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Formel 1: Kolumne von Peter Kohl über Charles Leclerc und Mick Schumacher

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Formel 1: Kolumne von Peter Kohl über Charles Leclerc und Mick Schumacher

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„Fällt nicht mehr unter Welpenschutz“

In seiner Kolumne bilanziert SPORT1-Experte Peter Kohl den Großen Preis von Emilia Romagna. Dabei konzentriert er sich auf die Vorstellungen von Charles Leclerc und Mick Schumacher.
Max Verstappen hat beim Großen Preis der Emilia-Romagna einen souveränen Start-Ziel-Sieg eingefahren, während das Heimspiel von Ferrari zu einem Desaster wurde.
Peter Kohl
Peter Kohl

Durch Essen wird man satt – die Tifosi waren Corona-ausgehungert. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

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Die Gelegenheit, einen Grand Prix vor der eigenen Haustür wieder mal live erleben zu dürfen, mobilisiert die Massen. Über 100 000 Tifosi pilgern zur legendären Rennstrecke in der Emilia Romagna. Jede Bewegung auf dem Asphalt, jedes Motorengeräusch wird aufgesaugt und frenetisch bejubelt. Ein in Rot gehüllter Speed-Tempel, der trotz Wetterbedingungen, die den Gekommenen alles abverlangen, aus den Nähten platzt.

Die Tabellenführung in beiden Wertungen durch die Scuderia tut ihr Übriges. Die Euphorie der Ferraristi ist nach Jahren der Nackenschläge grenzenlos. Das Cavallo Rampante ist wieder in der Lage, Titel zu holen. Die Erwartungshaltung ist entsprechend groß. Leclerc hat im bisherigen Saisonverlauf das Maximum aus seinem Paket geholt. Ein Heimsieg sollte das Team weiter beflügeln.

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Sainz verhunzt einmal mehr das Qualifying

Doch die Gier nach dem Optimum ist zu groß. Am Ende steht eine satte Magenverstimmung. Aus dem Festschmaus ist ein Teller geworden, auf dem lediglich ein abgenagter Knochen liegt. Carlos Sainz verhunzt einmal mehr das Qualifying, wird in der Anfangsphase des Rennens unverschuldet unrettbar ins Kiesbett katapultiert. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

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Titelanwärter Leclerc kommt beim Start nicht aus dem Quark, verliert Positionen, hetzt in der Folge den beiden Red Bull hinterher. Verstappen ist nicht zuschlagen an diesem Tag. Der Titelverteidiger spielt eiskalt seine Trümpfe aus. Das Update für seinen Boliden funktioniert makellos.

Der Defekt-Teufel, der den Niederländer schon zweimal kräftig in die Waden gebissen hat in dieser Saison, macht Urlaub. Und die schwierigen, wechselhaften Bedingungen meistert Verstappen in Champions-Manier. Die Leclerc noch fehlt.

Durch einen Wechsel auf die Soft-Reifen in der Schlussphase geht er All in, will den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde, und Perez noch Platz 2 abjagen. Restfeuchtigkeit auf den Kerbs, eine zu große Risikobereitschaft von Leclerc, dazu der Erwartungsdruck von den Tribünen – eine Melange, die zu einem fatalen Dreher führt. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)

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Leclerc bezahlt einen Moment der Unbeherrschtheit mit dem Verlust von drei Positionen. Damit gehen ihm unter dem Strich 19 Punkte gegenüber Verstappen verloren. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen eine krachende Niederlage für den Monegassen, die richtig weh tut. Er wird seine Lehren daraus ziehen. Manchmal ist weniger eben deutlich mehr!

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Wollen wir einen Buchhalter als Fahrer?

In seiner Situation wäre es wesentlich besser gewesen, einen soliden dritten Platz sicher einzufahren und die Punkte mitzunehmen. Aber hey – wollen wir das? Einen Buchhalter als Fahrer, der verwaltet? Ich mag Racer! Leclerc hat gehandelt wie einer, der alles will! Wie oft ist Verstappen auf dem Weg zu seinem ersten Titel an die Grenzen uns darüber hinaus gegangen?

Gelingt der Ritt auf der Rasierklinge, heben Dich alle in den Himmel. Misslingt er, folgen die verbalen Peitschenhiebe. Erfahrungsnarben, die Leclerc stärker machen werden. Er muss lernen, sich von den Begleitumständen freizumachen.

Für ein Rennen auf der heimischen Rennstrecke gibt es genauso viele Punkte wie auf jeder anderen, egal in welchem Land der Erde. Egal, woher der Druck kommt, wie groß er ist – nur wer dem standhält, kann F1-Weltmeister werden und sich die Krone aufsetzen. Leclerc ist an einem Punkt seiner Karriere, an dem er daran gemessen wird. Dabei ist er abhängig von seinem Team.

Der letzte Heimsieg von Ferrari in Imola liegt weit zurück – Michael Schumacher siegte hier 2006. Dass es dabei bleibt, bringt eine bittere Erkenntnis. Die Roten müssen dem Weiterentwicklungstempo von Red Bull Gleichwertiges entgegensetzen. Der Paket-Vorteil des Saisonauftakts ist aufgebraucht. Der erste Doppelsieg seit Malaysia 2016 hat gezeigt, dass Red Bull in der Lage ist, Schwachstellen konsequent zu beseitigen.

Ferrari ist in seiner Gesamtheit wieder gefordert. Dazu gehört auch Carlos Sainz jr. Die Vertragsverlängerung für den Spanier ist ein Vertrauensvorschuss, dem er schnellstmöglich gerecht werden muss. Seine Ausbeute und Performance haben zuletzt schwer zu wünschen übriggelassen. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)

Dreher Nummer zwei war zu viel

Ein bitterer Rückschlag ist Imola auch für Mick Schumacher. Erstmals ein Start auf einem Punkterang, am Ende dann doch wieder leere Hände. Der Fehler im Startgetümmel mit dem folgenden Dreher und dem Touchieren des Alpine von Alonso kann passieren. So what? Aber Dreher Nummer zwei ist einfach zu viel. Auto überfahren, viel zu spät gebremst, dabei beinahe noch einen Konkurrenten abgeschossen – das fällt dann nicht mehr unter das Motto Welpenschutz.

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Mick ist in seinem zweiten F1-Jahr immer noch Lehrling. Das sei ihm zugestanden. Blöd nur, wenn die anderen Frischlinge im Feld die Bedingungen beherrschen und sich nichts zuschulden kommen lassen. 2021 wurde zurecht stets auf das chancenlose Material hingewiesen. Dass Teamkollege Magnussen als Last-Second-Rückkehrer mit identischem Material derzeit konstant Punkte einfährt, lässt Micks Status als „Kommenden Fahrer in einem Topteam“ aber wackeln.

Liegengelassene Chancen tun weh – die Frage ist, was man aus diesen Schmerzen macht. Mick muss sich auf seine Fähigkeiten zu lernen, sich zu steigern, fokussieren. Er muss Antworten liefern auf Fragen, die sonst immer lauter werden. Der Druck wird zunehmend steigen. Legenden-Name hin oder her. Am Ende zählen im Haifischbecken Formel 1 nur Resultate. Fakt ist: Momentan ist er neben dem begrenzt talentierten Latifi der einzige Stammfahrer im Feld ohne Punkte.

Gefreut habe ich mich für die ersten WM-Zähler der Saison für Sebastian Vettel, ein stark aufholendes McLaren-Team und für George Russell, der einmal mehr bewiesen hat, dass er vollkommen zu recht zu Mercedes befördert wurde.

Imola war ein Grand Prix unter schwierigen, sehr wechselhaften Bedingungen, die für einige Überraschungen gesorgt haben.

Das nächste Rennen hat auch wieder Potenzial dazu, denn Miami ist für alle Neuland!

Ich freue mich drauf, bis dahin PEDAL TO THE METAL Ihr Peter Kohl.

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