Wenn beim Grand-Prix-Grid in Spa ausgerechnet ein Ex-Pilot der schärfste Reporter ist, sagt das einiges über den Zustand der Formel-1-Medienlandschaft.
Formel 1: Rosberg in neuer Rolle sehr bissig!
Rosberg in neuer Rolle bissig
Während Influencer den Paddock fluten und PR-Abteilungen immer stärker kontrollieren, liefert Nico Rosberg inzwischen jene bissigen Fragen, die früher klassischen Journalisten vorbehalten waren.
Rosberg: Konfrontation mit Jos Verstappen
Gleich zu Beginn des Belgien-Wochenendes stellte Rosberg seine neue Rolle zur Schau. Vor laufender Sky-Kamera erinnerte er Max’ Vater Jos Verstappen an dessen scharfe Kritik an Red-Bull-Teamchef Christian Horner:
„Letztes Jahr haben Sie gesagt, Horner müsse gehen, weil er das Team zerstört. Sind Sie jetzt leiser geworden?“
Verstappen Senior blockte ab: „Das war vor anderthalb Jahren. Ich habe nichts zu sagen, alles gut.“
Rosberg hakte nach: „Jetzt sind Sie also ruhig?“ – „Ich bin immer ruhig“, kam es patzig zurück. Die Szene zeigte: Rosberg schreckt weder vor großen Namen noch vor unangenehmen Themen zurück.
Bottas, Norris, Antonelli – keiner in der Formel 1 bleibt verschont
Der Weltmeister von 2016 ließ nicht locker. Valtteri Bottas musste sich Fragen nach einem möglichen Cadillac-Deal gefallen lassen. Rosberg: „Neuer Vertrag mit Cadillac?“ Bottas tat, als verstehe er nichts: „Ich höre dich nicht.“ Rosbergs Antwort: „Also nur Gerüchte, ja?“ – und zwang den Finnen damit in die Defensive.
Auch Lando Norris bekam sein Fett weg. Nach einem fehlerreichen Rennen urteilte Rosberg: „Er war beim Re-Start halb eingeschlafen und hat später drei weitere Fehler gemacht – Fehler, die Hamilton oder Verstappen nicht machen würden.“ McLaren-Boss Zak Brown stand daneben und wurde prompt einbezogen: „Sie haben das doch auch gesehen, oder?“
Selbst Youngster Andrea Kimi Antonelli – einst Teil von Rosbergs Kart-Team – blieb nicht verschont. Der Italiener lasse sich „definitiv von zu vielen Dingen ablenken“, monierte Rosberg und forderte radikale Fokussierung: „Keine Freunde, keine Familie, alles streichen. Simulatorzeit verdoppeln, nur noch Vorbereitung, Vorbereitung, Vorbereitung.“
Warum Rosbergs Stimme Gewicht hat
Rosberg teilt auch Anekdoten aus eigener Erfahrung. Beispiel Vertragsgespräche mit Mercedes-Boss Toto Wolff: „Mit Toto zu verhandeln ist schrecklich – seine Taktik ist, einfach zu verschwinden“, grinste Rosberg. „Sobald deine WhatsApp auf seinem Bildschirm aufleuchtet, liest er die ersten Wörter und öffnet sie gar nicht erst. Dann bleibt er unerreichbar.“
Rosbergs Offenheit funktioniert, weil er als Weltmeister eine Autorität besitzt und das Innenleben von Teams kennt. Noch dazu ist er multilingual, springt problemlos zwischen den internationalen Sky-Feeds hin und her und bleibt dadurch nah am Geschehen. Sein größter Vorteil: Er ist unabhängig genug, um sich nicht von PR-Vorgaben kleinreden zu lassen.