Offene Worte zu einem oftmals noch immer gesellschaftlichen Tabu-Thema: Ex-Biathlon-Weltmeisterin Miriam Neureuther und die frühere Weltklasse-Turnerin Kim Bui haben eingeräumt, während ihrer Sportkarriere mit dem Thema Essstörungen konfrontiert gewesen zu sein.
Miriam Neureuther bricht Schweigen zum Tabu-Thema Essstörungen
Neureuther spricht über Tabu-Thema
„Der Sport war mein Leben. Für ihn habe ich alles getan, auch Gewicht verloren“, wird Neureuther in einer Pressemitteilung der ARD zitiert.
Sie habe erst nach einer schweren Verletzungszeit, in der Leistungssport unmöglich war, ihr Essverhalten hinterfragt und dann die Gesundheit vor den Erfolg gestellt, so die heute 32-Jährige, die einst unter ihrem Mädchennamen Gössner im Biathlon glänzte und seit 2017 mit dem ehemalige Skifahrer Felix Neureuther verheiratet ist. (NEWS: Alles zum Biathlon)
In einem Instagram-Post betonte Neureuther indes, dass sie keineswegs unter Essstörungen gelitten habe: „Das stimmt nicht!“
Allerding sei auf sie Druck ausgeübt worden - sie habe abnehmen müssen, um noch schneller laufen zu können, und das ungeachtet ohnehin schon sehr guter Leistungen.
Essstörung: Neureuther und Bui wollen aufklären
„Dadurch war ich für kurze Zeit vom Gewicht her sehr an meinem persönlichen Gewichtslimit. Zum Glück hatte ich damals ein sehr gutes familiäres Umfeld und einen tollen Heimtrainer, die mich aufgefangen haben, und ich habe sehr schnell gemerkt, dass der Körper Energie braucht, um Höchstleistung erbringen zu können“, so Neureuther weiter.
Bui wiederum war 15 Jahre alt, als sie zum ersten Mal Essen bewusst wieder hervorwürgte.
„Es musste raus, ich durfte einfach nicht zunehmen“, erklärt die ehemalige deutsche Leistungsturnerin in der Mitteilung. Eine Trainerin habe die 34-Jährige laut eigener Aussage in die Essstörung getrieben, ehe sie eine andere Übungsleiterin erst Jahre später aus dem Teufelskreis herausgeholt und zu einer Therapie geschickt habe.
Bui schrieb dazu auf Instagram: „Miriam Neureuther und ich gehen gemeinsam auf die Reise und thematisieren das Tabuthema Essstörung.“
Um anderen Betroffenen zu helfen, wollen Neureuther und Bui zum Tabuthema Essstörungen in einer Dokumentation des Bayrischen Rundfunks „Hungern für Gold“ Stellung beziehen. Ausgestrahlt wird die Doku ab 27. Februar in der ARD-Mediathek sowie im TV am 5. März im Ersten sowie am 8. März im BR.
Neureuther über Gewichtsschwankungen
In einem anderen Licht erscheinen dadurch nun auch Aussagen in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung von 2013: Darin hatte Neureuther erklärt, ihre Stärke aus ihrer eigentlich gesunden Lebensweise zu beziehen: „Ich bin stark auf der Naturheilmittelschiene und achte auf meine Ernährung. Ich backe mir, wenn ich vom Weltcup heimgekommen bin, am nächsten Morgen selber mein Brot.“
Die damals 23-Jährige sprach dabei auch über starke Gewichtsschwankungen infolge zweier Operationen, was die schwerste Zeit ihres Lebens markiert habe: „Erst wurde gesagt, ich sei zu dick, ein paar Kilo weniger, und würde mich leichter tun. Danach, als ich wegen der Zahn-OP weniger gegessen hatte, kam: Jetzt bist‘ zu dünn.“
Erfolg allerdings, so Neureuther damals weiter, könne man nur haben, „wenn man weiß, es ist egal, ob die Leute sagen, du bist zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, zu braun, zu blass.“