Viel bitterer kann man eine Medaille kaum verlieren.
Eiswind! Tränen-Drama nach Sololauf
Ebba Andersson setzte sich beim Langlauf-Rennen über 30 Kilometer früh mit der späteren Olympiasiegerin Therese Johaug und der Silbermedaillengewinnerin Jessica Diggins vom Rest des Feldes ab. (SERVICE: Der Medaillenspiegel)
Nachdem Johaug sich nach neun Kilometern von beiden lösen und auch Diggins eine Lücke zu Andersson reißen konnte, war die Schwedin das restliche Rennen bei starkem Gegenwind auf sich allein gestellt.
Andersson wehrte sich aber gegen ihre Verfolgerinnen und baute ihren Vorsprung nach einem kleinen Einbruch wieder auf 40 Sekunden aus. Die 24-Jährige hatte gut einem Kilometer vor dem Ziel noch knapp 20 Sekunden Vorsprung. (News: Alle aktuellen Infos zu Olympia 2022)
Andersson kämpft gegen Wind - und bricht ein
Als die 24-Jährige jedoch in den letzten größeren Anstieg ging, kam plötzlich extrem starker und eisiger Wind auf, der ihr den am Boden liegenden Schnee ins Gesicht blies. Die Verfolgerinnen kamen angeführt von der Finnin Kerttu Niskanen näher.
Andersson kämpfte sich trotz der eisigen Windböen über den Anstieg mit noch gut zehn Sekunden Vorsprung, doch in der folgenden Abfahrt war jegliche Kraft weg. Bereits im Stadion angekommen und die Ziellinie auf der anderen Seite sehend, wurde sie überholt und am Ende nur Achte.
„Am letzten Hügel habe ich alles gegeben und hatte 15 Sekunden Vorsprung - aber als ich mich in die Abfahrt stürzte, kamen die richtigen Böen. Ich war sehr überrascht, als sie plötzlich hinter mir waren, so dass es sich im Moment sehr unfair anfühlt“, sagte Andersson bei Sportbladet.
Unter Tränen fuhr sie fort: „Mir ist die Luft weggeblieben. Ich habe da draußen wirklich gekämpft. Ich verstehe nicht, wie sie am Ende so schnell dran waren.“ Auch Siegerin Johaug zeigte Mitleid und fand es „unglaublich traurig für Ebba“. (DATEN: Alle Ergebnisse bei Olympia 2022)
Johaug verpasst Rekord-Vorsprung nur knapp
Norwegens Skilanglauf-Königin holte derweil ihre dritte Goldmedaille der Winterspiele in Peking und lang im Ziel 1:43,3 Minuten vor Diggins - es war der zweitgrößte Vorsprung der olympischen Dreißiger-Geschichte.
Die 33-Jährige hätte dabei mit Leichtigkeit auch den Rekord aufstellen können, da ihr Vorsprung zwischendurch bereits auf knapp zwei Minuten angewachsen war - doch Johaug gönnte sich etwas mehr Zeit, um mit der norwegischen Fahne ins Ziel laufen.
Niskanen holte am Ende noch die Bronzemedaille. Als beste Deutsche landete Teamsprint-Olympiasiegerin Victoria Carl (Zella-Mehlis) auf dem zwölften Rang.
Carl hielt sich zunächst in der ersten Verfolgergruppe, musste dem hohen Tempo und den widrigen Bedingungen aber Tribut zollen und kam gut fünf Minuten nach Johaug ins Ziel.
Langlauf: Johaug plant keinen Olympia-Start 2026
Dominatorin Johaug hatte vor dem Rennen angekündigt, in vier Jahren nicht mehr an Olympia teilnehmen zu wollen.
Die 14-malige Weltmeisterin hatte in Peking zuvor Gold im Skiathlon sowie über 10 km klassisch gewonnen, es waren ihre ersten Olympiasiege seit dem Staffel-Gold 2010 in Vancouver.
2018 in Pyeongchang hatte sie wegen einer Dopingsperre nur zugeschaut.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)