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Diese Rolle spielt Podolski in Polen - sein Trainer berichtet

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Diese Rolle spielt Podolski in Polen - sein Trainer berichtet

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Diese Rolle spielt Poldi in Polen

Weltmeister Lukas Podolski hat seit Sommer bei Gornik Zabrze einen neuen Trainer. Bartosch Gaul spricht im SPORT1-Interview über die Zusammenarbeit mit Poldi, den großen Sprung in eine neue Liga xxxx
Lukas Podolski beeindruckt mit einem unfassbaren Kunstschuss aus der eigenen Hälfte. Der Weltmeister von 2014 sorgt für ungläubige Gesichter.
cmichel
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Weltmeister Lukas Podolski hat seit Sommer bei Gornik Zabrze einen neuen Trainer.

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Bartosch Gaul heißt der Mann, der jetzt Poldi in Polen trainiert. Zunächst war er beim FC Schalke 04 ausgebildet worden und führte zuletzt die zweite Mannschaft des FSV Mainz 05 erfolgreich, bevor es in den Süden Polens ging. (NEWS: Podolski bekommt neuen Coach)

Im SPORT1-Interview spricht der 35-Jährige über die Zusammenarbeit mit Podolski, den Sprung in eine neue Liga und eine etwaige Rückkehr nach Deutschland.

SPORT1: Herr Gaul, Sie haben bis zum Sommer die zweite Mannschaft des FSV Mainz 05 trainiert. Dann folgte der Wechsel nach Polen zu Gornik Zabrze. Was waren die Gründe für diesen Schritt.

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Gaul: Ich habe lange Zeit in den Nachwuchsleistungszentren auf Schalke und in Mainz verbracht. Die Ausbildungsarbeit mit jungen Spielern hat mir zwar Spaß gemacht. Aber eine U23 ist immer eine Mannschaft der Kompromisse. Dort kannst du deine Philosophie nicht vollumfänglich einbringen. Als im Sommer die Anfrage aus Zabrze kam, war für mich klar, dass ich diesen nächsten Schritt gehen möchte. Als gebürtiger Pole habe ich diese Wurzeln. Dazu erinnerte mich das Umfeld des Klubs sehr an die Region des Ruhrgebiets, auch an die Klubs dort. Ich wollte für meine Entwicklung die Komfortzone verlassen. Das habe ich getan und mich auf eine neue Herausforderung eingelassen.

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Bartosch Gaul ist Trainer bei Gornik Zabrze
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SPORT1: Der Sprung war groß. Das Umfeld in Mainz ist eher ruhig und gelassen. Trainer können dort in Ruhe arbeiten, sich entwickeln. Wie ist die Atmosphäre bei einem Klub wie Zabrze, der seit fast 35 Jahren auf seinen Meistertitel Nummer 15 wartet?

Gaul: Diese Erwartungshaltung bei einem Traditionsklub wie Zabrze ist eine gewaltige Herausforderung. Deswegen habe ich mich komplett aus der Komfortzone herausbewegt. In Zabrze hast du eine große Tradition im Verein. Die Region ist fußballbegeistert, die Fans sehr sind sehr euphorisch. Das ist ähnlich wie auf Schalke, auch hier ist Fußball wie eine Religion. Dementsprechend ist die Sehnsucht nach Erfolgen bei Fans und Mitarbeitern groß. Das ist natürlich nicht so einfach zu moderieren, weil sich der Fußball in diesen 34 Jahren sehr verändert hat. Du musst als Klub einerseits gewisse Träume haben, aber trotzdem realistisch an die Aufgabe herangehen. Um das hinzubekommen, musst du die richtige Balance finden. Das ist manchmal schon eine gewisse Herausforderung. Aber die Aufgabe hier macht mir total Spaß, sie ist sehr reizvoll.

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Schwieriger Start bei Gornik Zarbze

SPORT1: Nach 17 Partien stehen zum Hinrunden-Ende 20 Punkte auf dem Konto. Wie zufrieden sind Sie mit ihrem ersten Halbjahr in einer ersten Liga?

Gaul: Natürlich hätten wir gerne ein paar Punkte mehr gesammelt und die hätten wir auch haben können. Jetzt ist allerdings ein guter Zeitpunkt, um die ersten Monate reflektieren zu können. Wir konnten unsere Spielphilosophie einbringen. Mein Wunsch ist, die Kontrolle über ein Spiel zu haben. Das beginnt mit einem hohen und intensiven Pressing, um wenige gegnerische Pässe zuzulassen und das Spiel ohne Ball zu kontrollieren. Auch im Spiel mit Ball haben wir sehr gute statistische Werte. In vielen Partien hatte meine Mannschaft deshalb auch die Spielkontrolle. Gegen die Teams von oben konnten wir dadurch gewinnen. Gegen teilweise sehr tief stehende Mannschaften haben wir uns allerdings schwergetan und zu viele Punkte verloren.

SPORT1: Welche Gründe sehen Sie dafür?

Gaul: Wir wollen aktiv sein und mit Ball am Fuß agieren. Das ist komplexer zu trainieren als nur die reine Defensivarbeit. Ich bin deshalb zufrieden mit den Fortschritten. Jetzt wollen wir die Spielphilosophie vertiefen. Wir hätten zwar noch weiter sein können, doch vor allem im Sommer und Herbst hatten wir mit Widrigkeiten zu kämpfen.

SPORT1: Welche Probleme waren das?

Gaul: Das Transferfenster war bis Anfang September geöffnet. Wir hatten schon sieben oder acht Spieltage hinter uns und mussten dann im Laufe dieser Zeit einen Umbruch meistern, weil uns noch Spieler verlassen haben und wir für Ersatz sorgen mussten. Es war ein Riesenbrett für den Verein, dass wir den Kader so kurzfristig noch umbauen mussten. Wir konnten auch nicht alle eingenommenen Gelder reinvestieren. Und unser Präsident Arkadiusz Szymanek ist zurückgetreten, weshalb ich noch mehr Aufgaben zu meistern hatte. Mit Rafal Janicki hatte sich ein Schlüsselspieler den Fuß gebrochen, auch Lukas Podolski ist mehrere Partien ausgefallen. Wir mussten deshalb nach dem Ende der Transferperiode umdenken und einen vereinslosen Spieler verpflichten – obwohl wir im Sommer sowieso schon einen richtig großen Umbruch hatten. Wir hätten natürlich gerne mehr Punkte gesammelt, aber aufgrund der Vielzahl an Herausforderungen, die wir meistern mussten, sind wir mit der Hinserie nicht unzufrieden.

Lukas Podolski im Trikot von Gornik Zabrze
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„Lukas hat diese gewisse Mischung“

SPORT1: Wie würden Sie aktuell das Niveau der polnischen Liga im europäischen Vergleich bezeichnen?

Gaul: Ein Vergleich ist kompliziert. Die Topklubs Legia Warschau, Widzew Lodz oder Pogon Stettin haben ein Niveau, mit dem sie sich in der Bundesliga einpendeln könnten. In der Liga gibt es eine extreme Spannweite.

SPORT1: Beim 4:1-Sieg beim damaligen Tabellendritten Pogon Stettin zeigte Lukas Podolski bei einem Traumtor aus der eigenen Hälfte seine ganze Klasse. So etwas erleben ja auch Sie sicherlich nicht in jeder Trainingseinheit, oder?

Gaul: Dieser Treffer von Lukas Podolski war natürlich etwas ganz Besonderes. Das sind auch die Momente, in denen wir als Mannschaft auf diese individuellen Qualitäten eines Spielers wie Podolski angewiesen sind - unabhängig von einem taktischen Plan. Lukas hat diese gewisse Mischung aus Erfahrung und Qualität. Dieser Treffer war an dem Abend bei Pogon Stettin das i-Tüpfelchen. (NEWS: Podolski gelingt Zaubertor)

„Ich wäre als Trainer dumm...“

SPORT1: Ist es in einer gewissen Art und Weise inspirierend, einen Spieler der Güteklasse Lukas Podolski trainieren zu dürfen?

Gaul:  Ich wäre als Trainer dumm, wenn ich nicht von dem riesigen Erfahrungsschatz eines Spielers wie Lukas Podolski profitieren und in gewissen Situationen bei ihm nachfragen würde. Bei Lukas höre ich immer wieder rein. Aber ich probiere generell ,von den erfahrenen Spielern zu profitieren, weil das für die Zusammenarbeit wichtig ist. Die Mannschaft soll das, was ich vorhabe, auf dem Platz umsetzen. Dafür benötige ich ihre Unterstützung. Wenn 20.000 Fans im Stadion sind, dann erreichst du die Spieler auch auf kürzeste Distanz kaum mit deinen Rufen, weil es laut ist. Deshalb versuche ich, erfahrene Spieler wie Podolski auf dem Weg mitzunehmen.

SPORT1: Sie selbst sind noch ein echter Jungspund als Trainer. Begonnen hat Ihre Karriere beim FC Schalke 04 mit noch 19 Jahren im U-Bereich. Was hat Ihnen Lehrmeister Norbert Elgert mit auf den Weg gegeben?

Gaul: Norbert Elgert ist schon sehr lange im Trainerbereich unterwegs. Er hat so viel Erfahrung gesammelt, das kannst du in keinem Lehrbuch nachlesen. Neben den fachlichen Dingen hat Elgert auf den mentalen Bereich gesetzt. Viele Dinge werden zwischen den Ohren entschieden. Davon habe ich profitiert. Das Mindset entscheidet über den Erfolg und ist vor allem bei den normal talentierten Spielern extrem wichtig. Auch die Lernbereitschaft, immer besser werden zu wollen, habe ich von Elgert mitgenommen. Er hat stets gesagt: ‚Du selbst bist der Schlüssel für deinen Erfolg‘. Wenn du negativ gestimmt und nicht von deiner Philosophie überzeugt bist, dann überträgt sich das auf die Mannschaft. In diesem Bereich der Mentalitätsschulung hat sich Norbert Elgert von anderen Trainern abgehoben.

SPORT1: Haben Sie einen Karriereplan, der die Rückkehr nach Deutschland vorsieht?

Gaul: Karrierepläne habe ich mittlerweile nicht mehr (lacht). Vor ein paar Jahren hatte auch ich noch Karrierepläne. Aber natürlich trage ich den Traum in mir, irgendwann einmal in einer der besten Ligen der Welt – und das ist die Bundesliga – trainieren zu dürfen. Aber ich habe im Fußball gemerkt, dass ich fokussiert bleiben und meine Gedanken nicht zu sehr mit Fragen nach der Zukunft belasten sollte. Ich brenne aktuell für den Job bei Gornik Zabrze. Darauf konzentriere ich mich, das ist für mich entscheidend. Und dann wird das Leben schon einen vernünftigen Plan mit mir haben. So ist meine Einstellung. Der Fußball ist enorm abhängig von den Momentaufnahmen, die du auf deiner Seite haben musst. Das wirst du nur beeinflussen können, wenn du wirklich alles dafür tust.