Diskus-Olympiasieger Robert Harting hat einen tiefen Einblick in sein Seelenleben gegeben.

"Ich komme aus einem Aussiedlergetto. Meine Eltern waren wirtschaftlich am Boden. Es gab bei uns kaum finanzielle Sicherheit. Und das - also die Sorge, erneut sozial abgestoßen zu werden - ist noch heute mein Antrieb", sagte Harting in einem Interview mit dem Frauenmagazin "Emotion".

In seiner Kindheit sei der dreimalige Diskus-Weltmeister ein Außenseiter gewesen und habe immer aus der Masse herausgestochen.

"Meine Gliedmaßen waren eher Gegner als Freunde", sagte er. Daraus sei auch sein großer Ehrgeiz entstanden: "Ähnlich einem kleinen Racheschwur dachte ich damals: 'Wartet nur ab, euch werde ich's zeigen!'"

Der gebürtige Cottbuser konnte seine Bekanntheit nach vielen Erfolgen zunächst jedoch überhaupt nicht genießen.

"Ich hatte das Gefühl, dass der Ruhm nicht zu mir passt. Denn berühmt zu sein, ist etwas Passives. Die wahre Leistung steht auf einem anderen Blatt", sagte Harting. Je größer der Erfolg sei, desto größer werde auch die Angst davor, im Wettkampf nicht das abrufen zu können, was in ihm stecke.

"Wenn ich 2016 kein Olympiasieger werde, werde ich hundertprozentig enttäuscht sein, aber ich habe keine Angst mehr davor", betonte Harting. Seine Fans können sicher sein, dass er alles geben werde: "Ich bin risikobereit für den Erfolg, ich habe nichts zu verlieren."

Auch wenn der Wahl-Berliner nach außen oft unverwundbar wirkt, zeigt er privat auch eine andere Seite. "Ich bin verletzbar. Ich zeige offen Gefühle. Aber was mein Privatleben angeht, mache ich die Schotten dicht vor der Öffentlichkeit", sagte Harting:

"Nach der aktiven Sportkarriere werde ich sicherlich psychologische Betreuung brauchen, um von dem Level der Perfektion wieder runterzukommen."

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