPORT1-Nachfrage: „Wäre dies erfolgt, hätte sich das Bundessportgericht mit dem Vorfall und einer möglichen Spielwiederholung befassen können.“

Dennoch fordert Güter: „Ich denke aber auch, dass an dem Prozedere, dass nur Einspruch eingelegt werden kann, wenn dieser im Spielbericht angekündigt wurde, etwas geändert werden muss. Auch dass nur die beteiligten Mannschaften Einspruch einlegen können, halte ich für fragwürdig. Meiner Meinung nach muss sich in solchen Fällen die Liga als unabhängige Instanz von sich aus einschalten.“