Geher Christopher Linke (Potsdam) hat bei der Leichtathletik-WM im Dampfbad von Tokio über die 35 km den angestrebten Platz unter den Top-Acht klar verpasst.
Leichtathletik-WM: „Horror“ - Hitze-Drama um Geher Linke
„Horror“: Hitze-Drama um Geher Linke
Bei der ersten Medaillenentscheidung der Titelkämpfe landete der Potsdamer beim Triumph von Evan Dunfee (Kanada) am Ende nach 2:36:10 Stunden auf Rang 14. Bis Kilometer 15 lag Linke bei dem hammerharten Rennen in der Spitzengruppe, danach musste der 36-Jährige aber entkräftet mehr und mehr abreißen lassen.
Gold holte sich Dunfee, der kurz vor dem Ziel von Krämpfen geplagt wurde, nach 2:28:22 Stunden. Silber sicherte sich Caio Bonfim (2:28:55/Brasilien) vor Lokalmatador Hayato Katsuki (2:29:16). Katsukis Landsmann Masatora Kawano (18.) kippte nach dem Zieleinlauf um und musste mit einem Rollstuhl von der Bahn gebracht werden.
Linke kam knapp acht Minuten nach Dunfee ins Ziel im Nationalstadion von Tokio, sichtlich gezeichnet von den Bedingungen mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit.
Leichtathletik-WM: „Hätte mehr auf meinen Körper achten sollen“
Als er zusammen mit seinen Laufkollegen Jonathan Hilbert und Johannes Frenzl beim ARD-Interview stand, fing er sofort an zu weinen, ließ seinen Mitstreitern den Vortritt und verließ für eine kurze Zeit das TV-Bild.
Nachdem Frenzl und Hilbert über den Wettkampf gesprochen hatten, sprach Linke von einer „Riesenenttäuschung, ich wollte halt einfach mehr“. Er sei „mutig angegangen, im Nachhinein natürlich zu mutig, zu viel riskiert“, sagte Linke: „Ich hätte vielleicht ein bisschen mehr auf meinen Körper achten sollen.“
Linke grüßt emotional seine Freundin
So habe er irgendwann „überhitzt“. Zwischenzeitlich habe er eine Körpertemperatur von 39,6 Grad gehabt, berichtete der 36-Jährige. „Man kann sich vorstellen, mit 39,6 liegt man im Fieber und hat wahrscheinlich Schüttelfrost und macht keine Weltmeisterschaft.“
Er gestand emotional, dass er das Rennen eigentlich nur zu Ende geführt habe, um im Anschluss ein TV-Interview geben zu dürfen, weil seine Freundin Susi Geburtstag habe und er sie grüßen wolle.
Geher Linke zitiert Mertesacker
Die letzten Kilometer seien der „Horror“ gewesen. „Ich hatte Angst, dass ich komplett umkippe“, erklärte Linke, der sich nach Abkühlung sehnte.
„Ich will mal einen bekannten Fußballer zitieren: Ich gehe jetzt erst mal drei Tage in eine Eistonne und dann sehen wir weiter“, sagte der deutsche Rekordhalter in Anspielung auf den früheren Fußball-Weltmeister Per Mertesacker.
Dieser hatte auf dem Weg zum WM-Triumph 2014 nach dem 2:1-Sieg gegen Algerien den legendären Satz geprägt: „Ich lege mich jetzt erst mal für drei Tage in die Eistonne.“
Hilbert und Frenzl überzeugen
Der Leipziger Jonathan Hilbert, der hinterher offen über seine Depressionen sprach, wurde 16. (2:36:47), Johannes Frenzl (Frankfurt) landete zeitgleich auf Rang 17.
Bei den Frauen verteidigte die Spanierin Maria Perez in 2:39:01 Stunden vor Antonella Palmisano (Italien) und Paula Milena Torres (Ecuador) ihren Titel.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)