Der Traum vom WM-Titel ist für die deutsche Handball-Nationalmannschaft ausgeträumt. Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason unterlag im Viertelfinale der Handball-WM dramatisch mit 30:31 (26:26), (9:13) gegen Portugal nach Verlängerung.
WM-Thriller! Deutschland ist raus

„Es ist sehr bitter für die Jungs, dass sie nach diesem Kampf und diesem Einsatz so in letzter Sekunde nicht weiterkommen“, sagte Gislason am ARD-Mikrofon. Das entscheidende Tor für die Portugiesen fiel vier Sekunden vor Schluss. Kapitän Johannes Golla konstatierte: „Am Ende sind es Kleinigkeiten.“

„Aus Niederlagen lernt man am meisten. Wir müssen das analysieren. Die Kleinigkeiten, die Abpraller sind uns heute nicht in die Hände geflogen. Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken“, forderte Zerbe. Gislason meinte: „Am Ende haben es die Portugiesen heute wahrscheinlich verdient.“
Handball-WM: Überragender Wolff reicht DHB-Team nicht
Deutschland fand von Beginn an nicht ins Spiel und lief in der gesamten Partie einem Rückstand hinterher. Dem DHB-Team gelang erst nach sechs Minuten der erste Treffer und auch danach wurde es nicht besser. Nach 10 Minuten lag Deutschland mit 1:5 zurück.
In der Folge kämpfte sich das DHB-Team zwar angeführt von einem starken Andreas Wolff, der insgesamt starke 21 Bälle parierte, zurück ins Spiel und ging sogar in der 47. Minute in Führung, doch auch Portugal gab sich nicht auf.
Mit dem letzten Angriff der Partie hätte Deutschland das Halbfinale klar machen können, doch bekam keinen gefährlichen Wurf aufs Tor. In einer umkämpften Verlängerung hatten dann die Portugiesen doch noch das bessere Ende und trifft im Halbfinale am Freitag auf den Top-Favoriten Dänemark.
Wolff erst extrem sauer, dann bitter enttäuscht
Nach dem Spiel war die Enttäuschung beim DHB-Team riesig. Gerade der überragende Andreas Wolff zeigte sich unglaublich frustriert. Der Torhüter saß lange tieftraurig auf dem Bode und starrte mit glasigen Augen ins Nichts.
Schon während des Spiels war Wolff durch große Emotionen aufgefallen. Weil ihn seine Vorderleute phasenweise im Stich gelassen hatte, trommelte er mehrfach wütend auf den Boden und brüllte seine Vorderleute lautstark an. „Wolff ist sauer, völlig zurecht“, merkte auch ARD-Experte Johannes Bitter an.
Enttäuscht zeigte sich auch Rückraum-Star Renars Uscins, der gegen Portugal ein schwaches Spiel zeigte. Der Linkshänder saß nach dem Spiel auf der Bank und vergoss bittere Tränen.
Deutschland verschläft Start
Ins Viertelfinale startete Deutschland unterirdisch. Obwohl Keeper Wolff allein in den ersten fünf Minuten fünf (!) Bälle parierte, gehörte die Anfangsphase den Portugiesen. Vorne fehlte es ohne Knorr, den Gislason nach dessen Erkältung zu Beginn auf der Bank ließ, an Durchschlagskraft. Die Abwehr wirkte gegen die flinken Südeuropäer vor allem im Zentrum überfordert.
Gislason reagierte auf den schnellen 1:5-Rückstand und brachte Knorr nach zehn Minuten. Dies zeigte Wirkung. Die deutsche Offensive ging nun mehr in die Tiefe, Knorr traf zum 3:6 (14.) - und hinten hielt Wolff einfach weiter. „Wir sind jetzt im Spiel drin“, rief Gislason seinen Spielern in einer Auszeit zu. Weiter als bis auf 6:7 (20.) kam Deutschland bis zur Pause aber nicht heran, weil Portugal weiterhin cleverer spielte und in Überzahl zwei Mal quer über das Feld ins verwaiste deutsche Tor traf.
Den besseren Start in die zweite Halbzeit erwischte das deutsche Team. Vor allem offensiv. Immer wieder suchten und fanden die deutschen Angreifer nun Kreisläufer Golla, der die Chancen aus kurzer Distanz eiskalt nutzte. In dieser Phase profitierte die DHB-Auswahl auch von der Hinausstellung gegen Luís Frade, der für ein übles Foul an Renars Uscins die Rote Karte sah (35.). „Das könnte ein Gamechanger sein“, sagte ARD-Experte Johannes Bitter.
Auch Gislason witterte nun die Chance. „Sehr gut, sehr gut. Wir müssen weniger motzen, vor allem ich, sonst kriege ich zwei Minuten“, brüllte Gislason mit kratzender Stimme. Als Knorr wenig später zum 17:18 traf (43.) und dann Zerbe das deutsche Team mit drei Treffern in Serie auch noch zum ersten Mal in Führung warf (20:18), sprang die gesamte deutsche Bank jubelnd auf.
In der Folge entwickelte sich eine dramatische Schlussphase, in der weiterhin Wolff eine der Hauptrollen spielte. Der Kieler Torhüter hielt etliche freie Bälle, konnte das 22:22 (53.) aber auch nicht verhindern. Das Spiel war längst ein echter Handball-Thriller - mit dem besseren Ende für Portugal.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)