Der nächste Schritt beim gemeinsamen Olympia-Ziel ist getan, nun kehrt wieder der Alltag ein: Der Deutsche Olympische Sportbund und das Bundeskanzleramt müssen beim Zankapfel Spitzensportreform einen Weg zueinander finden. Auch wenn beide Seiten beteuern, nur das Beste für den deutschen Sport zu wollen, ist ein Spannungsfeld weiter unübersehbar.
DOSB vs. Kanzleramt: Machtkampf um Spitzensport-Reform
DOSB und Kanzleramt ringen um Reforminhalte
Medaillen als Maßstab im neuen Sportfördergesetz
Im Referentenentwurf zum Sportfördergesetz habe man „vorangestellt, dass es um das Leistungsprinzip geht und eben auch um das Thema Medaillengewinne, weil dies nun mal die Währung im Leistungssport ist“, unterstrich Christiane Schenderlein, Staatsministerin für Sport und Ehrenamt, am Samstag am Rande der DOSB-Mitgliederversammlung.
Bezugnehmend auf eine Aussage des sächsischen Innenministers Armin Schuster, der die Sportförderung in Deutschland als „langes Schleppnetz“ beschrieben hatte, sagte die 44 Jahre alte CDU-Politikern: „Die Frage ist, ob wir wirklich alles mitnehmen können.“
DOSB warnt vor einseitigem Fokus auf Medaillen
Also nur noch die medaillenträchtigen Sportarten fördern? Die DOSB-Spitze um Präsident Thomas Weikert war davon einigermaßen überrascht: „Zunächst mal ist das mit uns nicht besprochen. Zum Zweiten haben wir die Politik bisher vertreten - und die haben wir auch nicht geändert - dass wir auf alle Sportarten schauen.“ Einmal mehr scheint es also, als gingen die Ansichten bei den wichtigsten Stakeholdern in der deutschen Sportpolitik auseinander.
Kritik an politischer Dominanz im Stiftungsrat der Spitzensportagentur
Schenderlein hatte mit dem Referentenentwurf zum Sportfördergesetz Ende Oktober beim DOSB für Kopfschütteln gesorgt. Dieser Erstentwurf sieht vor, dass die Politik bei der Verteilung von Bundesmitteln aufgrund der vorgesehenen 4:1-Mehrheit im wichtigen Stiftungsrat einer Spitzensportagentur praktisch alle Entscheidungen treffen kann.
Weikert fordert Mitsprache des Sports
Weikert hatte deswegen am Samstag bei seiner Rede an die Bundespolitik appelliert: „Tun Sie es bitte mit dem Sport und nicht ohne ihn – und bitte nie gegen ihn.“ Der 64-Jährige führte aus: „Ausgerechnet diejenigen, die am meisten vom Sport verstehen, haben – wenn es darauf ankommt – nichts zu entscheiden. So sieht Gemeinsamkeit nicht aus. Deswegen lehnen wir den Referentenentwurf in seiner vorgelegten Form ab.“
Verhandlungsspielraum bis nach den Winterspielen
Bis Mittwoch kommender Woche will der DOSB beim Kanzleramt eine Stellungnahme zum Referentenentwurf einreichen. Es bleibt offenbar noch Zeit für Verhandlungen: Wie der DOSB-Vorstandsvorsitzende Otto Fricke erklärte, soll ein Kabinettsentwurf erst nach den Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d’Ampezzo im kommenden Februar eingebracht werden.