Mit Tränen in den Augen schickte Frank Stäbler nach seinem ganz besonderen Triumph Grüße an seine Liebsten zuhause, selbst die Delegationen der anderen Länder erhoben sich für Standing Ovations.
Zwei Medaillen für Stäbler und Kudla
Der dreimalige Ringer-Weltmeister hat mit dem Gewinn der Bronze-Medaille einen krönenden Abschluss seiner internationalen Karriere gefeiert. In seinem letzten Kampf auf der großen Bühne holte Stäbler die lang ersehnte erste Olympia-Medaille und sorgte für Gänsehautmomente. (Olympia 2021: Alle Entscheidungen im SPORT1-Liveticker)
Erst Stäbler, dann Kudla: Zweimal Bronze für deutsche Ringer
“Das ist absolut atemberaubend. Der Ritt endet hier. Diese Bronzemedaille ist für mich wie Gold. Der Traum ist in Erfüllung gegangen - mit den allerletzten Kräften”, sagte Stäbler, bevor ihm Edelfan und Olympiasiegerin Aline Rotter-Focken in den Katakomben in die Arme fiel: “Ich bin so stolz, dieses Gefühl wird mich den Rest meines Lebens erfüllen.”
Der 32-jährige Schwabe hatte wenige Minuten zuvor in der griechisch-römischen Gewichtsklasse bis 67 kg den Georgier Ramaz Zoidze in einem spannenden Kampf mit 5:4 bezwungen. Kurz darauf schrie auch Denis Kudla seine Freude über Bronze in der Klasse bis 87 kg heraus. Der 26-Jährige gewann das kleine Finale gegen den Ägypter Mohamed Metwally und wiederholte seinen Erfolg von 2016 in Rio de Janeiro.
Die Spitze des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) würdigte seine Medaillengewinner umgehend.
“Diese Leistung ist nicht zu überbieten. Frank hat alles gegeben und sein großes Ziel erreicht. Er hatte eine große Karriere uns ist ein großer Sportmann”, sagte DRB-Präsident Manfred Werner dem SID: “Und Denis hat einen tollen Kampf geliefert uns nichts anbrennen lassen. Der Junge ist unglaublich fleißig.”
“Olympiagott wollte nicht, dass ich Olympiasieger werde”
Dabei war für Stäbler so viel mehr drin. Am Dienstag sah der Schwabe im Viertelfinale gegen den Iraner Mohammad Reza Geraei schon wie der sichere Sieger aus, als er den Erfolg in der letzten Minute aus der Hand gab. “Der Olympiagott wollte einfach nicht, dass ich Olympiasieger werde”, haderte der enttäuschte deutsche Vorzeigeringer der vergangenen Jahre hinterher.
“Es war ein Kampf auf Augenhöhe. Aber es gab drei, vier kritische Situationen, die alle gegen mich ausgingen”, beschrieb Stäbler das Duell mit Reza Geraei: “Am Ende hat der Kopf noch funktioniert, aber die Arme und Beine wollten nicht mehr. In der letzten Minute habe ich nur noch im Unterbewusstsein gekämpft.”
Das reichte im finalen internationalen Wettkampf Stäblers nicht. Letztlich war es eine Verwarnung wegen Ziehens am Trikot, die beim Endstand von 5:5 den Ausschlag für den Iraner gab. Wie bei den strittigen Szenen zuvor verzichtete Stäblers Ecke auch bei der dieser Situation darauf, die Entscheidung mit einer “Challenge” anzufechten, um bei einer Ablehnung nicht zusätzliche Strafpunkte zu kassieren. Diese Taktik ging nicht auf.
Schwere Coronaerkrankung macht Stäbler zu schaffen
Dennoch machte Stäbler, der im Achtelfinale den serbischen Europameister Mate Nemes bezwungen hatte, keine Vorwürfe. “Ich habe gesagt, dass ich alles gebe, was ich drauf habe. Das habe ich getan”, äußerte der Musberger: “Es ist einfach sehr, sehr schade, wie es gelaufen ist.”
Das galt bereits für die Olympia-Vorbereitung. Stäbler war im vergangenen Jahr heftig an Corona erkrankt, zudem leidet er an einer chronischen Schulterverletzung. Dazu musste der zweifache Familienvater seit Wochen eine kräftezehrende Diät halten, um das Gewicht für seine Klasse zu bringen. Das frühe Scheitern bei der zurückliegenden EM war für viele Beobachter ein Zeichen dafür, dass Stäbler seinen Zenit überschritten hat.
Dennoch kämpfte Stäbler verbissen darum, seine aktive Laufbahn mit dem Sprung auf das Podium zu krönen - mit Erfolg. Bei den Spielen von London 2012 wurde der damals aufstrebende Stäbler Fünfter. In Rio ging der Sportsoldat vor fünf Jahren als großer Favorit an den Start, doch eine schwere Verletzung verhinderte einen Erfolg.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)