Sieben Jahre ist es her, da brach sich Fatih Arda Ipcioglu nach einem Trainingssprung bei der Landung beide Beine. Seine Eltern flehten ihn an, mit dem Skispringen aufzuhören. Doch Ipcioglu hörte nicht auf sie, er hörte nicht auf. Im Gegenteil, er biss sich durch.
Türkeis Antwort auf Eddie the eagle
„Es ist kein normaler Sport. Ich mag extreme Sportarten, mag es, etwas anderes zu machen als alle anderen“, sagt der 24 Jahre alte Türke.
In seinem Land ist er ein Pionier. Mit neun Jahren begann er mit ersten Sprüngen von der Skischanze in Erzurum. Die Stadt weit im Osten des Landes ist die Winterhochburg der Türkei. Für die Universade 2011 wurde dort eine moderne Schanze gebaut. Für Ipcioglu ein Glücksfall.
Ipcioglu ist anders als Eddie the eagle
Ipcioglu mag ein Exot sein. Eine Art Eddie the eagle ist er aber nicht. Der Brite Michael Edwards sprang in den 1980er Jahren der Konkurrenz weit hinterher, wurde aber wie ein Star gefeiert – sein Leben kam später sogar als Kinofilm auf die Leinwände.
Ipcioglu muss um finanzielle Unterstützung kämpfen. Private Sponsoren hat er bislang nicht. Finanzielle Unterstützung erhält er immerhin von der türkischen Regierung.
Historische Sprünge in Oberstdorf
Dafür sorgt Ipcioglu für sportliche Schlagzeilen. Bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf hatte er als erster Springer Weltcup-Punkte geholt. „Die Türken kommen“, schrie er begeistert in ein ARD-Mikrofon.
„Diese Weltcup-Punkte haben daheim großes Interesse am Skispringen geweckt, das kann ich richtig spüren“, erklärte er. Ipcioglu weiß aber auch: „In der Türkei spielen Winterdisziplinen keine Rolle, wir haben hier noch keine olympische Medaille geholt.“
Das wird sich wohl auch in Peking nicht ändern. Es ist Ipcioglus zweite Olympia-Teilnahme nach den Spielen in Pyeongchang vor vier Jahren. Dort durfte er bei der Eröffnungsfeier die türkische Fahne tragen.
In Peking will Ipcioglu weiter Pionierarbeit leisten. „Ich habe Geschichte geschrieben“, sagte er nach seinem historischen Ergebnis in Oberstdorf: „So kann es weitergehen. Ich habe noch viel vor.“