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Wie ein fußballverrücktes Land im Chaos versinkt

Warum Kamerun im Chaos versinkt

Nach der verpassten WM-Qualifikation geht es in Kamerun drunter und drüber. Der Trainer wird entlassen, will aber nicht gehen. Zudem werden schwere Vorwürfe gegen eine Legende erhoben.
Der frühere Weltstar Samuel Eto'o ist mittlerweile Verbandsboss von Kamerun
Der frühere Weltstar Samuel Eto'o ist mittlerweile Verbandsboss von Kamerun
© Imago
Nach der verpassten WM-Qualifikation geht es in Kamerun drunter und drüber. Der Trainer wird entlassen, will aber nicht gehen. Zudem werden schwere Vorwürfe gegen eine Legende erhoben.

Wenn am 11. Juni 2026 die Weltmeisterschaft in Kanada, Mexiko und den USA angepfiffen wird, dann wird ein fußballverrücktes afrikanisches Land nicht am Start sein: In Kamerun herrschte nach der verpassten Qualifikation große Katerstimmung – und im Anschluss auch großes Chaos, das nun in einem Neuanfang münden soll.

Doch der Reihe nach: In der Gruppenphase war man hinter Kap Verde gelandet und hatte so die direkte Qualifikation für die WM verpasst. Wenig später scheiterte Kamerun auch in den Playoffs an der Demokratischen Republik Kongo und musste damit die Hoffnungen auf die WM-Teilnahme im kommenden Jahr endgültig begraben.

Dabei sind die „unbezähmbaren Löwen” mit acht gespielten Weltmeisterschaften immer noch Rekord-Teilnehmer Afrikas. Dass sie ausgerechnet jetzt, wo sich bis zu zehn afrikanische Teams für die WM qualifizieren, nicht dabei sind, hat zu einem Großreinemachen geführt.

Trainer Marc Brys wurde am 1. Dezember vom kamerunischen Fußballverband entlassen und durch David Pagou ersetzt, der das Team beim am 21. Dezember beginnenden Afrika-Cup betreuen soll.

Kamerun-Chaos: Brys lässt Entlassung zunächst kalt

Der Haken: Der 63-Jährige lehnte seine Entlassung zunächst ab, da das Sportministerium Kameruns, das den Belgier im April 2024 eingestellt hatte, ihn nicht über die Trennung informiert habe. Damit begann eine Schlammschlacht, die ihresgleichen sucht.

Obwohl auch der Weltverband FIFA nur kurz darauf Pagou als offiziellen Trainer anerkannte, nominierte Brys gar seinen eigenen Kader für den Afrika-Cup – genauso wie aber auch der Verband, der seit 2021 von Kamerun-Legende Samuel Eto’o angeführt wird.

Nachdem Kameruns Verbandspräsident bereits bei der Einstellung von Brys auf Konfrontationskurs mit dem Sportministerium gegangen war, da dies ohne seine Zustimmung geschehen war, entbrannte der Machtkampf zwischen Sportministerium und Brys auf der einen sowie Verband und Eto’o auf der anderen Seite nun endgültig.

Schlammschlacht in Kamerun

Während der Verband Brys „Ausflüchte und Unprofessionalität“ vorwarf, brandmarkte der Belgier den seit jeher umstrittenen Präsidenten, der in den vergangenen Jahren in mehrere Skandale verwickelt war, u.a. als „narzisstisch“.

„Es war immer Eto’os Ziel, mich so schnell wie möglich loszuwerden“, erklärte Brys gegenüber dem belgischen Sender VTM NIEUWS. „Er hat mich von Anfang an beleidigt, und ich habe reagiert. Ich war zu sehr ein Konkurrent für ihn.“

Großen Zoff löste zudem die Kaderauswahl für den Afrika-Cup aus. Während Brys keinesfalls auf Schlüsselspieler wie Torwart André Onana sowie die Stürmer Vincent Aboubakar und Ex-Bayern-Star Eric Maxim Choupo-Moting verzichten wollte, fehlen diese allesamt überraschend in der von Pagou präsentierten Liste.

„Eto’o hat wichtige Spieler und Anführer aus dem Kader herausgelassen“, sagte Brys bei Afrik Foot. „Denn natürlich war er derjenige, der diese Auswahl getroffen hat. Wie kann man ohne einen Weltklasse-Torwart wie Onana in diese Spiele gehen? Oder ohne Aboubakar?“

Eto’o für Aboubakar-Aus verantwortlich?

Vor allem die Nichtberücksichtigung von Aboubakar sorgt für großen Wirbel. Drahtzieher soll auch hier Eto’o sein, der persönlich dafür gesorgt haben soll, dass der erfahrene Stürmer nicht nominiert wurde.

Hintergrund: Der ehemalige Barcelona-Stürmer soll demnach befürchtet haben, der 33 Jahre alte Aboubakar, der bei 45 Länderspieltreffern steht, könnte seinen Landesrekord von 56 Toren für Kamerun übertrumpfen.

Auch dies wundert Brys keineswegs: „Es ist unglaublich, aber es überrascht mich nicht wirklich“, betonte der geschasste Trainer. „Es kommt von jemandem, der narzisstisch ist und denkt, er sei der Beste.“

Kameruns Sportminister setzte der Posse inzwischen ein (vorläufiges) Ende und verkündete zähneknirschend das Ende der Zusammenarbeit mit Brys, für den die „unbezähmbaren Löwen“ in der Tat nicht zu bändigen waren.