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Netflix-Hit "Drive to Survive" befeuert Formel-1-Boom in den USA - ist aber umstritten

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Netflix-Hit "Drive to Survive" befeuert Formel-1-Boom in den USA - ist aber umstritten

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Der brisante Zoff um eine F1-Erfolgsstory

Die Formel 1 erlebt einen Boom in den USA, befeuert von „Drive to Survive“. Die Netflix-Show ist aber nicht unumstritten - ausgerechnet Max Verstappen ist ihr prominentester Kritiker.
Beim Formel-1-Auftakt in Bahrain landet Lewis Hamilton lediglich auf Platz 3 und profitiert von dem Aus der beiden Red-Bull-Fahrer. Mercedes hadert an allen Stellen.
SPORT1
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von SPORT1

Stefano Domenicali ist im Feuerwehr-Modus - und hat dafür gute Gründe.

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Der langjährige Formel-1-Teamchef der Scuderia Ferrari und seit 2021 als CEO der Formel 1 amtierende Italiener möchte zwischen dem Streaming-Unternehmen Netflix und den Kritikern der Serie „Drive To Survive“ vermitteln. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

Kritikern, zu denen unter anderem Max Verstappen gehört, der die Zusammenarbeit mit der Show boykottiert. Der Weltmeister - ausgerechnet.

Für den F1-Boss ist dieser Konflikt keine Nebensächlichkeit: Der Netflix-Hit ist zu einem zentralen Antreiber der Gelddruckmaschine Formel 1 geworden.

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Drive to Survive befeuert Formel-1-Boom in den USA

„Es steht außer Frage, dass das Netflix-Projekt sehr positive Auswirkungen hat“, zitiert motorsport.com Domenicali.

Der 56-Jährige denkt dabei vor allem an den Formel-1-Boom in den USA: Die Königsklasse, die dort Jahrzehnte lang um Aufmerksamkeit ringen musste, steigerte ihre TV-Quoten im vergangenen Jahr um über 50 Prozent, beim Auftaktrennen 2022 konnte der übertragende Sender ESPN nochmal eine deutliche Steigerung und einen neuen Rekord vermelden.

Jahrelange Beobachter der US-Medienbranche sind verblüfft über den Hype, vor allem beim so heiß begehrten jungen Publikum, das sich für die in Amerika eigentlich populäreren Rennserien wie NASCAR eher nicht interessiert. Die Erklärung für den Boom, die allerorten angeführt wird: Drive to Survive!

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Die Dramatisierung der vergangenen Formel-1-Saisons hat der Rennserie völlig neue Zielgruppen erschlossen. Was jedoch einen gewissen Preis hatte, wie auch Domenicali zugibt: „Um das Interesse eines neuen Publikums zu entfachen, wurde ein Ton eingesetzt, der sich womöglich darauf konzentriert hat, die Story etwas zu dramatisieren. Das ist eine Chance. Aber man muss das richtig verstehen. Wir haben bei einem Treffen in Bahrain mit den Teams schon einmal darüber gesprochen.“

Max Verstappen boykottiert die Netflix-Serie

Dass Gesprächsbedarf bezüglich der Netflix-Produktion vorhanden war, zeigte sich vor allem in Person von Max Verstappen.

Im vergangenen Jahr erklärte der aktuelle Weltmeister seinen Boykott der Serie: „Ich verstehe, dass es getan werden muss, um die Popularität in Amerika zu steigern. Aus Fahrersicht mag ich es aber nicht, ein Teil davon zu sein.“ (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

Ein Umstand, der für Netflix und Domenicali einem Super-GAU gleichkommt - und die Macher der Serie unter Zugzwang setzt: „Ein Fahrer, der sich weigert, teilzunehmen, weil er seiner Meinung nach nicht richtig dargestellt wird, ist nicht konstruktiv. Wir müssen darüber reden, wie man das Format ändern kann, damit er es als korrekt empfindet.“

Vor allem die Zuspitzung auf angebliche Rivalitäten unter den Fahrern wurde als Hauptkritikpunkt genannt. Dazu komme eine verzerrte Darstellung der Realität, da Rennszenen teilweise mit Funksprüchen aus anderen Situationen und einem anderen Kontext unterlegt wurden, um für mehr Drama zu sorgen.

Verstappen kritisiert Darstellung von Norris

Verstappen erklärte am Rande des Saudi-Arabien-GP, dass er sich in seiner Meinung bestätigt fühle, wenn er Folgen wie die über die beiden McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo und Lando Norris sehe.

„Das sind zwei tolle Typen, aber sie haben Lando wie einen kleinen Arsch aussehen lassen, was er aber überhaupt nicht ist“, sagte Verstappen: „Ich kenne Lando. Er ist ein witziger Typ, ein toller Kerl. Und wenn man sich die Folge anschaut, denkt man: ‚Was ist mit dem?‘“

Neue Formel-1-Fans werden seiner Einschätzung nach Norris aufgrund dieser Folge nicht mögen, was falsch wäre: „Er ist ein toller Typ. Aber man bekommt einen falschen Eindruck - und genau das ist mir am Anfang passiert.“

Verstappen vergleicht „Drive to Survive“ sogar mit der Reality-Serie rund um die Familie von Kim Kardashian („Keeping up with the Kardashians“): „Ich habe die Vorteile gesehen, mehr Popularität zu erreichen, aber für mich hat man jetzt einen Punkt erreicht, wo es mehr ‚Keeping up with the Formula 1 World‘ ist.“

Gerhard Berger: Doku ist „sehr fake“

Verstappen mit seiner Kritik nicht alleine da. Gerhard Berger, langjähriger Formel-1-Pilot und aktuell Chef der DTM, schlug in dieselbe Kerbe. Die Serie sei „sehr amerikanisch“ und „sehr fake“.

Zwar erkenne er an, dass Netflix in den USA „einen super Job“ für die Formel 1 machen würde, um ein neues Publikum zu erschließen. Dennoch sei das nicht die Formel 1, „die ich kenne.“

Daher will Domenicali nun nach den Teams auch mit Netflix reden, „dass die Story sich nicht von der Realität entfernt. Sonst passt es nicht mehr.“

Die Zusammenarbeit mit dem Streaming-Riesen stehe jedoch nicht in Frage, da diese Kooperation „wahnsinnig gut“ und „wahnsinnig wichtig“ für die Formel 1 in den USA sei.

Netflix-Doku auch für die DTM?

Von der Wirkung der Doku ist übrigens auch Berger überzeugt, weswegen er sich ein ähnliches Projekt auch für die DTM vorstellen könnte.

„Für die DTM wäre das ein Traum“, erklärte er und fügte hinzu: „Die DTM könnte sehr viel Content produzieren und auch sehr gut sein für so eine Netflix-Serie.“

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