Home>Internationaler Fußball>MLS>

Kai Wagner von Philadelphia Union über MLS, Gosens, Schalke, Chicharito - Interview

MLS>

Kai Wagner von Philadelphia Union über MLS, Gosens, Schalke, Chicharito - Interview

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Dieser Deutsche mischt die MLS auf

Kai Wagner von Philadelphia Union mischt die MLS auf, gehört zu den All-Stars der Liga. Bei SPORT1 stellt der 24-Jährige sich vor.
Wegen eines Regelverstoßes im Zuge eines Transfers ist David Beckhams Klub Inter Miami in der Major League Soccer mit einer Geldstrafe von zwei Millionen US-Dollar belegt worden.
Maximilian Miguletz
Maximilian Miguletz
von Maximilian Miguletz

“Kye WAHg-nur”: So lautet die Aussprache-Empfehlung auf der Homepage von Philadelphia Union. Ansonsten ist Kai Wagner in den USA aber immer mehr Leuten ein Begriff.

{ "placeholderType": "MREC" }

Während der 24 Jahre alte Deutsche hierzulande nur Fachleuten etwas sagt, hat er in der Major League Soccer (MLS) einen steilen Aufstieg hinter sich. (DATEN: Tabelle der MLS)

Anfang 2019 wechselte er von Drittligist Würzburger Kickers nach Philadelphia, gehört im nunmehr dritten Jahr zur Stammelf, gewann 2020 mit Union das MLS Supporters’ Shield für das beste Team der Regular Season und gilt mittlerweile als einer der besten Linksverteidiger der Liga. (NEWS: Alles zur MLS)

{ "placeholderType": "MREC" }

Der Lohn: Anfang August wurde der gebürtige Schwabe erstmals für die MLS All-Stars nominiert, als einziger Spieler aus Philadelphia und zusammen mit Stars wie Javier “Chicharito” Hernández, Nani oder Carlos Vela.

Lesen Sie auch

Eine Auszeichnung für eine bemerkenswerte Entwicklung, die der laufstarke und passsichere Linksfuß mit Offensivdrang hingelegt hat - was auch in Europa nicht unbemerkt blieb.

Im Interview mit SPORT1 spricht Wagner über das fußballerische Niveau der MLS, Heimweh und Transfer-Wünsche, Parallelen zu Robin Gosens und eigene Nationalmannschaftsträume - und er verrät sein Vorbild aus Schalker Zeiten und wie es sich als Schwager von Pierre-Michel Lasogga lebt.

Kai Wagner in der MLS: “Habe es nie bereut”

SPORT1: Kai, herzlichen Glückwunsch zur Nominierung für die MLS All-Stars. Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen?

{ "placeholderType": "MREC" }

Kai Wagner: Auf jeden Fall war ich erst mal überrascht. Der Trainer hatte es mir einen Tag vorher gesagt, und in dem Moment kamen meine Frau und mein Kind auf den Platz gelaufen, brachten mir das All-Star-Trikot. Das war ein super Moment!

Wenn du hier klickst, siehst du Instagram-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der Datenschutzerklärung von Instagram dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du hier.
IMMER AKZEPTIEREN
EINMAL AKZEPTIEREN

SPORT1: Können Sie in Philadelphia noch ungestört durch die Stadt schlendern?

Wagner: In der Mall werde ich vielleicht mal angesprochen, ob man ein Bild machen kann. Damit habe ich auch überhaupt kein Problem. Aber es ist nicht wie in Europa, dass man sich in manchen Städten fast nicht frei bewegen kann. In den USA ist das alles eigentlich ziemlich ruhig, und das kann man richtig genießen.

SPORT1: In Deutschland sind Sie eher nur Fachleuten bekannt, nicht der breiten Masse. Lassen Sie uns das ändern: Was für ein Spieler ist Kai Wagner?

Wagner: Ein zielstrebiger, der viel arbeiten will, der das ganze Spiel die Linie rauf- und runtergehen kann. Ich lebe sehr von meiner Physis und denke, ich habe einen guten linken Fuß und eine gute Übersicht. Ich glaube, das ist es auch, was in den USA beliebt ist: dass man kämpft, nicht zurücksteckt, versucht, jeden Zweikampf zu gewinnen. Gerade in diesem Bereich habe ich mich in den letzten Jahren in der MLS weiterentwickelt, und was ich so höre, wird das auch in Europa wahrgenommen.

SPORT1: 2019 sind Sie von den Würzburger Kickers aus der 3. Liga zu Philadelphia Union gewechselt, obwohl es auch Anfragen aus Deutschland gab, auch aus der 2. Liga. Im Nachhinein die richtige Entscheidung?

Wagner: Auf jeden Fall! Allein das Land und einen komplett anderen Spielstil kennenzulernen, hat mich sehr weitergebracht in meinem Leben. Ich habe es nie bereut, hierher zu kommen.

SPORT1: Haben Sie fußballerische Vorbilder, an die Sie Ihr eigenes Spiel anlehnen?

Wagner: Ich hatte nie einen Lieblingsfußballer, ich habe eher auf mich selbst geschaut. Aber als ich bei Schalke gespielt habe (Regionalliga West 2016/2017, Anm. d. Red.), hat in der ersten Mannschaft Sead Kolasinac gespielt. Sein Spielstil hat mir gefallen: robust, schnell nach vorne, immer auch in der Offensive mit Chancen kreieren. Das war ein Spieler, zu dem ich aufgeschaut habe.

SPORT1: Von welchem Verein waren oder sind Sie Fan?

Wagner: Auf Schalke zu spielen war der absolute Traum für mich. Etwa ab dem Alter von acht Jahren war ich riesiger Schalke-Fan, habe versucht, so viele Spiele wie möglich in der Arena mitzuerleben, wenn Schalke auswärts bei uns in der Nähe spielte, also in Stuttgart, München, Frankfurt. Schalke war schon immer das Größte für mich.

Wagner und Gosens: “Könnte schon Parallelen geben”

SPORT1: Ebenfalls Linksverteidiger und Schalke-Fan ist Robin Gosens. Er hat eine eher ungewöhnliche Laufbahn hingelegt, bis in die deutsche Nationalmannschaft und zur EM. Haben Sie seinen Weg verfolgt? Ist er ein Vorbild?

Wagner: Seine Geschichte ist schon außergewöhnlich. Die meisten kennen ihn wahrscheinlich erst, seit er bei der Nationalmannschaft ist. Wie er eingeschlagen hat, können nicht viele einschlagen. Wenn man sieht, wo er herkam, glaube ich, kann er ziemlich stolz auf sich sein. Und wenn man sich meinen Weg anschaut, könnte es schon Parallelen geben.

SPORT1: Sie gelten als einer der besten Linksverteidiger der MLS. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der MLS) Also auf einer Position, die im DFB-Team in der Tat nicht immer üppig und optimal besetzt war. Hatten Sie schon Kontakt zu Hansi Flick?

Wagner: (schmunzelt) Nein, natürlich nicht. Für so einen Schritt müsste ich erst mal nach Europa zurückkehren. Ich glaube, dass man nicht sehr auf die MLS schaut und es noch andere Kandidaten gibt. Aber natürlich wäre das ein Traum, mal für die Nationalmannschaft zu spielen, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Wenn du hier klickst, siehst du Instagram-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der Datenschutzerklärung von Instagram dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du hier.
IMMER AKZEPTIEREN
EINMAL AKZEPTIEREN

SPORT1: Die MLS steht in Europa nicht im Fokus, auch weil hier deren Qualität stets in Frage gestellt wird. Wie schätzen Sie das fußballerische Niveau der MLS ein?

Wagner: Als ich herkam, war ich sehr, sehr überrascht. Viele hatten gesagt, die MLS sei eine Absteigerliga, wo Alt-Profis ihre Karriere ausklingen lassen. Aber das ist komplett nicht so. Das Niveau würde ich im Vergleich zu Deutschland so einschätzen: obere 2. Bundesliga, einige Mannschaften könnten vielleicht auch in der 1. Liga noch mithalten. Natürlich hat man Spiele drin, wo man denkt: ‘Okay, wo bin ich hier gelandet?’ Aber das gibt’s überall, und für mich hat die MLS ein hohes Niveau, das richtig viel Spaß macht.

SPORT1: David Beckham, Andrea Pirlo, Bastian Schweinsteiger, Wayne Rooney - Stars, die zum Karriereabend in die MLS wechseln, gab es immer wieder. Aber es wurden weniger. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Wagner: Ich denke, es ist eine gute Entwicklung. Aber mit Spielern wie Chicharito oder Gonzalo Higuaín gibt es immer noch Stars, die in Europa viel erreicht haben. Auch Carlos Vela ist über dem großen Teich bekannt. Die MLS lebt schon von Namen. Aber ich glaube, mittlerweile bringt die Liga viele Spieler aus der Jugend raus. Philadelphia Union verkaufte vergangenes Jahr zwei Spieler für viel Geld nach Europa, die Vereine dort schauen immer stärker auf die MLS.

Messi in die MLS? “Thema war nicht so groß”

SPORT1: Zuletzt war ja kurzzeitig ein Spieler auf dem Transfermarkt, bei dem zumindest gemutmaßt wurde, er könnte auch in die MLS gehen: Lionel Messi. Letztlich wechselte er zu Paris Saint-Germain. Schade?

Wagner: Das Thema war nicht so groß, jeder wusste, dass seine Gehaltsvorstellungen nicht zur MLS passen. Hier gibt es den Salary Cap (Gehaltsobergrenze, Anm. d. Red.), da ist es nicht so einfach, einen Spieler dieser Kategorie zu holen.

SPORT1: Welchen Kontakt haben Sie mit anderen deutschen Spielern der MLS? Auf Instagram posteten Sie vor Kurzem ein Foto von sich und Julian Gressel ...

Wagner: Julian und ich sind mittlerweile richtig gute Freunde geworden, wir haben oft Kontakt, schreiben wöchentlich. Mit Fabian Herbers von Chicago Fire spreche ich auch öfter. Die Deutschen kommen schon immer wieder zusammen, das ist schön.

Wenn du hier klickst, siehst du Instagram-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der Datenschutzerklärung von Instagram dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du hier.
IMMER AKZEPTIEREN
EINMAL AKZEPTIEREN

SPORT1: Bei Philadelphia Union gibt es ohnehin einen deutschen Vibe. Ex-Hoffenheim-Geschäftsführer Ernst Tanner ist Sportdirektor, Eintracht Frankfurts Legende Oka Nikolov ist Torwarttrainer, dazu Spieler mit deutschen Wurzeln wie Leon Flach oder Kacper Przybylko. Wie wird das in den USA wahrgenommen?

Wagner: Man hört schon oft die Frage, ob sich Philadelphia ein bisschen deutsch machen will. (lacht) Für uns ist es schön, sich ab und zu auf Deutsch unterhalten zu können. Aber mittlerweile bin ich in meinem dritten Jahr hier in den USA, das Englische ist kein Problem für mich, da spielt das alles keine allzu große Rolle.

SPORT1: Sie haben Wurzeln in den USA geschlagen, 2020 kam dort Ihr Sohn auf die Welt, das zweite Kind ist unterwegs. Wie viel “proud American” sind Sie schon?

Wagner: Die Zeit hat mich sehr geprägt. Mein Kleiner hat mein Leben noch mal richtig aufgemischt. Meine Frau und ich haben inzwischen die Green Card erhalten. Wir fühlen uns hier richtig wohl. Viele sprechen vom amerikanischen Traum. Ich glaube, den leben wir.

SPORT1: Was gefällt Ihnen in den USA am meisten und was vermissen Sie aus Deutschland am meisten?

Wagner: Ich vermisse das deutsche Essen. Hier gibt es viel Fast Food, alles ist ein bisschen fettiger. Deswegen kochen wir eigentlich jeden Tag zuhause. Ansonsten gefällt es mir aber richtig gut. Die Leute sind viel freundlicher, muss ich sagen. Du kommst in den Supermarkt rein, jeder begrüßt dich, fragt dich, wie es dir geht. Das mögen wir sehr.

SPORT1: Wir, da sprechen Sie von Ihrer Frau, Jenny. Ihren Bruder kennt man in Deutschland gut: Pierre-Michel Lasogga, Ex-Stürmer beim Hamburger SV, heute bei al-Khor SC in Katar. Wie haben Sie sich kennengelernt?

Wagner: Vor etwa fünf Jahren, als ich auf Schalke war, über einen Mitspieler. Sie ist dann mit mir nach Würzburg gegangen, dann mit nach Philadelphia. Für sie war es nicht immer einfach, so weit weg von der Familie. Ich bin wirklich stolz, eine Frau wie sie an der Seite zu haben. Sie motiviert mich, das Maximum rauszuholen. Und sie sagt mir auch klar die Meinung, wenn etwas besser laufen müsste. Da merkt man, dass sie in einer Fußballerfamilie aufgewachsen ist.

Wenn du hier klickst, siehst du Instagram-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der Datenschutzerklärung von Instagram dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du hier.
IMMER AKZEPTIEREN
EINMAL AKZEPTIEREN

SPORT1: Wie ist Ihr Draht zu Ihrem Schwager?

Wagner: Wir haben ein gutes Verhältnis, nur leider ist Katar weit weg.

“Für mich bleibt die Rückkehr nach Europa das Ziel”

SPORT1: Für Sie könnte es auch bald weit weg gehen. Ende 2020 sprachen Sie recht offen davon, dass die MLS eine Durchgangsstation sei, auch Union betrachtete dies so. Ihr Vertrag wurde im Frühjahr angepasst, läuft nun bis 2022 mit Option auf ein weiteres Jahr. Wie sieht denn nun Ihre Zukunft aus?

Wagner: Für mich bleibt die Rückkehr nach Europa das Ziel. Da bin ich ganz ehrlich. Nach drei Jahren ist es für mich auch Zeit, zurückzukommen, aber es muss das Richtige sein. Dabei mache ich mir aber keinen Druck mehr, denn ich fühle mich hier sehr wohl.

SPORT1: Was wäre denn das Richtige?

Wagner: Ich möchte richtig drauf Bock haben und wissen, dass ich mich weiterentwickeln und Spielzeit bekommen kann.

SPORT1: Die Gegenwart ist Philadelphia Union. Letztes Jahr haben Sie das MLS Supporters’ Shield gewonnen - dieses Jahr dann den MLS Cup?

Wagner: (lacht) Naja, wir werden immer noch eher als Underdog wahrgenommen. Wir sind ungefähr auf Platz 18 von 20 im Salary Cap. Daran sieht man die tolle Arbeit, die hier geleistet wird, gerade von den Trainern, den Managern, von Ernst Tanner. Was wir letztes Jahr erreicht haben, war super. Dieses Jahr haben wir eine sehr junge Mannschaft, viele Teenager. In der CONCACAF Champions League hat niemand mit uns gerechnet, nun stehen wir im Halbfinale (Hinspiel bei Club América 0:2, Anm. d. Red.). Wir wollen einfach so weit kommen, wie wir können.