Lionel Messi feierte sich selbst: Zwei knappe Schritte Anlauf für über 20 Meter Flugbahn, ein gefühlvoller Schlenzer mit dem linken Zauberfuß, und als der Ball erst noch im rechten Torwinkel einschlagen musste, drehte sich Argentiniens Superstar schon mit weit ausgestreckten Armen ab.
Messi-Rekord sorgt für Tränen-Meer
Mit seinem 800. Tor in einer nun mehr als kompletten Fußballer-Karriere heizte die ewige Nummer „10″ der Gauchos die weltmeisterliche Stimmung beim 2:0 (0:0) gegen ein B-Team aus Panama zusätzlich an.
„Von diesem Moment habe ich immer geträumt, mit euch in diesem Land zu feiern“, gestand der 35 Jahre alte siebenmalige Weltfußballer nach Schlusspfiff über Mikrofon den 83.196 Fans im proppenvollen Monumental-Stadion von Buenos Aires.
Und Argentiniens „Hinchas“ sangen mit feuchten Augen ohne Pause, rührten ihre Weltmeister schon vor Anpfiff mit aus voller Kehle gegröltem WM-Hit „Muchachos“ und bei der Nationalhymne zu Tränen.
Vergessen war in diesem Moment auch, dass Messi von seinen Gegenspielern zuvor bisweilen mächtig auf die Socken bekommen hatte, dabei auch eine Risswunde am Knie erlitt.
Messi mit Rekord - und erneutem WM-Pokal
Am Ende bekam Messi wie die anderen Helden vom 4:2-Elfmeterdrama auf der finalen Achterbahnfahrt vor exakt 95 Tagen gegen Frankreich (3:3 n.V.) als Dankeschön eine Replik des goldenen WM-Pokals.
Die Trophäe, die ihn nun wie Argentiniens Weltmeister-Helden Mario Kempes (1978) und Diego Maradona (1986) am Rio de la Plata unsterblich macht.
Wie auch sein Jubiläumstor. Für den FC Barcelona waren es 672 in 778 Spielen, für Noch-Arbeitgeber Paris St. Germain, der nach dem Champions-League-Aus gegen Bayern München mit Wechselgerüchten um seinen Star leben muss, 29 in 66 Auftritten, im weißblau-gestreiften Trikot der Gauchos der 99. in 172 Partien.
Schon vor seinem Treffer in der 89. Minute klatschten zwei seiner Freistöße ans Gebälk, wobei der zweite Versuch als Abpraller anschließend vor die Füße von Thiago Almada (Atlanta United/USA) landete, und dieser den Ball zum ersten Tor (78.) im neuen Trikot mit dem dritten WM-Stern auf der Brust im Netz versenkte.
Argentinien-Spieler imitieren Penis-Jubel
Die Gäste mimten lange mit einem hermetischen Abwehrriegel den Partyschreck, erlagen am Ende aber dem weltmeisterlichen Charme.
Kameras fingen gar den Moment ein, als zwei Panamaer Schnick, Schnack, Schnuck spielten, um das Trikot von Argentiniens Shooting-Star Enzo Fernandez, der in der Winterpause für 121 Millionen Euro von Benfica Lissabon zum FC Chelsea gewechselt war, zu ergattern.
„Lasst es uns genießen“, rief Messi ins weite Runde. Schließlich wisse man nicht, wie lange es bis zum nächsten WM-Triumph dauern wird.
Und dann hielten alle den WM-Pokal demonstrativ vor ihren Intimbereich, imitierten die obszöne Geste von Torhüter Emiliano „Dibu“ Martinez mit dem Goldenen Handschuh, der ihm nach dem WM-Finale als bester Keeper des Turniers überreicht worden war. Weltmeister sein macht einfach Spaß.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)