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Serie A: Wie der AC Mailand zur Lachnummer Europas wurde

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Serie A: Wie der AC Mailand zur Lachnummer Europas wurde

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Wie Milan zur Lachnummer wurde

Acht Monate nach der Meisterschaft erweist sich der AC Mailand aktuell als Trümmerhaufen. Bei SPORT1 spricht der frühere Star-Trainer Arrigo Sacchi über die Ursachen der beängstigenden Talfahrt.
Die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verkaufs des italienischen Fußball-Meisters AC Mailand vom Elliott-Fonds an die Gesellschaft RedBird im vergangenen August.
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Als der AC Mailand im Mai 2022 den Scudetto holte, war die schwarzrote Glückseligkeit perfekt.

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Nach über zehn Jahren gelang es den Rossoneri mal wieder, die gesammelte Konkurrenz hinter sich zu lassen - in erster Linie den Lokalrivalen Inter, der im Jahr davor triumphiert hatte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Serie A)

Auch die neue Saison ließ sich gut an, nach sechs Spieltagen zierte Milan punktgleich mit Tabellenführer SSC Neapel die Spitze der Serie A. Eine 1:2-Heimpleite gegen Napoli wirkte nur kurz als Stimmungskiller, denn anschließend starteten die Mailänder eine neue Serie, unter anderem mit einem 2:0-Sieg gegen Juventus.

Arrigo Sacchi führte den AC Mailand zu zwei Triumphen im Landesmeisterpokal
Arrigo Sacchi führte den AC Mailand zu zwei Triumphen im Landesmeisterpokal

In diesen Oktobertagen war die Welt für die Milan-Fans noch in Ordnung – etwas, was sie drei, vier Monate später nicht mehr behaupten würden.

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Schlechteste Abwehr der Top-5-Ligen

Ganz im Gegenteil: Nach drei krachenden Niederlagen (0:3 gegen Inter im Supercup, 0:4 bei Lazio und 2:5 gegen Sassuolo in der Serie A) hinkt die Mannschaft von Trainer Stefano Pioli den Ansprüchen meilenweit hinterher.

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Das größte Sorgenkind ist die einst so sichere Abwehr, die zuletzt echte Auflösungserscheinungen zeigte. Laut Gazzetta dello Sport hatte Milan im Januar mit 18 Gegentreffern die meisten Tore aller Top-5-Ligen kassiert. Vom stolzen Meister ist nichts mehr übrig geblieben, aktuell wirkt man eher wie die Lachnummer Europas.

Am Sonntag hätte Milan bei seiner Anhängerschaft verlorengegangenes Vertrauen im Lokalderby zurückholen, scheiterte aber kläglich. Die 0:1-Pleite gegen Inter spiegelt nicht annähernd die Dominanz der Nerazzurri wider. In der Tabelle fiel man erstmals wieder aus den Champions-League-Rängen.

Doch wie konnte ein derartiger Absturz passieren? Für Trainer-Legende Arrigo Sacchi, der den AC 1989 und 1990 mit zwei Triumphen im Landesmeisterpokal zu Weltruhm führte, kam die sportliche Krise nach dem Coup im Vorjahr keineswegs überraschend.

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Tommaso Pobega (l.) nach der Pleite gegen Sassuolo
Tommaso Pobega (l.) nach der Pleite gegen Sassuolo

„In der Meister-Saison waren viele Spieler noch recht unbekannt und sehr jung“, sagt Sacchi im Gespräch mit SPORT1. „Obwohl Milan letzte Saison weniger ausgegeben hatte als drei, vier andere Klubs, haben sie die Meisterschaft gewonnen. Sie waren ein echtes Team und haben das Wunder geschafft.“

Trainer Pioli habe damals geschafft, eine echte Einheit zu formen. „Sie haben sich als Mannschaft bewegt und als Mannschaft gedacht und waren dabei immer darauf bedacht, dem anderen zu helfen. So wurden Automatismen geschaffen, die die Spieler verinnerlichten. Dies hat die geringe Erfahrung einiger junger Profis und die fehlende Qualität anderer Spieler teilweise überdeckt“, erklärt Sacchi.

„Viele dachten, am Ziel angekommen zu sein“

Der frühere Star-Coach spricht von Spielern wie Theo Hernández, Pierre Kalulu, Fodé Ballo-Touré oder Matteo Gabbia - allesamt Jungstars, die in der laufenden Spielzeit einen eklatanten Leistungsabfall zu verzeichnen haben.

„Viele dachten, am Ziel angekommen zu sein“, sagt Sacchi. „Wenn einer aber glaubt, dass er angekommen ist, dann lässt er automatisch nach. Von der Bescheidenheit zur Selbstgerechtigkeit ist es nur ein Augenblick.“

Das bittere Fazit des 76-Jährigen: „Heute ist Milan nicht mehr die Mannschaft, die es war. Das passierte aber immer wieder im Fußball, auch zuletzt der italienischen Nationalmannschaft.“

In der Tat war das Phänomen auch bei der Squadra Azzurra nach dem sensationellen EM-Erfolg im Sommer 2021 zu beobachten, als man im Anschluss die WM-Qualifikation kläglich verpasste.

Bei Milan würden sich laut Sacchi zudem die WM-Strapazen bemerkbar machen: „Die Weltmeisterschaft quetscht dich aus wie eine Zitrone.“ Teams mit weniger WM-Teilnehmern hätten demnach einen Vorteil.

Sacchi: Franzosen kämpfen mit Final-Trauma

Hinzu komme die psychische Komponente bei den französischen Spielern. „Theo Hernández und Olivier Giroud sind als Verlierer des Finales zurückgekommen. Dass sie nicht mehr an ihre Leistungen anknüpfen können, ist für mich keine Überraschung“, erklärt Sacchi. (DATEN: Die Tabelle der Serie A)

Die gleiche Erfahrung habe er als Trainer der italienischen Nationalmannschaft auch schon gemacht. „Diese Geschichte kenne ich, mir ist das 1994 auch passiert. 1994 haben wir das WM-Finale gegen Brasilien verloren und keinerlei Anerkennung dafür bekommen. Im ersten Spiel danach gegen Slowenien (1:1 am 7. September 1994, d. R.) haben wir sehr schlecht gespielt.“

Bei der aktuellen Krise des AC Mailand lässt Sacchi auch nicht gelten, dass mit Zlatan Ibrahimovic einer der Anführer aus der Vorsaison verletzungsbedingt fehlt.

„Ibrahimovic war unbestritten eine große Persönlichkeit, der die Mannschaft mitgezogen hat. Es ist aber kein einzelner Spieler, der fehlt – sondern der Niedergang einer ganzen Gruppe“, ist Sacchi überzeugt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Serie A)

Als einer der Sinnbilder der Milan-Krise gilt Rafael Leao, in der Meister-Saison noch unbestrittener Fan-Liebling. Um den portugiesischen Stürmer, Marktwert auf 85 Millionen Euro taxiert, ist zuletzt ein Streit zwischen der renommierten Gazzetta dello Sport und dem AC Mailand entbrannt.

Rafael Leaos Vertrag läuft noch bis 2024
Rafael Leaos Vertrag läuft noch bis 2024

Nagelprobe am Sonntag gegen Inter

Nachdem die Tageszeitung vermeldet hatte, dass die Vertragsgespräche (Leao hat noch einen Kontrakt bis 2024) gescheitert seien, fühlten sich die Vereinsbosse bemüßigt zu widersprechen. Die Verhandlungen seien weiter im Gange.

Für Sacchi hat der 23-Jährige ohnehin nicht die Anlagen eines echten Superstars.

„Wenn ein Spieler eine große Persönlichkeit besitzt, dann wird er immer bestrebt sein, sich zu verbessern. Wenn ein Spieler dagegen wenig Temperament besitzt, wird es schwer“, glaubt Sacchi. Leao, mit immerhin acht Saisontoren aktuell bester Milan-Torjäger, gehöre zur zweiten Kategorie.

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Doch wie können die Lombarden den Weg aus der Krise finden? Das Heimspiel gegen Torino am kommenden Freitag dürfte für Pioli und seine angeschlagenen Spieler richtunsgweisend werden.

„Milan kann nur auf die Beine kommen, wenn man sich um eine stabilere Defensive kümmert“, sagt Sacchi. Dabei gehe es aber nicht nur um die Verteidigung, sondern um das gesamte Kollektiv.

„Ich wollte immer elf Spieler, die mit der Mannschaft und vor allem für die Mannschaft spielen. Und das auf dem gesamten Feld. Das bedeutet: Alle elf Spieler müssen in einer aktiven Position beim Angriff sein – genauso wie bei der Verteidigung. Die ersten Verteidiger sind immer die Stürmer.“

Spätestens bis zum 14. Februar sollte die Rossoneri wieder in die Spur kommen - dann geht es gegen Tottenham ums Viertelfinale in der Champions League.