Beneiden konnte man Timo Scheider in den letzten Wochen wahrlich nicht.
DTM in Oschersleben: Pascal Wehrlein und Timo Scheider am Start
Frostiges Treffen nach dem Eklat
"Es gab schwere Gänge, ob es auf anderen Rennstrecken war oder einfach nur vor der Haustür oder auf Social-Media-Plattformen, wo viele Äußerungen sehr hart und unter der Gürtellinie waren", sagte der 36-Jährige zu der Zeit nach dem Audi-Skandal von Spielberg, als er nach Anweisung von Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich die Daimler-Piloten Pascal Wehrlein und Robert Wickens von der Strecke schob.
Wehrlein: "Fall erledigt"
Am Wochenende kehrt Scheider in Oschersleben (2. Freies Training am Sa., ab 8.15 Uhr im LIVESTREAM) zurück auf die Strecke - und trifft damit erstmals wieder auf die Leidtragenden seines Manövers. Eine große Aussprache wird es dort aber wohl nicht geben.
Pascal Wehrlein, den Scheiders Rammen im Kampf um den DTM-Titel - und nicht zuletzt um ein Formel-1-Cockpit - wertvolle Punkte kostete, zeigte sich auch einen Monat nach dem Zusammenstoß kühl.
Werde ein Wiedersehen mit Scheider im Fahrerlager von Oschersleben beim 20-Jährigen ein mulmiges Gefühl verursachen? "Für mich nicht", sagte Wehrlein auf SPORT1-Nachfrage: "Für mich hat sich der Fall sowieso erledigt."
Scheider: "Ich bleibe der Gleiche"
Und auch Scheider selbst sieht keinen Gesprächsbedarf. Auf SPORT1-Nachfrage stellte er klar: "Ich habe mich für die Situation entschuldigt, dass es mit der Berührung blöd gelaufen ist und dass es mit den Auswirkungen so nicht hätte passieren dürfen. Dabei bleibt es auch."
Überhaupt sieht sich Scheider seit Österreich ungerecht behandelt. Es sei ein Hype entstanden, "der oft auch unter der Gürtellinie war. Das war das Frustrierendste."
So ließ Scheider auch an seiner Vorbildfunktion - etwa für sein eigenes Team in der ADAC Formel 4 - keine Zweifel: "Ich bin und bleibe der Gleiche wie vorher auch. Wenn man das Thema sensibel angeht und sieht, was sich ein Timo Scheider in 25 Jahren an großen Missgeschicken geleistet hat, kommt man sehr schnell darauf, dass da nicht viel ist, was man ihm vorwerfen kann."
Gereiztes Klima in der DTM
Dennoch hat der Vorfall in der DTM ein gereiztes Klima hinterlassen. Am Rande des Moskau-Wochenendes beschimpfte BMW-Pilot Timo Glock Audi-Fahrer Mattias Ekström nach einer Kollision via Twitter als "Idiot" und trug so nicht zu einer entspannteren Atmosphäre bei.
Glocks Teamkollege Bruno Spengler sieht den derzeit rauen Umgang allerdings gelassen. "Solche Sachen sind in der DTM öfter passiert. Das ist nichts Neues. In der DTM wird öfter hart gefahren, das gehört einfach dazu", sagte der Champion von 2012 auf SPORT1-Nachfrage.
Die Reibereien der letzten Wochen schaden der Rennserie aus Sicht des Kanadiers nicht, "denn es bringt gute Action. Es passiert viel und das zeigt nur, wie eng die DTM ist und wie hart in der DTM gekämpft wird."
Alltag auf der Strecke für Scheider?
Mit der Härte übertrieben hat es Timo Scheider in Spielberg. Nun, so ist sich Teamkollege Rockenfeller sicher, wolle Scheider endlich wieder genießen, "wieder ins Auto zu steigen und auf der Strecke Gas zu geben".
In der Magdeburger Börde suche der 36-Jährige etwas, das ihm im August abhanden gekommen war: "Den Alltag auf der Strecke".