Home>Internationaler Fußball>

Zwangsabstieg? Der brutale Absturz eines Traditionsklubs - Sochaux vor Fall in die fünfte Liga

Internationaler Fußball>

Zwangsabstieg? Der brutale Absturz eines Traditionsklubs - Sochaux vor Fall in die fünfte Liga

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Traditionsklub vor dem Absturz

Der FC Sochaux ist einer der prägendsten Klubs im französischen Fußball. Doch der Verein befindet sich in seiner düstersten Stunde, es droht ein tiefer Fall.
Der FC Sochaux droht der Abstieg in die fünfte Liga
Der FC Sochaux droht der Abstieg in die fünfte Liga
© IMAGO/PanoramiC
smuehlen
smuehlen

66 Jahre - so lange hat der FC Sochaux in der höchsten französischen Liga gespielt.

{ "placeholderType": "MREC" }

Der Klub ist einer der größten Vereine des Landes. Doch in der Kleinstadt nahe der Schweizer Grenze herrscht zurzeit großer Trubel um den ganzen Stolz der Region.

Der FC, seit 2014 in der Zweitklassigkeit, befindet sich in seiner bisher wohl größten Krise. So droht wegen einer großen Finanzlücke der schwere Gang in den Amateurfußball. „Wir haben uns alle täuschen lassen, es ist ein Gefühl der großen Verschwendung“, erläuterte Ex-Interimstrainer Pierre-Alain Frau bei L‘Équipe.

{ "placeholderType": "MREC" }

Auch der aktuelle Trainer Oswald Tanchot gesteht der französischen Sportzeitung: „Es ist sehr schwer.“

Lesen Sie auch

Sochaux mit großer Lücke im Budget

Dass er derart große Probleme direkt zu Beginn seiner Amtszeit bewältigen muss, hatte er bei seiner Unterschrift vermutlich nicht erwartet.

Zwar ermittelte der französische Verband bereits seit Anfang Juni wegen der finanziellen Schwierigkeiten - doch die harte Keule kam erst drei Tage vor seinem Amtsantritt: Sochaux muss in die dritte Liga absteigen.

Der Grund dafür ist das große Loch im Budget. Rund 22 Millionen Euro sollen dem Klub fehlen - eine immense Summe für einen Zweitligisten.

{ "placeholderType": "MREC" }

Viele Fans hatten die Hoffnung, dass ihr Besitzer, das chinesische Unternehmen Nenking, die Lücke ausgleicht. Doch nach einem persönlichen Gespräch in Hongkong mit Chef Zhong Naixiong verkündete Sochaux-Geschäftsführer Samuel Laurent, dass es kein frisches Geld gebe. Ein Schock für den Traditionsklub!

Peugeot gründet FC Sochaux und feiert einige Erfolge

1928 war er gegründet worden. Louis Maillard-Salin und Maurice Bailly vom örtlichen Automobil-Hersteller Peugeot waren die Initiatoren, die sogar ihren Chef Jean-Pierre Peugeot von der Idee begeistern konnten.

So verwundert es nicht, dass von Beginn an der Kopf des Löwen, dem Wappen des Unternehmens, auch das Logo des Fußballklubs zierte.

Schnell stellten sich die ersten Erfolge ein. 1931, 1935 und 1938 feierte der Verein die Meisterschaft, 1937 triumphierte er erstmals im Pokalwettbewerb.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war das Team aus der kleinen Gemeinde mit knapp 4.000 Einwohner ein prägender Teil der französischen Fußball-Landschaft. Bis zur abgelaufenen Saison war Sochaux stets Teil der ersten oder zweiten Liga.

1981 sorgte der Klub sogar in Europa für Furore und stand im Halbfinale des UEFA-Pokals. Dort scheiterte man nur knapp an AZ Alkmaar.

Finanzsorgen bei Peugeot bringen Sochaux in Bredouille

Diese Zeiten gehören jedoch der Vergangenheit an. Zwar gewannen man 2004 den Ligapokal und 2007 noch einmal den französischen Pokal, doch mit dem Abstieg 2014 ging es stetig bergab.

Ein Jahr später verkaufte Peugeot den Klub, da das Autowerk in enorme Finanzsorgen geraten war. Es übernahm die chinesische Ledus-Gruppe, die offiziell sieben Millionen Euro auf den Tisch legte. Andere Quellen besagen allerdings, dass es nur 50.000 Euro gewesen sein sollen.

Doch der neue Präsident Wing Sang Li schaffte es nicht, den Klub auf finanziell solide Beine zu stellen. Auch sportlich schaffte die Mannschaft keine Konstanz - selbst eine 2018 gestartete Kooperation mit dem spanischen Erstligisten Deportivo Alavés brachte nicht den gewünschten Erfolg.

Besitzer-Wechsel bringt keine Besserung bei Sochaux

Ein Jahr später wurde der von den Fans gehasste Li von einem Gericht in Hongkong für bankrott erklärt. Der Klub ging daraufhin in den Besitz von Nenking über.

Der neue Präsident Frankie Yau setzte 2020 mit Laurent einen einheimischen Generaldirektor ein, der aus der Region stammt. Laurent wollte alles anders machen als sein Vorgänger und transparent mit den Finanzen umgehen. Sein Ziel: den Verein, für den schon sein Großvater gespielt hatte, wieder in die Ligue 1 zu führen.

Der Plan scheiterte jedoch krachend, da das Team in der Rückrunde regelmäßig einbrach. Im vergangen Sommer überwarf sich Laurent mit Trainer Omar Daf, der sich über „falsche Aussagen“ ihm gegenüber beschwerte und seinen Posten aufgab.

Sochaux droht Zwangsabstieg in die fünfte Liga

Immerhin konnte die Mannschaft trotz acht Niederlagen in Folge die Klasse halten.

Nach der Saison meinte Laurent beim französischen Sender France 3 selbstkritisch: „Wir haben festgestellt, dass es vielleicht nicht der richtige Weg ist, Spieler teuer zu bezahlen. Wenn man erfahrene Spieler einsetzt, die besser bezahlt werden, sich aber auf dem Spielfeld als enttäuschend erweisen, vernachlässigt man sicherlich auch die anderen, insbesondere die Talente aus unserem Ausbildungszentrum.“

Für dieses Vorgehen muss der Klub nun die Zeche bezahlen. Schließlich könnte es noch schlimmer kommen, denn der Start in der dritten Liga ist noch nicht gesichert. Der Verein muss dem Verband ein neues Budget vorlegen. Wenn dies nicht genehmigt wird, folgt der schwere Gang in die fünfte Liga.

Der Zwangsabstieg in die höchste Amateurklasse würde Sochaux doppelt treffen, denn sie würden ihr Recht auf ein Ausbildungszentrum verlieren. Dies ist jedoch eines der Aushängeschilder, denn zahlreiche Spieler wie El Hadji Diouf, Marcus Thuram und Ibrahima Konaté wurden bei dem Traditionsverein ausgebildet.

Aderlass bei Sochaux: Kann der Super-GAU abgewendet werden?

„Es ist erbärmlich, ich bin angewidert. Sochaux ist der älteste Profiverein. Werden wir das (Ausbildungszentrum, Anm. d. Red.) verlieren? Ich weiß nicht, ob die Leute dann noch in den Spiegel schauen können. Was für ein Skandal“, lederte Ex-Profi Philippe Anziani bei L´Équipe gegen die Verantwortlichen.

In den kommenden Tagen und Wochen geht es für das einstige Aushängeschild also ums blanke Überleben, denn auch eine Insolvenz ist immer noch möglich.

Zudem müssen Laurent und Co. einen komplett neuen Kader zusammenstellen. 19 Spieler sind bereits gegangen und haben einen neuen Klub gefunden. Für Skelly Alvero, der angeblich auch bei Borussia Mönchengladbach auf der Liste stand, erhielt Sochaux immerhin noch vier Millionen Euro Ablöse von PSG - Geld, das dringend benötigt.

Denn nur durch einen unverhofften Geldsegen scheint der Super-GAU noch abzuwenden zu sein.