Rekordnationalspielerin Grit Jurack glaubt fest an ein Weihnachtsmärchen der deutschen Handballerinnen bei der Heim-WM. „Ich traue der Mannschaft absolut zu, in unsere Fußstapfen von 2007 zu treten“, sagte die ehemalige DHB-Kapitänin dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Vor allem aufgrund ihrer Breite. Wir hatten damals wirklich neun Top-Spielerinnen, dahinter aber nicht mehr viel. Heute verfügt das Team über viel Auslandserfahrung und auch Champions-League-Erfahrung. Das wird helfen, dem Druck standzuhalten.“ Die deutsche Frauenhandballikone hatte das DHB-Team als WM-Torschützenkönigin vor 18 Jahren mit Bronze zur bislang letzten Medaille geworfen.
"Medaille wie WM-Titel": Jurack glaubt an ihre Handball-Erben
Jurack glaubt an ihre Handball-Erben
Jurack stellt dem aktuellen Team ein hervorragendes Zeugnis aus. „Die Mannschaft macht es richtig gut. Es macht Spaß, ihr zuzusehen“, so die 306-malige Nationalspielerin: „Die Torhüterinnen zeigen Topleistungen und halten dieses Niveau, die Abwehr spielt stark und die Außen treffen alles. Zudem besticht das deutsche Team mit der Breite im Kader. Bei Wechseln kommt kein Bruch ins Spiel. Das Niveau wird gehalten und eher besser als schlechter.“
Jurack warnt vor dem Viertelfinal-Showdown gegen Brasilien am Dienstag (17.15 Uhr/ZDF) aber davor, das Spiel auf die leichte Schulter zu nehmen. „Bislang wurde die Mannschaft nicht zu 100 Prozent gefordert und musste nicht an ihre Grenze gehen. Jetzt geht es los - und genau das ist die Gefahr bei einem so aufgeblähten Turnier“, sagte Jurack: „Mit Brasilien kommt jetzt ein richtiges Brett. Die Brasilianerinnen spielen anders, sie sind physisch sehr stark und spielen körperbetont. Es besteht die Gefahr, dass es nach einer geilen Vor- und Hauptrunde jetzt ganz schnell zu Ende sein könnte. Jetzt, wenn es richtig losgeht, zeigt sich, ob die Mannschaft im Vergleich zu den letzten Jahren gewachsen und auch zusammengewachsen ist.“
Jurack glaubt dennoch an einen deutschen Erfolg. „Mein Tipp ist, dass Deutschland unter die Top-Vier kommt. Und wenn sie eine Medaille holen sollten, wäre das wie ein WM-Titel“, sagte sie. Vor einem möglichen Halbfinale gegen Dänemark oder die Niederlande habe sie keine Angst, „aber Norwegen als möglicher Finalgegner spielt in einer anderen Liga“.
Doch ungeachtet des sportlichen WM-Ausgangs werde das Turnier für den Frauenhandball laut Jurack „leider nichts Nachhaltiges bewirken. Ich finde es zum Kotzen, dass im frei empfangbaren Fernsehen in Deutschland Fußball-Mist aus der vierten Liga gezeigt wird anstatt die Vor- und Hauptrunde einer Heim-WM im Handball.“ Für eine nachhaltige Entwicklung, betonte die frühere Rückraumspielerin, hätten „die deutschen Spiele von Beginn an gezeigt werden müssen. Ich verstehe es nicht, warum den Frauen keine Chance gegeben worden ist. So werden die Kinder auch neuer Vorbilder und Idole beraubt.“
Sie selbst habe die WM-Spiele bislang „live und kostenlos“ im dänischen Fernsehen geschaut. Dort würden die Partien auf vier frei empfangbaren Sendern übertragen.