Es herrschten schreckliche Bedingungen in der japanischen Hauptstadt, als die Spanierin María Pérez den Titelkampf im Gehen letzte Nacht dominierte.
Leichtathletik-WM in Tokio: Spanien feiert seine Geh-Ikone
Spanien feiert seine Gold-Maschine
Eine unglaubliche Hitze gepaart mit einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 93 Prozent verwandelte das Olympiastadion in Tokio zu einem Dampfbad - doch die Titelverteidigerin konnte nicht aufgehalten werden. Sie schnappte sich die dritte WM-Goldmedaille ihrer Karriere und wurde dafür von den spanischen Medien gefeiert.
„Sie schaltet den Autopiloten auf ‚glücklich‘ und vergisst die Welt, während sie kraftvoll und rhythmisch voranschreitet, fast mit einem Lächeln auf den Lippen, die von der Feuchtigkeit des gerade angebrochenen Tages in Tokio durchnässt sind", so El País.
Man kann es kaum glauben, aber die 29-Jährige gab sogar zu, etwas enttäuscht zu sein - denn eigentlich wollte sie den Weltrekord von 2:23:15 Stunden im 35-Kilometer-Gehen brechen. Das Wetter machte ihr jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Auch aufgrund dessen begann das Rennen bereits um 7:30 Uhr Ortszeit. Doch schon zuvor waren sich Pérez‘ Rivalinnen bewusst, dass die Titelverteidigerin auf einen harten Kampf aus ist.
„Die Blicke am Start waren eine Mischung aus Angst, Bewunderung und fast Unterwerfung“, schrieb AS.
Leichtathletik-WM: Pérez wuchs zur „Gigantin“
Bereits bei Kilometer vier übernahm die Titelverteidigerin die Führung über das Rennen. Ihre Spitzengruppe, welche zu diesem Zeitpunkt immer kleiner wurde, hatte einen Vorsprung von 20 Sekunden auf die restlichen Athletinnen.
Es dauerte jedoch nur ein paar Kilometer, bis Pérez die Gruppenführung zu einer Einzelführung machte. Selbst eine Rote Karte bei Kilometer 13 schreckte die Spanierin nicht ab, stattdessen erhöhte sie sogar ihr Tempo.
„Mit ihrer üblichen Brille, die keinen Blick auf ihre kraftvolle Mimik und ihren goldfarbenen Augen zuließ, wuchs die zweimalige Weltmeisterin (jetzt dreimalige) und zweimalige Olympiamedaillengewinnerin immer weiter, bis sie trotz ihrer tatsächlichen Größe von 156 Zentimetern zu einer Gigantin wurde“, beschrieb die AS Pérez’ Show in Tokio.
Pérez: „Manchmal werden Träume wahr“
Mit einem Vorsprung von über drei Minuten stürzte sich die Spanierin nach 2:39:01 Stunden über die Ziellinie im japanischen Olympiastadion.
In den Händen hob sie eine spanische Flagge, auf dem Gesicht trug sie ein breites Grinsen. „Ich liebe dich, Spanien!“, jubelte sie und warf sich kurz darauf sogar auf die Bahn.
Bereits bei den Olympischen Spielen 2024 gewann die Spanierin zwei Goldmedaillen. Auch in der letzten Weltmeisterschaft in Budapest dominierte Pérez beide Rennen im Gehen.
Durch ihren hohen Vorsprung war der Siegerin bereits lange vor dem Ziel bewusst, sie würde Weltmeisterin werden. Trotzdem konnte sie ihr Glück am Ende kaum fassen: „Ich habe davon geträumt und manchmal werden Träume wahr.“
Zwischen Rivalität und Freundschaft
Nachdem sich die Goldsiegerin wieder aufgerappelt hatte, wartete sie knapp drei Minuten auf Antonella Palmisano. Die Italienerin überquerte die Ziellinie auf Platz zwei - und wurde anschließend in einer herzlichen Umarmung von Pérez empfangen.
Denn Pérez und Palmisano sind nicht nur Rivalinnen, sondern auch enge Freundinnen. Bereits vor der Weltmeisterschaft trainierten sie zusammen für zwei Wochen in Italien. Nun konnten die beiden ein Podium teilen.
„María, die jünger ist, hat Antonella für lange Zeit bewundert, und jetzt beruht diese Bewunderung auf Gegenseitigkeit. Das gemeinsame Teilen von Trainingseinheiten hat ihnen geholfen, sich gegenseitig zu fördern“, sagte Pérez‘ Trainer, Jacinto Garzón.
Nachdem Pérez den Großteil des Rennens dominiert hatte, jubelte ihre Freundin mit ihr auf dem Podium.
„Sie gab ein Konzert... und teilte sich das Podium mit ihrer großartigen Freundin“, schrieb die Marca über das Rennen.