Er gilt als einer der größten Bayern-Flops aller Zeiten - und ist nun im hohen Fußballer-Alter von 40 Jahren wieder Meister. José Ernesto Sosa feierte viele Jahre nach dem erfolglosen Abstecher nach München einen der größten Erfolge seiner Laufbahn.
Mit 40! Der kleine Prinz des FC Bayern ist endlich König
Bayerns Prinz ist endlich ein König
Mit seinem Jugendklub Estudiantes de La Plata setzte sich „El Principito“, der kleine Prinz, in einem dramatischen Finale im Elfmeterschießen gegen Racing Club durch und avancierte zu einem der Matchwinner des Klubs aus La Plata, unweit von Buenos Aires entfernt.
Erkennen würden ihn heute wohl kaum noch ein Bayern-Fan. Die Haare sind kürzer, Arme, Oberkörper und Nacken von Tattoos übersät, der Jüngling von einst trägt heute Bart. Doch wie einst bei seinen Anfängen in München war er auch im Endspiel vor allem eins: Hoffnungsträger.
Für Sosa schließt sich ein Kreis
Eingewechselt in der 89. Minute beim Stand von 0:1 bereitete der frühere argentinische Nationalspieler in der Nachspielzeit mit einem Freistoß an den zweiten Pfosten den Ausgleich durch Guido Carrillo vor.
Die argentinischen Fans feierten im Netz überschwänglich. Der Tenor: Der Kultprofi bringt die Wende - eine Vereinslegende wird zum Retter. Sosa übernahm auch im Elfmeterschießen die Verantwortung, als erster Estudiantes-Akteur trat er an - und verwandelte ohne jeden Selbstzweifel.
Zwar vergab auf Estudiantes-Seite Edwuin Cetre, doch bei Racing verschossen mit Gaston Martirena und Franco Pardo gleich zwei Spieler, sodass Estudiantes erstmals seit 2010 wieder den Meistertitel einfahren konnte.
„Der kleine Prinz, der zurückkehrte, um König zu sein“, titelte das argentinische Medium Olé: „José Sosa, der kleine Prinz von La Plata, spielte, als wäre die Zeit nie vergangen. Als hätten die Jahre keinen Einfluss. Als wäre das Trikot von Estudiantes eine natürliche Verlängerung seines Körpers. Ein Wettkampftier. Ein ganz besonderer Fußballer.“
Erstaunlich: Für Sosa schließt sich ein ganz persönlicher Kreis. Denn es war nach 2006 der zweite Triumph mit seinem Jugendverein. Vor 19 Jahren hatte er ebenfalls im Dezember eine tragende Rolle gespielt, beim 2:1-Sieg im Endspiel gegen die Boca Juniors verwandelte er als Youngster einen direkten Freistoß zum Ausgleich.
Sosa sollte bei Bayern auf Deisler und Ballack folgen
Es sollte der endgültige Startschuss zur Weltkarriere sein. Ein halbes Jahr später wechselte Sosa mit großen Erwartungen zum FC Bayern. Drei Jahre lang soll der Rekordmeister ihn zuvor gescoutet haben, über neun Millionen Euro soll er ihnen wert gewesen sein.
Eine für damalige Verhältnisse durchaus erstaunliche Summe, nur für fünf Spieler hatten die Bayern je mehr Geld auf den Tisch gelegt. Man war sich also recht sicher an der Säbener Straße. Sosa sollte auf große Namen folgen. Wie Sebastian Deisler. Er selbst habe gehört, dass man ihn auch als Ersatz für Michael Ballack brauche. „Heftig“, fand er das damals, aber „macht einen stolz, klar.“
Deutschland kannte Sosa nur aus dem Fernsehen, „ich weiß nicht, wie man da lebt, keine Ahnung“. Aber sportlich war der Schritt in die Bundesliga natürlich eine Erfüllung: „Ein Traum wird wahr für mich“, sagte er: „Jeder Spieler der Welt träumt davon, einmal bei so einem Verein wie dem FC Bayern spielen zu dürfen. Ich hoffe, dass ich meine Zeit hier genießen werden kann.“
Es sollte anders kommen. Für die Bayern bestritt er gerade mal 53 Pflichtspiele, in denen er zwei Tore erzielte. Stammspieler war der Argentinier nie. „Die Zeiten waren hart, viel tiefer konnte ich nicht fallen“, sagte der Mittelfeldspieler später. „Aber wenn man keine Möglichkeit bekommt, ist es schwierig.“
Aus dem Prinzen wurde in Europa nie ein König
Um Spielpraxis zu sammeln, wurde Sosa Ende 2009 an Estudiantes verliehen, bevor er 2010 nach Neapel weiterzog. Doch auch dort wurde Sosa nicht glücklich, genauso wie später bei Atlético Madrid und bei der AC Mailand. Der kleine Prinz wurde in Europa nie zum König, ganze zwölf Mal wechselte er nach seinem endgültigen Abschied noch das Trikot, ehe der finale Schritt in die Heimat erfolgte.
Dabei lief es bei einigen europäischen Stationen durchaus gut, abseits der ganz großen Bühne erlebte er sportliche Glücksmomente.
In der Ukraine war er bei Metalist Charkiw unumstrittener Leistungsträger, und in der Türkei wurde der Offensivakteur 2016 mit Besiktas Istanbul türkischer Meister.
Später spielte er auch noch insgesamt fünf Jahre lang für Trabzonspor und Fenerbahce Istanbul, ehe Sosa – Olympiasieger 2008 mit Argentinien in Peking – 2022 zu Estudiantes zurückkehrte und nun 19 Jahre nach seinem ersten Triumph erneut in seinem Heimatland jubeln durfte.