Aus Brasilien berichtet Martina Farmbauer
Wiederbelebung mit Dunga
Wiederbelebung mit Dunga
Rio de Janeiro - Das Angebot ist sehr verlockend gewesen.
Einen Vierjahresvertrag als Nationaltrainer und einen Bonus von fünf Millionen Dollar bot der venezolanische Fußballverband Carlos Dunga, falls er die Auswahl des Landes zur Weltmeisterschaft in Russland 2018 führen würde.
Als der ehemalige Coach der brasilianischen Nationalmannschaft dieses Angebot nicht annahm, blieb vielen Brasilianern nur ein Schluss daraus: Er muss eine bessere Möglichkeit bekommen haben. Eine zweite Chance, die für viele zugleich auch einen Schritt zurück bedeutete.
Am Sonntagabend bestätigten sich die Spekulationen.
Dunga soll es richten
Jedenfalls meldeten verschiedene Medien wie "Globoesporte" und die "Folha de Sao Paulo" übereinstimmend, dass der neue Trainer, den der brasilianische Fußballverband an diesem Dienstag vorstellen wird, Dunga sein würde (News).
Dunga, Jose Maria Marin, der Präsident des brasilianischen Fußballverbandes (CBF) und Marco Polo del Nero, dessen designierter Nachfolger, sollen sich in Sao Paulo in den vergangenen Tagen mehrmals getroffen haben.
Zuvor hatten Tite, der mit dem SC Corinthians Sao Paulo im Jahr 2012 die Klubweltmeisterschaft gewonnen hatte, und Alexandre Gallo, der schon zum Trainerstab der CBF gehört, als Favoriten gegolten.
Doppelpsitze mit Weltmeister-Kollege?
Doch entscheidend war offensichtlich, dass die CBF Gilmar Rinaldi zum neuen Koordinator für die Nationalmannschaften berufen hat.
Denn dieser ist nicht nur ein ehemaliger Spielerberater, was in Brasilien viel Kritik ausgelöst hat; sondern auch ein ehemaliger Weggefährte Dungas. Bei der WM 1994 war Dunga Kapitän, Rinaldi (Ersatz-)Torwart.
Der sagte bei seiner Präsentation am vergangenen Donnerstag noch: "Wir müssen jemanden zu Hause suchen."
Nach dem 1:7 gegen Deutschland im Halbfinale der Weltmeisterschaft und dem 0:3 im Spiel um Platz drei gegen die Niederlande hatte es in Brasilien Überlegungen gegeben, einen ausländischen Trainer zu verpflichten.
Dunga sorgt für Polemik
Dunga hat den Vorteil, dass er Brasilianer ist und auch schon im Ausland, unter anderem beim VfB Stuttgart, gespielt hat, Spielweise und Mentalität kennt.
Seitdem sein Name in der Diskussion um die Nachfolge Luiz Felipe Scolaris zum ersten Mal auftauchte, gab es aber auch schon viel Polemik. Dunga gilt als Symbol für Kraft- und Ergebnisfußball, sein Motto: "Man muss effizient spielen."
In seiner ersten Amtszeit als Trainer der Selecao von 2006 bis 2010, gewann er die Copa America 2007 und den Confederations Cup 2009.
Aber bei der WM 2010 schied er im Viertelfinale gegen die Niederlande aus. Die Schmährufe von damals schmerzen ihn noch heute. "Ja, das ist hart", sagte er während der vergangenen WM.
Konflikte mit dem Leitmedium "Globo"
Berühmt-berüchtigt ist sein Umgang mit den Medien. Dunga wollte alle gleich behandeln, womit er sich in einem Land, in dem "Rede Globo" die Landschaft bestimmt, Feinde machte.
Zum Verhängnis wurde ihm damals, dass er einen "Globo"-Kommentator in einer Pressekonferenz bei offenem Mikrofon beschimpfte. Heute schreibt "Globoesporte", dass Dunga erfahrener als 2006 zurückkehrt.
Nach der gescheiterten Mission , bei der Heim-WM die "Hexacampeonato", dem sechsten Weltmeistertitel, zu gewinnen, ist das Ziel nun eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016.
Russland 2018 als Ziel
Dungas schwierige Aufgabe dürfte sein, die Mannschaft, die bei der vergangenen WM im Einsatz war, mit Blick auf die WM 2018 in Russland umzubauen. Bereits im August stehen in den Vereinigten Staaten Freundschaftsspiele an.
Die Aufgabe in Venezuela wäre womöglich leichter gewesen als das.