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Kritik am ZDF: Grünen-Politiker fordert Entschuldigung bei deutschen 10.000-Meter-Läufern

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Kritik am ZDF: Grünen-Politiker fordert Entschuldigung bei deutschen 10.000-Meter-Läufern

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Entschuldigung vom ZDF gefordert

Sportausschuss-Vize Philip Krämer kritisiert bei SPORT1 den Umgang des ZDF mit den deutschen 10.000-Meter-Läufern - und fordert eine Entschuldigung.
In München laufen aktuell die European-Championships und die Stimmung ist sehr gut. Das Land Deutschland zeigt sich bereit für eine Ausrichtung der Olympischen Spiele.
mhoffmann
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Drei deutsche 10.000-Meter-Läufer waren am Sonntag beim EM-Finale in München am Start.

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Nils Voigt war auf Platz 8 der Beste. Samuel Fitwi Sibhatu war als Neunter knapp dahinter. Filimon Abraham wurde 19. beim Sieg des Italieners Yemaneberhan Crippa vor dem Norweger Zerei Kbrom Mezngi. (NEWS: Alles zur Leichtathletik)

Vier der fünf genannten Läufer sind schwarz und in einem anderen Land geboren als in denen, für die sie nun antreten. Es ist Teil der Geschichte ihres Lebens, unstrittig. Wie oft, wie sehr und auf welche Weise man diese Geschichte allerdings thematisieren sollte, ist eine andere Frage. Eine Frage, die schnell auf heikle Abwege führen kann.

Für viele Menschen, die den Lauf am Sonntag gesehen haben, hat der übertragende Sender ZDF Grenzen überschritten im Umgang mit den Läufern und ihren Geburtsländern. Einer von ihnen: Philip Krämer, Obmann der Grünen im Sportausschuss des Deutschen Bundestags und stellvertretender Vorsitzender des Gremiums.

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Bei SPORT1 fordert er deshalb eine Entschuldigung des ZDF bei den deutschen Startern Sibhatu und Abraham.

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Sportausschuss-Vize Krämer kritisiert das ZDF

„Mit Nils Voigt, Samuel Fitwi Sibhatu und Filimon Abraham nahmen drei deutsche Starter am Finale der 10.000m bei den European Championships in München teil“, sagt der 30-Jährige: „Alle drei Starter liegen mit ihren Bestzeiten um die 28 Minuten und hätten an einem guten Tag auch um eine Medaille laufen können. Leider differenzierte der Kommentator des ZDF während des Rennens stark zwischen dem weißen Läufer Voigt und den beiden schwarzen Läufern, wobei insbesondere die Flucht- und Migrationsgeschichte in den Fokus genommen wurde.“ Sibhatu und Abraham sind aus Eritrea nach Deutschland geflüchtet.

Krämer, von 2019 bis 2021 Landesvorsitzender der Grünen in Hessen, hatte sich schon am Sonntag via Twitter kritisch über das ZDF geäußert, wie auch diverse andere User des sozialen Netzwerks - vielfach fiel auch der Vorwurf des Rassismus.

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„Würde wünschen, dass deutsche Läufer als solche akzeptiert werden“

Mehrere Äußerungen von Kommentator Peter Leissl erregten am Sonntag Anstoß, unter anderem auch ein Kommentar des 64-Jährigen über den norwegischen Silber-Gewinner: „Der Mann aus Norwegen, Zerei Mezngi, auch ein Mann aus Eritrea, Sie können es unschwer erkennen, aus Ostafrika zumindest.“

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Der 36 Jahre Mezngi ist in Eritrea geboren, flüchtete 2012 aus seinem Land und ist seit 2020 norwegischer Staatsbürger. Objektiv ist dennoch nicht „unschwer“ mit einem Blick auf ein Fernsehbild zu erkennen, wo Mezngi herkommt. Geboren und aufgewachsen könnte er auch in jedem anderen Land der Welt sein. Die Überbetonung des afrikanischen Hintergrunds birgt die Gefahr, problematischen Weltbildern Vorschub zu leisten, wer ein vermeintlich „richtiger“ Norweger, Italiener oder Deutscher ist und wer nicht.

Den Begriff Rassismus verwendet Krämer in seiner Kritik auch auf Nachfrage nicht. Er führt stattdessen aus, was konkret er unangebracht fand und was er vom ZDF lieber gehört hätte: „Ich würde mir wünschen, dass bei einem Finale der Europameisterschaften die sportliche Leistung im Vordergrund steht und zudem deutsche Läufer als solche akzeptiert werden, ohne sie in Herkunftsdeutsche und deutsche Ostafrikaner oder schwarze Flüchtlinge einzuteilen.“

Filimon Abraham, Nils Voigt und Samuel Fitwi Sibhatu (v.l.) vertraten Deutschland am Sonntag im 10.000-Meter-Finale
Filimon Abraham, Nils Voigt und Samuel Fitwi Sibhatu (v.l.) vertraten Deutschland am Sonntag im 10.000-Meter-Finale

Krämer fordert Entschuldigung für Interview-Frage

Krämer kritisiert bei SPORT1 aber nicht nur die Kommentierung des Rennens im ZDF - das eine Anfrage zum Thema bislang nicht beantwortet hat -, sondern auch Moderator Norbert König.

„Unrühmlicher Höhepunkt war das auf den Lauf folgende Interview, in dem Fitwi und Abraham gefragt wurden, ob sie sich über die Medaille für ihren ‚Landsmann‘ Zerei Mezngi freuen würden, der Norweger ist und aus Eritrea stammt“, sagt der Sportausschuss-Vize.

Was bei dem Interview zusätzlich Verwirrung stiftete: König sprach anfangs versehentlich von einer Goldmedaille, die Mezngi gewonnen hätte. Es führte zu Missverständnissen, von denen es an dem Abend mehrere gab. König wurde im Netz irrtümlicherweise teils als Kommentator des TV-Laufs wahrgenommen. Er war es nicht, auch nicht Wilfried Hark, der den in der ZDF-Mediathek hochgeladenen Online-Stream kommentierte, der nicht mit dem Fernseh-Feed identisch ist.

Krämer ärgerte sich am Ende am meisten über Königs Interview-Frage. Sie impliziere nämlich, „dass Menschen in letzter Konsequenz nur deutsch und norwegisch sein können, wenn sie zumindest in diesen Ländern geboren sind. Die Zugehörigkeit zu einer Nationalität sollte aber nicht vom Geburtsort abhängen. Daher ist die Frage unangebracht und erfordert eine Entschuldigung seitens des ZDF bei den beiden deutschen Leichtathleten.“