Mittlerweile ist Julian Draxler 31 Jahre alt und verdient seit 2023 seine Brötchen bei Al-Ahli SC in Katar, wo er ein wenig vom Radar verschwunden ist – aber einst galt der feine Techniker als größtes Versprechen im deutschen Fußball, wurde 2014 mit der DFB-Elf gar Weltmeister.
"Geile Karriere": Draxler mit sich im Reinen
Draxler mit sich im Reinen
Nach seinem kometenhaften Aufstieg beim FC Schalke 04 lief der Mittelfeldspieler nach 14 Jahren in Gelsenkirchen mit mäßigem Erfolg auch für den VfL Wolfsburg sowie für Paris Saint-Germain und Benfica Lissabon auf, ehe er in Katar landete, wo er bis 2028 unter Vertrag steht.
Zwischendurch stand sogar eine Rückkehr zu seinem Herzensverein Schalke zur Debatte: „Vor meinem Wechsel nach Katar habe ich tatsächlich intensiv hin- und herüberlegt, ob das irgendwie klappen könnte“, erklärte Draxler bei der Bild. „Damals hatte ich nur noch ein Jahr Vertrag in Paris und hatte überlegt, ob ein ablösefreier Wechsel möglich sein könnte.“
Es habe aber „keinen direkten Kontakt zu Schalke“ gegeben, führte Draxler weiter aus: „Das waren eher meine eigenen Gedanken. Jetzt ist die Situation anders. Nach meinem Dreijahres-Vertrag in Katar bin ich dann fast 35 Jahre alt. Ob ich da noch Schalke weiterhelfen kann, ist jetzt schwer zu beurteilen – das ist mir zu weit weg.“
Draxler: „Natürlich wäre vielleicht noch mehr drin gewesen“
Gekennzeichnet ist Draxlers Karriere trotz diverser Erfolge nicht nur von Höhen, sondern auch von einigen Tiefen. Vor allem bleibt der Eindruck, dass für den Hochbegabten viel mehr drin gewesen wäre, auch wenn er mit sich selbst im Reinen ist.
„Wenn ich heute auf meine bisherige Karriere zurückblicke, überwiegt zunächst einmal Stolz“, betonte Draxler. „Ich kann erhobenen Hauptes in den Spiegel schauen und sagen, dass ich bisher eine geile Karriere habe. Aber natürlich wäre vielleicht noch mehr drin gewesen, wenn man vereinzelte sportliche Entscheidungen anders getroffen hätte. Darüber denke ich manchmal nach.“
Während er weder bei Wolfsburg noch in Paris und Lissabon - auch aufgrund diverser Verletzungen - richtig durchstarten konnte, scheint Draxler nun aber in Katar sein Glück gefunden zu haben. Nicht umsonst verlängerte er Anfang des Jahres seinen Vertrag langfristig.
Mittelfeldspieler fühlt sich wohl in Katar
„Bevor ich den Schritt von Paris nach Katar gewagt habe, hatte ich durchaus einige Bedenken“, gibt Draxler zu Protokoll. „Jetzt habe ich aber den Spaß am Fußball wiedergefunden, bin verletzungsfrei. Zudem habe ich das Gefühl, gebraucht und respektiert zu werden. Mittlerweile bin ich Familienvater, meine Familie fühlt sich in Katar sehr wohl, ich werde dort nicht auf der Straße erkannt und wir können ein normales Leben führen – das hatte ich zuletzt mit 16 oder 17.“
Dieses normale Leben war im Januar 2011 passé, als Draxler im Alter von 17 Jahren und 117 Tagen zu Schalkes jüngstem Bundesliga-Debütanten der Geschichte avancierte. Der Hype um den Jungstar war immens, umso größer war die Empörung im königsblauen Ruhrpott, als der gebürtige Gladbecker im Sommer 2015 am letzten Tag der Transferperiode völlig überraschend nach Wolfsburg wechselte – weil er eine Luftveränderung benötigte, wie er später erklärte.
„Vielleicht hätte ich Schalke früher verlassen müssen, vielleicht hätte ich statt Paris einen anderen Verein wählen und damals den Schritt nach England machen sollen, vielleicht hätte ich PSG wieder früher verlassen müssen“, sagt Draxler heute. „Das sind aber alles Spekulationen, wer weiß, ob es wirklich besser geworden wäre. Ich bereue keine Entscheidung, weil ich immer eine schöne Zeit hatte. Am Ende bin ich durchweg zufrieden.“
2028 Rückkehr zu Schalke oder Karriereende?
Sollte 2028 statt eines Engagements bei Schalke das Karriereende anstehen, ist Draxler bereits gut gerüstet. Der 31-Jährige hat in über zehn Unternehmen investiert, eines selbst gegründet und absolviert zudem ein Sportmanagement-Studium.
„Ich mache das vorsorglich, um optimal auf die Zeit nach der Karriere vorbereitet zu sein“, erklärte Draxler. „Aktuell bin ich noch hin- und hergerissen, tendiere aber eher zum Management. Den Fußball von der anderen Seite zu sehen, reizt mich sehr.“
Nach der Karriere wolle er „erstmal etwas Abstand gewinnen. Im Fußball habe ich gelernt, dass sich der nächste Tag schwer planen lässt. Mal sehen, welche Möglichkeiten sich zu dem Zeitpunkt ergeben. Vor meinem Karriereende will ich daher unbedingt das Studium abgeschlossen haben, um vorbereitet zu sein. Mindestens drei Jahre habe ich noch Zeit.“