Dass Grete Waitz einmal als Legende in Erinnerung bleiben würde, war schon 1984 klar. Vor dem Bislett-Stadion in ihrer Heimatstadt Oslo wurde ihre Statue in Metall gegossen - als Hommage an eine einzigartige Karriere.
Leichtathletik: Die unvergessene Heldin einer ganzen Nation
Eine unvergessene Heldin
„In meinen Augen ist Grete eine der größten norwegischen Athletinnen der Geschichte“, erklärte damals Svein Arne Hansen, Präsident des norwegischen Leichtathletik-Verbandes.
Schließlich glänzte Waitz nicht nur sportlich, sondern auch als Vorbild für Frauen im Sport. Noch im selben Jahr nahmen 6.000 Frauen an einem von ihr organisierten Volkslauf teil, bei dem Männer unerwünscht waren.
Waitz mit Krebs-Diagnose
Zehn Jahre später gingen fast 45.000 Läuferinnen in der Osloer Innenstadt an den Start. „Ich weiß nicht, ob ich das Laufen wirklich populär gemacht habe, aber ich habe es zumindest akzeptabel gemacht für Leute, die nicht so aussehen“, sagte Waitz einmal.
Doch das Glück, das sie im Sport fand, blieb ihr nach ihrer Karriere gesundheitlich verwehrt - viel zu früh wurde sie aus dem Leben gerissen. Im Jahr 2005 machte Waitz öffentlich, dass sie an Krebs erkrankt war.
Sechs Jahre später, in der Nacht zum 19. April 2011, also heute vor 14 Jahren, erlag die ehemalige Leichtathletin im Alter von 57 Jahren den Folgen ihrer Krankheit. Den Platz in den Herzen ihrer Landsleute hat sie jedoch für immer sicher.
Waitz siegt neunmal beim New-York-Marathon
Denn Waitz galt in Norwegen als Pionierin des Langstreckenlaufs für Frauen. Als Kind betrieb sie zunächst mehrere Sportarten - darunter Handball und Turnen - und trat mit zwölf Jahren einem Osloer Sportverein bei.
Dort übersprang sie als Hochspringerin auch 1,61 Meter. Über den Sprint kam Waitz aber später zum Mittelstreckenlauf und bestritt mit 15 Jahren ihre ersten Crossläufe - mit großem Erfolg.
1972 startete die Norwegerin bei den Olympischen Sommerspielen in München über 1500 Meter, den Weltrekord über 3000 Meter verbesserte sie zweimal. Zu ihrer Spezialdisziplin, dem Marathon, gelang Waitz allerdings eher durch Zufall.
Im Herbst 1978 startete sie beim New-York-City-Marathon. Eigentlich wollte sie mit diesem Rennen ihre Karriere beenden, doch blieb sie mit 2:32:30 Stunden um mehr als zwei Minuten unter der Weltbestzeit von Christa Vahlensieck und fand ihre neue Berufung.
US-Präsident empfängt Waitz
Im Jahr darauf lief die viermalige norwegische Sportlerin des Jahres in New York als erste Frau einen Marathon unter 2:30 Stunden (2:27:33). Beim London-Marathon 1983, bei dem sie auch 1986 siegte, unterbot sie den Rekord erneut (2:25:29) - und ihre Siegesserie nahm sensationelle Züge an.
Mit neun Triumphen in New York ist Waitz Rekordhalterin. Vier Jahre später holte sie bei der WM-Premiere in Helsinki Gold.
Für ihre Triumphe beim New York Marathon wurde sie 1982 sogar von US-Präsident Ronald Reagen im Weißen Haus empfangen. Und auch bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften füllte sich ihre Vitrine rasant schnell: Fünfmal (1978 bis 1981 und 1983) gewann Waitz die Goldmedaille - nur der Olympiaboykott ihres Landes verhinderte ihre Teilnahme an den Spielen 1980 in Moskau.
Doch auch lange nach ihrer aktiven Karriere hat Waitz Spuren hinterlassen. Als sie 2005 ihre Krebserkrankung öffentlich machte, setzte sie sich mit ihrer verbliebenen Kraft für ihre Leidensgenossinnen ein.
„Eine der heißesten Flammen ist erloschen“
Zudem begann sie 2008 - nach einer E-Mail von Lance Armstrong - wieder zu laufen. Der US-Amerikaner, der den Krebs einst selbst besiegt hatte, habe ihr neue Motivation gegeben, sagte sie daraufhin.
Für ihr Engagement wurde sie 2008 vom norwegischen König Harald V. mit dem St.-Olavs-Orden ausgezeichnet.
„Eine der heißesten Flammen der modernen Leichtathletik ist erloschen, aber die Heldentaten der Grete Waitz werden ewig leben“, betonte Lamine Diack, Präsident des Weltverbandes IAAF, damals. „Mit ihrer Hingabe, Ausdauer und Kraft war sie uns allen ein Vorbild.“
„Sie wollte nicht, dass sich alles auf sie und ihre Krankheit konzentriert, aber sie wollte anderen helfen“, fügte Helle Aanesen hinzu, die Leiterin der „Aktiv gegen Krebs“-Stiftung in Norwegen.
So ist Waitz in ihrem Heimatland unvergessen. Wegen ihrer beispiellosen Karriere - und wegen all der Dinge, die sie danach getan hat.