Das 16. WM-Gold für Simone Biles, aber Ovationen und ein persönlicher Rekord für Elisabeth Seitz.
Wunderkind Biles gewinnt Mehrkampf
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Mit Rang sechs im Mehrkampf-Finale verwandelte die deutsche Rekordmeisterin bei den Kunstturn-Weltmeisterschaften in Stuttgart die Schleyerhalle in ein Tollhaus. Am Ende fehlten nur 0,4 Punkte zur Bronzemedaille.
Bislang war die Lokalmatadorin bei Welttitelkämpfen noch nie über den neunten Platz hinausgekommen. Doch mit dem Heimvorteil im Rücken war die Stuttgarterin von der ersten Minute an voll im Wettkampf und biss sich förmlich in der Spitzengruppe fest. In ihrem Schatten lieferte auch die Kölnerin Sarah Voss eine starke Vorstellung und durfte mit Rang zehn mehr als zufrieden sein.
"Ich freue mich total, für mich ist wieder einmal ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen", sagte Seitz und genoss den Jubel der 7500 Besucher. Die 25-Jährige strich den großen Anteil des Publikums an ihrer Leistung heraus: "Dass ich mich wieder einmal selbst übertroffen habe, hat viel mit Stuttgart und den Zuschauern zu tun."
Biles wieder das Maß der Dinge
An der Spitze indes zog Biles unbeirrt ihre Kreise und holte sich nach einem Start-Ziel-Sieg zum fünften Mal bei einer WM das Mehrkampf-Gold ab. Der zweite Platz ging an die Chinesin Tang Xijing vor Angelina Melnikowa aus Russland. Biles' Teamkollegin sowie Sunisa Lee und auch Mehrkampf-Europameisterin Melanie de Jesus dos Santos waren nach Stürzen vom Stufenbarren schnell aus dem Titelrennen.
Die beiden deutschen Athletinnen erwischten einen glänzenden Start. Seitz kam bei vollem Risiko am Stufenbarren auf 14,866 Punkte, was sogar für Rang drei im Zwischenklassement reichte. Souverän war auch der Voss-Auftritt am Schwebebalken, der ihr 13,866 Zähler einbrachte, mehr als im Qualifikations-Wettkampf. "Ein grandioser Auftakt", sagte dazu Cheftrainerin Ulla Koch.
Daran schloss Seitz am Schwebebalken nahtlos an und präsentierte sich erneut stabil, sie vermied die Stürze, die sie noch bei den nationalen Titelkämpfen im August in Berlin ins Grübeln gebracht hatten. Auch Voss schlug sich am Boden wacker, der 19-Jährigen fehlt es aber noch an Höchstschwierigkeiten.
Seitz hofft aufs Stufenbarrenfinale
Dieses Problem hat Seitz am Boden, kleine Standfehler führten zu geringen Punktabzügen. Voss kam gut über den von ihr weniger geschätzten Stufenbarren. Am Sprung komplettierte Seitz ihren exzellenten Vierkampf.
Für Seitz und Voss sind die Welttitelkämpfe noch nicht beendet. Sportsoldatin Seitz hofft im Stufenbarrenfinale am Samstag auf einen Platz auf dem Treppchen. Am Sonntag bestreitet die BWL-Studentin Voss am Schwebebalken das erste WM-Gerätefinale ihrer Karriere.
Die WM wird am Freitag mit dem Mehrkampf-Finale der Männer fortgesetzt. Einziger deutscher Starter ist der deutsche Meister Andreas Toba aus Hannover.