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Handball: Bundesliga-Dino VfL Gummersbach ist wieder da

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Handball: Bundesliga-Dino VfL Gummersbach ist wieder da

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Die Auferstehung des Dinos

Nach dreijähriger Abstinenz ist der VfL Gummersbach in das deutsche Handball-Oberhaus zurückgekehrt – und sorgt wieder für Furore.
Nationalspieler Julian Köster kämpft mit dem VfL Gummersbach nun in der Bundesliga um Punkte
Nationalspieler Julian Köster kämpft mit dem VfL Gummersbach nun in der Bundesliga um Punkte
© Imago
ntrettin
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Den 9. Juni 2019 wird beim VfL Gummersbach niemand vergessen.

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An jenem Tag stieg der Traditionsklub aus dem oberbergischen Land, der in den Siebziger- und Achtzigerjahren alle renommierten Trophäen einheimste, erstmals nach 53 Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit in die Zweitklassigkeit ab.

Und zwar auf die wohl bitterste Art und Weise. Am 34. Spieltag der Saison 2018/19 trafen die Gummersbacher auf Bietigheim, die selbst einen Sieg benötigten, um sich definitiv retten zu können. Zehn Sekunden vor Schluss kam der VfL beim Stand von 25:25 ein letztes Mal in Ballbesitz. Offenbar waren die beteiligten Personen aber der Ansicht, dass ihnen ein Unentschieden im Abstiegskampf genügen würde – ein fataler Irrtum. (BERICHT: Was Gummersbachs Abstieg bedeutet)

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Denn: Parallel lief das Duell zwischen Ludwigshafen und Minden. Die ortsansässigen Eulen erzielten kurz vor dem Ende den 31:30-Siegtreffer und feierten ein wahres Handball-Wunder. Dabei war das Remis im Gummersbacher Spiel die Basis dafür, dass sich die Ludwigshafener überhaupt Hoffnungen auf den Ligaverbleib machen durften. Bei Punktgleichheit gab schließlich die Winzigkeit von einem Treffer den Ausschlag bei der Tordifferenz.

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Während Ludwigshafen die sensationelle Rettung schaffte, stürzten sich Gummersbach und Bietigheim gegenseitig ins Tal der Tränen. „Es ist das eingetreten, was zu befürchten war“, sagte VfL-Vereinsikone sowie Ex-Bundestrainer Heiner Brand damals und sprach von einem „großen Verlust für die Handball-Bundesliga.“

Gummersbach setzt nach HBL-Rückkehr auf junge Talente

Drei Jahre benötigte der Traditionsverein, um den schweren Schock zu verdauen. Mittlerweile taucht Gummersbach wieder auf der deutschen Handballlandkarte auf – und gibt prompt eine gute Figur ab, als wäre man nie weg gewesen.

Noch vor wenigen Monaten dominierten die Oberbergischen in der 2. Liga, schafften letztlich souverän den Aufstieg und konservierten den Schwung über die Sommerpause hinweg. Einzig die finanzielle Situation des Vereins ist aufgrund früherer Altlasten nach wie vor angespannt, wenngleich der VfL nun deutlich besser aufgestellt ist.

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Und dennoch bleibt der Erfolgsweg der gleiche wie in der jüngeren Vergangenheit. Hoffnungsvolle Talente oder Nachwuchsspieler aus der eigenen Akademie stellen die Säulen des Teams dar.

Vorerst mit Erfolg: Gummersbach rangiert nach neun Spieltagen im Tabellenmittelfeld und feierte bereits fünf Siege. Die zu Beginn so gefürchteten Abstiegsränge hat der Verein ordentlich distanziert. (SERVICE: HBL-Tabelle)

Köster: „Das gesamte Umfeld lebt den Handball“

Als Aufsteiger könne man „von einem gelungenen Start sprechen“, sagte VfL-Kapitän Julian Köster im SPORT1-Interview. „Jeder Punkt, den wir sammeln können, tut uns gut und nehmen wir mit.“

Gemeinsam mit Neuzugang und Spielmacher Dominik Mappes bildet der deutsche Nationalspieler das Herzstück des Gummersbacher Angriffsspiels. Mit insgesamt 62 Treffern gehört Mappes zu den besten Torschützen der gesamten HBL, Köster hat mit 48 Assists sogar eine ligaweite Bestmarke inne. (SERVICE: Ergebnisse und Spielplan der HBL)

Julian Köster, Dominik Mappes und VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson bilden in Gummersbach ein Erfolgstrio
Julian Köster, Dominik Mappes und VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson bilden in Gummersbach ein Erfolgstrio

„Klar ist, dass wir so früh wie möglich den Klassenerhalt schaffen möchten. Und dann wollen wir uns als Verein Stück für Stück weiterentwickeln“, erklärte Köster, der seinen Vertrag im oberbergischen Land schon im Sommer vorzeitig bis 2025 verlängert hat.

Ein unmissverständliches Signal: Der 22-Jährige möchte an der großen Klubgeschichte weiterschreiben. „Das gesamte Umfeld lebt den Handball. Das spürt man überall. Das ist etwas ganz Besonderes“, fügte er hinzu.

Köster spricht über Sigurdssons Bedeutung

Neben Köster und Mappes sitzt das dritte essenzielle VfL-Puzzleteil, das maßgeblich am Aufschwung des Traditionsklubs beteiligt ist, auf der Trainerbank.

Seit der Saison 2020/21 fungiert Gudjon Valur Sigurdsson als Übungsleiter in Gummersbach. Als aktiver Spieler hat der Isländer jegliche Facetten des Handballs kennengelernt und ist inzwischen mit allen Wassern gewaschen.

Ob beim THW Kiel, dem FC Barcelona oder Paris St. Germain – der 43-Jährige räumte in früheren Jahren reihenweise Trophäen ab. Neben zwei deutschen Meistertiteln gewann der ehemalige Linksaußen unter anderem die Champions League 2015. Mit der isländischen Nationalmannschaft, für die er 364 Partien absolvierte und unfassbare 1875 Tore erzielte, kam die Olympische Silbermedaille 2008 sowie Bronze bei der Europameisterschaft 2010 hinzu.

Auch in Gummersbach spielte der Ex-Profi: Von 2005 bis 2008 trug Sigurdsson das Trikot der Oberbergischen und avancierte innerhalb kürzester Zeit zum Publikumsliebling und absoluten Leistungsträger.

„Goggi (Gudjon Valur Sigurdsson, Anm. d. Red.) kennt die Liga in und auswendig. Er lässt die gesamte Mannschaft an seiner Erfahrung teilhaben. Gerade den jungen und unerfahrenen Spielern ist das eine Hilfe“, hob Köster hervor.

VfL noch „lange nicht am Ende der Entwicklung“

Trotz des positiven Auftakts bleiben die Gummersbacher auf dem Boden. „Klar, war es ein guter Saisonstart. Aber es war eben auch nur der Beginn einer langen Spielzeit“, betonte Köster.

Dass es nämlich auch noch reichlich Entwicklungspotenzial gibt, zeigte Gummersbach beispielsweise bei den Erfolgen gegen Hamm-Westfalen (29:28) oder Stuttgart (29:24), als komfortable Polster durch lange Schwächephasen fast noch verspielt wurden. (NEWS: Alle Infos zur Handball-Bundesliga)

Noch auffälliger zeigte sich die teilweise fehlende Reife beim Auswärtsspiel in Melsungen. Dort gaben die Oberbergischen eine 14:10-Halbzeitführung aus der Hand und unterlagen am Ende nahezu chancenlos mit 22:28.

„Wir haben eine sehr junge Mannschaft mit vielen Spielern, die noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung stehen. Es gibt viele individuelle und auch mannschaftliche Bereiche, in den wir uns noch entwickeln können und werden“, ergänzte Köster.

Auch dem 22-Jährigen ist bewusst, dass die Mannschaft noch „mehr Konstanz über die gesamten 60 Minuten hinbekommen“ muss. Doch unabhängig davon: Den starken Gesamteindruck können die kleinen Ausrutscher kaum schmälern.

„Gummersbach hat eine tolle Qualität“

Aus gutem Grund: Selbst aus dem Lager der Konkurrenz wird der Aufsteiger seit Wochen mit Lob und Anerkennung überschüttet.

Am 2. Spieltag biss sich der SC Magdeburg als amtierender Meister im Oberbergischen die Zähne aus. Erst in der Schlussphase holte der haushohe Favorit einen Rückstand auf und gewann knapp mit 30:28, weshalb sich Bennet Wiegert hinterher geradezu entschuldigte. „Es tut mir fast leid für Gummersbach, der VfL hat fantastisch gespielt und hätte mehr verdient gehabt - sorry“, formulierte der SCM-Trainer mitfühlend.

Der VfL Gummersbach verlangte dem SC Magdeburg alles ab
Der VfL Gummersbach verlangte dem SC Magdeburg alles ab

Kein versöhnliches Ende nahm das Gastspiel in Gummersbach bekanntlich für den TVB Stuttgart. „Dem VfL wünsche ich alles Gute, denn er ist eine der Mannschaften, die derzeit den besten Handball in der Liga spielt“, adelte Roi Sánchez daraufhin, der als Chefcoach der Schwaben mittlerweile entlassen wurde.

Auch beim SC DHfK Leipzig schwärmten die Verantwortlichen nach einem spektakulären 36:36-Remis über den zwölfmaligen deutschen Meister. „Es war das brutalste Tempospiel, mit dem wir in der letzten Zeit konfrontiert worden sind. Gummersbach hat eine tolle Qualität und eine tolle Handballhalle“, sagte Trainer André Haber.

Gut möglich, dass nicht zum letzten Mal derart lobend über den Traditionsverein gesprochen wurde und diese Erfolgsserie im oberbergischen Land noch eine Weile anhält.