Großer Wirbel im rumänischen Fußball. Am vergangenen Donnerstag, einen Tag vor dem wichtigen EM-Qualifikationsspiel gegen Kosovo (0:0), verschickte der rumänische Fußball-Verband einen bizarr anmutenden Brief an die wichtigsten Vereinsbosse, Spielerberater und Pressevertreter des Landes.
EM-Quali: Bizarrer Wirbel in Rumänien! "Dann sind Sie völlig verrückt geworden"
Bizarrer Wirbel in Rumänien
Ton und Inhalt des Briefes erweckten den Eindruck, der rumänische Fußball-Verband würde die Adressaten bitten, ihre üblichen Tätigkeiten - Spielertransfers einfädeln, kritische Artikel schreiben - ruhen zu lassen, damit sich die rumänischen Nationalspieler auf ihre EM-Qualifikationsspiele konzentrieren können.
„Die gesamte Familie des rumänischen Fußballs wird profitieren“
„Wir wissen, dass wir uns auf Vereinsebene in einer Phase der Transfers befinden, wir haben volles Verständnis für das berufliche Interesse aller, sind aber davon überzeugt, dass das Ziel, sich für die EURO 2024 zu qualifizieren, ein gemeinsames Ziel ist, und deshalb rufen wir alle zu Einheit und Zusammenhalt auf. Darüber hinaus wird die gesamte Familie des rumänischen Fußballs davon profitieren“, zitiert die Schweizer Blick-Zeitung aus dem Schreiben.
Die rumänische Presse reagierte belustigt und empört: „Diejenigen, die die Nationalmannschaft leiten, haben eine falsche Wahrnehmung. Wir sind nicht Teil der rumänischen Fußballfamilie!“ schrieb die Gazeta Sporturilor. Das Sportblatt nannte die Bitte „kindisch“ und mahnte, die Fußballprofis bräuchten keine eigene Blase, um sie vor dem Transferfenster und dem Medienecho zu schützen, sonst hätten sie den falschen Beruf gewählt.
„Dann sind Sie völlig verrückt geworden“
Die Medien nahmen den Brief gar als Angriff auf die Pressefreiheit wahr: „Hören Sie auf, uns zu bitten, unseren Job nicht zu machen. Hören Sie auf, uns aufzufordern, nicht mehr zu fragen. Wenn Sie von Journalisten verlangen, dass sie ihren Job nicht mehr respektieren und sich in Pressesprecher verwandeln, die wie Pelikane nur Communiqués abgeben, dann sind Sie entweder völlig verrückt geworden, oder Sie bereiten Alibis für den Fall von Misserfolgen vor“, schrieb die Gazeta Sporturilor weiter.
Dieser drohende „Misserfolg“ wäre wohl das Verpassen der EM-Endrunde, die im Sommer 2024 in Deutschland steigt. Aktuell stehen die Chancen allerdings gut, dass Rumänien zum dritten Mal seit der Jahrtausendwende bei einer EM dabei ist.
In der Quali-Gruppe I erkämpften sich die Rumänen durch zwei späte Tore ein 2:2-Unentschieden in der Schweiz, liegen somit hinter den Eidgenossen weiter auf dem zweiten Platz. Die anderen vier Nationen der Gruppe I heißen Israel, Andorra, Kosovo und Weißrussland.