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Wird er das nächste Phänomen der Formel 1?

Wird er das nächste Phänomen?

Der Haas-Rookie und Ferrari-Junior Oliver Bearman steigt trotz knappem Budget rasant auf, sichert sich sein Cockpit 2025 und träumt vom Sieg in Rot.
Oliver Bearman fährt in der Formel 1 für Haas, könnte aber in Zukunft Siege für Ferrari feiern
Oliver Bearman fährt in der Formel 1 für Haas, könnte aber in Zukunft Siege für Ferrari feiern
© IMAGO/PsnewZ
Der Haas-Rookie und Ferrari-Junior Oliver Bearman steigt trotz knappem Budget rasant auf, sichert sich sein Cockpit 2025 und träumt vom Sieg in Rot.

Auf Speed gebaut – auf große Träume fokussiert: Oliver Bearman gehört zu den spannendsten Nachwuchskräften der Formel 1.

Der 20-Jährige fährt 2024 seine erste volle Saison für Haas und hat sein Stammcockpit für 2025 bereits sicher. Doch hinter dem steilen Aufstieg steckt eine Familiengeschichte, die Bodenhaftung garantiert.

Formel1-Juwel: Ferrari-Schlüssel – wortwörtlich

Im April 2023 feierte Bearman nach seinem Doppelsieg in Baku (F2-Sprint und Hauptrennen) den 18. Geburtstag – und staunte nicht schlecht, als ein Sponsor ihn zu einem Termin bat. „Sie machten ein bisschen Tamtam“, erzählt Bearman im Gespräch mit Motorsport.com. „Dann deuteten sie auf einen Ferrari Roma neben uns. Als ich mich umdrehte, hielten sie mir die Schlüssel hin: ‚Alles Gute zum Geburtstag!‘“

Sein erster Anruf galt Vater David. „Du glaubst nicht, was gerade passiert ist!“, sprudelte es aus ihm heraus. Die pragmatische Antwort: „Das ist großartig, aber die Versicherung zahlen wir – und die wird teuer.“

Familie Bearman opfert alles für den Sohn

Im Hause Bearman war Realitätssinn immer Teil des Alltags. Das erste Kart kam gebraucht unterm Weihnachtsbaum 2011, Rennen in Italien fielen wegen der Kosten aus, und die Schule hatte Vorrang. Vater David, selbst Amateur-Rennfahrer in einem Porsche Boxster mit der Startnummer 87 (eine Hommage an die Geburtstage der Söhne Ollie 8. Mai und Thomas 7. August), stellte sich bald die entscheidende Frage: Eigene Leidenschaft oder volle Unterstützung für den talentierten Nachwuchs?

„Ich hörte auf zu fahren“, erinnert sich David. „Jeder Cent floss fortan ins Kart.“ Ollie ergänzt lachend: „Mein Vater und mein Großvater fuhren nur zum Spaß. Budget – oder wohl auch das Talent – für mehr war nicht da. Aber ich liebte es, ihnen zuzuschauen. Da habe ich mich in den Motorsport verliebt.“

Der schnelle Sprung ins Ferrari-Cockpit

Saudi-Arabien 2024: Charles Leclerc fällt kurzfristig aus, Ferrari ruft den Junior. „Ich hatte buchstäblich nur ein paar Stunden Vorwarnzeit“, grinst Bearman. „Das war die größte Chance meines Lebens. In der F2 lief es gerade nicht, und plötzlich durfte ich zeigen, was ich in einem Ferrari kann.“

Vorher hatte er gerade mal zwei Testtage in einem F1-Auto. „Ich wollte nichts vermasseln, war deshalb etwas vorsichtig. Am Ende habe ich vielleicht 50 Prozent meines Potenzials gezeigt – und das hat gereicht. Keine Ahnung, wo ich heute ohne Jeddah stünde.“

Haas-Vertrag für 2025 in der Tasche

Vier Monate später, direkt nach Spielberg und kurz vor Silverstone, folgte die erlösende Nachricht: „Ich saß im Flieger nach England, als ich erfuhr, dass ich 2025 Stammpilot bei Haas bin. Ein besonderer Moment.“

Schon 2024 durfte er zweimal einspringen – in Baku und São Paulo. Punkte und ein Q3-Einzug sorgten für Euphorie. „Rückblickend war ich letztes Jahr verwöhnt“, gesteht der Brite. „Ferrari-Punkte, Haas-Punkte – ich dachte, es läuft immer so. Dieses Jahr war ein Weckruf.“

Die VF-24 ist kein Punktegarant, die Abstände im Mittelfeld sind minimal. „Ich musste meine Erwartungen anpassen, um nicht frustriert zu sein. Manchmal fahre ich ein starkes Rennen und lande trotzdem nur auf P12 oder P15.“

Von 2023 bis 2024 lebte Bearman in Modena, pendelte fast täglich nach Maranello, um den Simulator zu nutzen. „Ich weiß, dass Ferrari an mich glaubt“, betont er. „Das ist mein größter Antrieb: Eines Tages in Rot Rennen zu fahren und zu gewinnen.“