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Formel 1: Er macht alles falsch, was man falsch machen kann! Kolumne Monaco-GP

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Formel 1: Er macht alles falsch, was man falsch machen kann! Kolumne Monaco-GP

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Alles falsch, was man falsch machen kann

Der Grand Prix von Monaco nimmt Spannung auf, als der Regen einsetzt. Dabei lässt sich der amtierende Weltmeister nicht aus der Ruhe bringen - im Gegensatz zu so mancher Strategie-Abteilung.
SPORT1-Kolumnist Peter Kohl über die Geschehnisse in Monaco
SPORT1-Kolumnist Peter Kohl über die Geschehnisse in Monaco
© Grafik SPORT1 / Imago
Peter Kohl
Peter Kohl

Hallo F1-Fans,

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sobald der Regen über Monaco hereinbricht, wird es spannend. Diese Formel passte auch in diesem Jahr wieder passgenau. Der Große Preis von Monaco steht Jahr für Jahr in der Diskussion. Macht ein Rennen auf einer so engen Strecke mit immer schwerer, länger und größer werdenden Formel-1-Boliden noch Sinn?

Die meisten Fahrer sprechen sich vehement für die Beibehaltung von Monaco im Kalender aus, nirgends sonst ist das Qualifying so eng und dramatisch wie hier. Diesmal lagen die ersten Vier innerhalb von 0,188 Sekunden. Die Felgen an Verstappens Auto wiesen zahlreiche Kratzspuren auf; bezeugten, wie hart der Titelverteidiger ans Limit gehen musste.

Die minimalste Fehleinschätzung, ein kleiner Fehler und Fahrer stecken samt Auto in der Mauer. Monaco ist der schwierigste aller Stadtkurse, die von der Formel 1 gefahren werden. Wer hier alles auf den Punkt bringt, ist der König. Die Fahrer lieben Monaco. Die Logistiker sehen das Fürstentum dagegen als Albtraum.

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Wenig bis gar kein Platz. Alles dicht gedrängt, ob Boxengasse, Strecke oder das ganze Drumherum. Im Vorstartbereich latschen sich alle gegenseitig auf die Füße, ein Schubsen und Gedrängel wie beim Winterschlussverkauf-Auftakt im Kaufhaus. Die Rennen sind zumeist eher langweilig, gleichen einem Prozessionsfahren, wenn es trocken bleibt.

Wechselnde Bedingungen können Monaco aber zu einem echten Thriller machen. Wie in diesem Jahr!

Aston Martin verschenkt Siegchance von Alonso

Zwei Drittel des Rennens passiert herzlich wenig. Ab Runde 53 von 78 setzt allerdings der Regen ein, die Strecke wird unheimlich schmierig und glatt. Wie lange draußen bleiben? Wann reinkommen? Intermediates oder Full-Wets? Die Strategen geraten in derartigen Situationen unter enormen Druck, stehen unter Vollstrom. Auch für die Fahrer wird das Gondeln durch die Straßenschluchten im Fürstentum zum Eiertanz.

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Aston Martin entscheidet, den auf Rang zwei fahrenden Alonso mit Slicks rauszuschicken, zu diesem Zeitpunkt sind nur zwei Kurven nass. Alle anderen wechseln auf Intermediates. Alonso merkt schnell, dass die Entscheidung eine falsche war und kommt nochmal rein zum Wechsel auf Intermediates, was ihn gute 19 Sekunden kostet. Ohne diesen Zusatzstopp wäre er ganz dicht an Verstappen dran, so muss er abreißen lassen.

Alle Beteiligten schwören, dass es für einen Sieg des Asturiers nicht gereicht hätte. Aber wer weiß? Verstappen sah sich genötigt, am Anschlag Vollgas zu geben, inklusive diverser Berührungen der Streckenbegrenzung.

Bei allem Rumschlittern und Quergehen bleibt jedoch bemerkenswert, dass nur ein Fahrer ausscheidet bei diesen teils chaotischen Bedingungen. Für Lance Stroll ist es ein Wochenende zum Vergessen, bereits mit dem Qualifying und Startplatz 14. Mit den frisch aufgeschnallten Intermediates hebt ihn Aquaplaning aus, er knallt rechts und links in die Bande und scheidet aus.

Nächstes Strategie-Debakel für Ferrari in Monaco

Ferrari steht sich mal wieder selber im Weg. Beide Fahrer werden zu einer Doppelabfertigung reingeholt, deutlich später als fast alle anderen Teams. Die Roten hatten auf eine Saftey-Car-Phase gehofft, von der sie profitieren hätten können. Trotz einiger haarsträubender Aktionen hat es Selbiges aber nicht gegeben.

Sainz verliert dagegen mehrere Positionen, weil er hilflos auf Slicks in der Mirabeau-Kurve querrudert und nur mit viel Glück einem heftigen Einschlag entgeht. Die Scuderia hat mal wieder in Sachen Strategie danebengelangt. Nicht zum ersten Mal. Dazu kommt, dass der SF-23 nicht schneller wird.

Eine Entwicklung Richtung Spitze ist bei Ferrari nicht zu erkennen. Die Scuderia ist aktuell nur vierte Kraft hinter Red Bull, Aston Martin und Mercedes. Wie angespannt die Lage bei Ferrari ist, zeigt die teils aggressiven Boxenfunk-Kommunikation. Immer wieder ist herauszuhören, dass die beiden Fahrer mit den Team-Entscheidungen nicht übereinstimmen. Ein Zeichen fehlenden Vertrauens.

Wenn man sieht, wie Leclercs Renningenieur im Qualifying vergisst, seinen Fahrer darüber zu informieren, dass Norris mit Vollspeed angerauscht kommt und Leclerc dem Engländer im Tunnel in brenzliger Manier im Weg steht, versteht man auch warum. Sowas darf einem Topteam niemals passieren. Frederic Vasseur muss den Laden auf Vordermann bringen. Derzeit mutet das wie eine unmögliche Mission an.

Pérez‘ Titelchance schon Geschichte?

Der Kampf um den WM-Titel ist für Sergio Pérez spätestens seit dem Monaco-Wochenende, in dem er alles falsch macht, was man falsch machen kann, Geschichte. Der Mexikaner ist im Fürstentum auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet, Verstappen hat seinen Vorsprung auf 39 Punkte ausgebaut.

Bitter lief das Rennen auch für George Russell. Er zögert seinen Boxenstopp bis zum einsetzenden Regen heraus, wird durch diese clevere Strategie von Platz acht auf Rang drei nach vorne gespült. Auf den Intermediates rauscht er allerdings hinter Stroll in die Mirabeau-Auslaufzone, verliert Plätze und kassiert wegen unsicherer Rückkehr auf die Strecke samt Treffer durch Pérez eine Strafe von zehn Sekunden aufgebrummt. Eine mögliche Podiumsplatzierung - damit futsch.

Für Alpine ist Monaco dagegen ein Himmelreich. Von CEO Laurent Rossi kürzlich noch als Chaostruppe öffentlich abgekanzelt, holen die Franzosen mit Esteban Ocon die erste Podiumsplatzierung der Saison - und das beim prestigeträchtigsten Rennen des Jahres unmittelbar vor der eigenen Haustür. Mit einem Top-10-Platz wären sie vor dem Wochenende zufrieden gewesen.

Doch Ocon zeigt ein überragendes Qualifying und ein kontrolliertes Rennen, in dem er alle Attacken der Verfolger an sich abperlen lässt. Alpine hat dank guter Simulationen von Beginn an ein perfektes Set-Up für den Straßenkurs in Monaco, vom ersten Training an hatte Ocon hundertprozentiges Vertrauen in sein Auto. Diese Podiumsplatzierung nimmt bei Alpine erst einmal viel Druck vom Kessel.

Viel Zeit zum Wunden lecken oder Jubeln über Top-Ergebnisse bleibt aber nicht. Schon in wenigen Tagen geht es am Stadtrand von Barcelona weiter mit dem nächsten Grand Prix.

Bis dahin, bleiben Sie gesund, genießen sie die Zeit.

Pedal To The Metal, Ihr Peter Kohl.