Elisabeth Seitz und Emma Malewski klammerten sich gemeinsam an eine Deutschland-Fahne, sie fieberten in ihren orthopädischen Spezialschuhen auf der Tribüne mit - doch das Zittern war vergebens.
Turnen: "Nur am Weinen!" Deutscher Olympia-Traum platzt dramatisch
Olympia-Traum platzt dramatisch
Erstmals nach zwanzig Jahren werden die Olympischen Sommerspiele wieder ohne deutsche Frauen-Mannschaft stattfinden. Vor allem für die zum Zuschauen verdammten Turn-Europameisterinnen brach nach Rang 13 eine Welt zusammen.
„Es ist nicht schön“, stammelte Seitz aufgelöst in Tränen im SWR-Interview. Der deutschen Riege fehlten in der dramatischen Mannschafts-Qualifikation in Antwerpen gerade einmal ein Platz und 0,101 Punkte zum gemeinsamen Ticket für Paris.
„Ich bin gerade sehr durch den Wind und nur am Weinen. Ein sehr großer Traum ist zerplatzt“, schrieb Malewski bei Instagram. Ihr Syndesmoseriss im linken Fuß und der Achillessehnenriss von Seitz im rechten Fuß waren eine zu große Hypothek.
Seitz in Tränen nach deutschem Olympia-Aus
„Ich hätte auf jeden Fall helfen können“, haderte die deutsche Rekordmeisterin Seitz.
Sie sei „traurig, dass ich das Team nicht mit meinen Übungen unterstützen konnte“, ergänzte die frühere Schwebebalken-Europameisterin Malewski. Mit beiden in Normalform statt im Krankenstand wäre die Olympia-Quali wohl reine Formsache geworden. „Wir mussten nach den schweren Verletzungen in einer neuen Realität arbeiten“, monierte Cheftrainer Gerben Wiersma.
Er sei deshalb „stolz“ auf die von Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz angeführte Mannschaft: „Die Mädchen hatten einen Riesendruck und haben keinen einzigen großen Fehler gemacht.“
Doch zur Verwirklichung des gemeinsamen Olympia-Traums fehlte der jungen Riege in so mancher Übung der erforderliche Schwierigkeitsgrad. Zwischenzeitlich Zehnte, mussten die Athletinnen hilflos mit ansehen, wie noch drei Nationen in der Gesamtwertung vorbeizogen.
Olympia: Allein Schäfer-Betz am Start
Trotz der Enttäuschung mit der Mannschaft hat zumindest Schäfer-Betz bei den Sommerspielen 2024 in Paris einen Startplatz garantiert.
Die gebürtige Saarländerin erkämpfte sich diese Teilnahmeberechtigung durch Rang 20 in der Mehrkampf-Qualifikation im Sportpaleis.
Aufgrund des 13. WM-Platzes für die Mannschaft des Deutschen Turner-Bundes (DTB) kommt ein deutscher Quotenplatz hinzu, dieser ist nicht personalisiert und dürfte vom Leistungsstand im Frühsommer 2024 abhängig sein.
Eine rasche Genesung vorausgesetzt, könnte dieses Ticket an die derzeit verletzten Seitz oder Malewski gehen. Als mögliche Kandidatin kommt auch die als Ausnahmetalent geltende Helen Kevric infrage, die mit ihren 15 Jahren bei der WM in Antwerpen noch nicht startberechtigt war.
„Aber es gibt keine Vorwürfe“
Eine dritte olympische Startmöglichkeit könnte für eine deutsche Gerätespezialistin hinzukommen. Dies hängt jedoch von den weiteren WM-Entscheidungen in den kommenden Tagen ab.
Frauen-Bundestrainer Wiersma erhielt trotz der bitteren Team-Enttäuschung Rückendeckung.
„Der Coach hat in eineinhalb intensiven Jahren einen guten Job gemacht. Natürlich sind wir sehr enttäuscht, aber es gibt keine Vorwürfe“, sagte DTB-Sportdirektor Thomas Gutekunst, der auf die Erfolge bei der Heim-EM in München im Vorjahr verwies. Neben zweimal Einzelgold hatte die Mannschaft dort auch überraschend Bronze geholt.
Eine Mannschaft, die 2024 in Paris zum Zuschauen verdammt ist.