1,88 Meter groß und 121,6 Kilogramm schwer - laut Body-Mass-Index ist das starkes Übergewicht. Dass man in diesem Zustand einen ungeschlagenen und extrem athletischen Box-Weltmeister bezwingen kann, hätte vor dem Schwergewichtskampf Samstagnacht niemand gedacht.
Der schräge Weg des Andy Ruiz
Und doch: Andy Ruiz schaffte das Unmögliche. In Runde 7 des Kampfes gegen den bislang unbezwungenen Anthony Joshua gelang ihm der technische K.o. Ruiz ist neuer Schwergewichts-Weltmeister. Doch wo kam dieser Typ auf einmal her?
Instagram-Nachricht beschert ihm den großen Kampf
Eigentlich sollte Anthony Joshua seinen Titel gegen den Amerikaner Jarrell Miller verteidigen. Da dieser aber Mitte April positiv auf eine verbotene Substanz getestet wurde, suchte man händeringend nach einem Ersatz-Challenger.
Wohl über eine Instagram-Nachricht nahm Andy Ruiz Kontakt zu Kampf-Manager Eddie Hearn auf und bot sich dort als Ersatz an - mit Erfolg!
In der Boxwelt kein Unbekannter
Nicht nur die Zahlen von Joshua (22 Kämpfe, 22 Siege, 21 davon durch K.O.), sondern auch die des Challengers Andy Ruiz sind durchaus vorzeigbar. Vor dem Kampf bestritt "The Destroyer" (Deutsch: "Der Zerstörer") 33 Profikämpfe und gewann 32 davon (22 Mal per K.O.).
Seine einzige Niederlage musste er im Dezember 2016 gegen den Australier Joseph Parker hinnehmen. Dieser verlor im März letzten Jahres gegen Joshua. Jetzt hat sich der Kreis unverhofft geschlossen.
Erster mexikanischer Schwergewichts-Weltmeister
Seinen letzten Kampf machte der Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln vor gut einem Monat. Ende April besiegte er den Deutschen Alexander Dimitrenko. Es blieben also nach Rehabilitation weniger als fünf Wochen, um sich auf einen Kampf gegen den derzeit besten Boxer der Welt vorzubereiten.
Joshuas letzter Kampf fand im September letzten Jahres statt. Die Lage für Ruiz war aussichtslos. Buchmacher räumten ihm eine 11:1-Chance ein. Bei 10 Euro Einsatz konnte man also 110 Euro gewinnen.
Ruiz kämpft schon sein ganzes Leben als Außenseiter. Bereits als Kind wurde er gehänselt, weil er zu dick war, und wehrte sich mit den Fäusten. Sein Spitzname war "Das kleine dicke Kind". Noch heute nennt sich der 29-Jährige so. Anders als Joshua, der ein absoluter Fitness-Fanatiker ist, gönnt sich Ruiz auch gerne einmal Fast Food und Snickers als Nahrung. Den Schokoriegel gab ihm früher sein Vater als Belohnung nach harten Trainingseinheiten.
Und unter all diesen unglaublich klaren Vorzeichen krönte sich Ruiz im Madison Square Garden zum ersten mexikanisch-stämmigen Schwergewichts-Weltmeister der Boxgeschichte.
Rückkampf soll in England steigen
Überwältigt von seiner eigenen Leistung, war Ruiz nach dem Sieg gegen Joshua völlig aus dem Häuschen: "Ich danke Gott, dass er mir diesen Sieg geschenkt hat. Davon habe ich geträumt, dafür habe ich hart gearbeitet."
Der 34. Kampf seiner professionellen Boxkarriere sollte der größte seines Lebens werden und der 35. folgt wohl auf dem Fuße. Joshua-Promoter Hearn hat bereits eine Revanche des Briten angekündigt: "Wir machen den Rückkampf in Großbritannien, im November oder Dezember."
Bei diesem geht Andy Ruiz dann nicht mehr als Not-Ersatz und hoffnungsloser Außenseiter in den Ring, sondern als amtierender Box-Champion und Weltmeister.