Lewis Hamilton hat die Formel 1 nach dem tragischen Tod des US-Amerikaners George Floyd heftig kritisiert.
Wegen Floyd: Hamilton kritisiert F1
Der britische Weltmeister schaltete sich mit klaren Worten in die Debatte um Rassismus und Polizeigewalt ein und holte dabei auch zu einem Rundumschlag gegen seine Kollegen aus.
"Ich sehe diejenigen von Euch, die still bleiben, einige von Euch sind die größten Stars und bleiben noch still mitten in dieser Ungerechtigkeit. Nicht ein Zeichen von irgendjemandem in meiner Industrie, die natürlich ein von weißen dominierter Sport ist", schrieb Hamilton in einem Statement auf Instagram.
Floyd war am vergangenen Montag in Minneapolis bei einem Polizeieinsatz zu Tode gekommen. Ein weißer Polizist hatte ihm minutenlang sein Knie in den Nacken gedrückt. "Ich kann nicht atmen", sagte Floyd, der an den Folgen der Fixierung starb. Die Tat löste Proteste in vielen US-Städten aus, es kam zu schweren Krawallen.
Lewis Hamilton: "Ich weiß, wer ihr seid"
In der F1 sei er einer der wenigen dunkelhäutigen Menschen und stehe allein, erklärte Hamilton.
"Ich hätte gedacht, dass ihr jetzt seht, warum das passiert und etwas dazu sagt. Aber ihr könnt nicht an unserer Seite stehen. Aber ihr solltet wissen, dass ich weiß, wer ihr seid und ich euch sehe." Das Rassismus-Problem betreffe nicht nur die USA, es sei auch "in England, Spanien, Italien und überall" vorhanden.
Gleichzeitig stellte der 35-Jährige klar, dass er die gewalttätige Proteste ablehne. "Die Art und Weise, mit der Minderheiten behandelt werden, muss sich ändern." Er rief die politischen Anführer der Welt auf, den Menschen klar zu machen, dass "wir alle gleich sind".
"Wir wurden nicht mit Rassismus im Herzen geboren, es wird uns von jenen beigebracht, zu denen wir aufschauen."
Leclerc und Mercedes reagieren
Die Kritik des sechsmaligen Champions blieb offenbar nicht ungehört. Ferrari-Star Charles Leclerc veröffentlichte nach Hamiltons Eintrag ein Statement, ob als direkte Reaktion auf Hamiltons Tadel, blieb aber unklar.
Er habe sich unwohl bei dem Gedanken gefühlt, seine Emotionen in den Sozialen Medien zu teilen und deshalb zunächst geschwiegen. "Ich lag komplett falsch", schrieb Leclerc. Rassismus müsse mit Handlungen begegnet werden, nicht mit Schweigen. "Es ist unsere Verantwortung, Ungerechtigkeit anzusprechen", sagte Leclerc und brachte seine Unterstützung für die "Black Lives Matters"-Bewegung zum Ausdruck.
Der Australier Daniel Ricciardo nannte Rassismus ein "Gift", das mit Einigkeit und Maßnahmen bekämpft werden müsse. McLaren-Pilot Lando Norris äußerte sich ähnlich. Auch Hamiltons Mercedes-Team zeigte sich in einer Botschaft solidarisch: "Wir stehen an deiner Seite, Lewis."
Formel-1-Star hat Erfahrungen mit Rassismus gemacht
Hamilton war im Lauf seiner Rennsport-Karriere mehrfach Opfer rassistischer Anfeindungen, etwa vor der Saison 2008, als Zuschauer bei Testfahrten in Spanien sich mit Kostümen als Klischee-Schwarze über ihn lustig machten.
Mercedes-Boss Toto Wolff thematisierte erst im vergangenen Jahr, dass Hamilton schon als junger Nachwuchsfahrer schlechte Erfahrungen gemacht hätte: "Als Lewis jünger war, war er das einzige schwarze Kind unter weißen Kindern und ich weiß, dass er auf der Strecke rassistisch beleidigt wurde."
Das hätte "Wunden fürs Leben hinterlassen". 2011 sorgte Hamilton für eine Kontroverse, als er nach diversen Bestrafungen durch die Formel-1-Stewards einen Rassismus-Verdacht äußerte.
Sportler weltweit protestieren
Schon 2018 hatte Hamilton den Mangel an ethnischer Vielfalt auch hinter den Formel-1-Kulissen kritisiert, generell hat er sich in den vergangenen Jahren immer häufiger politisch positioniert, etwa auch mit einem vieldiskutierten Appell gegen Umweltverschmutzung und für vegane Ernährung im vergangenen Jahr.
Mit seiner neuesten Wortmeldung reiht er sich in eine breite, von zahlreichen prominenten Sportlern angefachte Rassismus-Debatte ein, in der sich unter anderem auch die NBA-Stars LeBron James und Stephen Curry sowie Legende Michael Jordan äußerten. In der Fußball-Bundesliga gab es Solidaritätsgesten von Jadon Sancho und Achraf Hakimi (Borussia Dortmund), Marcus Thuram (Borussia Mönchengladbach) sowie Weston McKennie (FC Schalke 04).