Nun brennt es also, das Olympische Feuer. Selten hat es einen so kalt gelassen. (Der Liveticker zur Eröffnungsfeier zum Nachlesen)
Augen auf und durch
Die Liste an Schandmalen in der Sportgeschichte ist wahrlich lang. Und dennoch: Die Winterspiele in Peking werden eine Absurdität darstellen, die sich nicht wiederholen darf.
Propagandashow eines Regimes, das die Menschenrechte mit Füßen tritt. Vergewaltigung der Natur. Protzbauten ohne nachhaltige Nutzung. Gängelung der Teilnehmenden. Zensur der Presse. Spionage und Überwachung. Eiserne Hand und der Verdacht der Willkür bei den Corona-Maßnahmen. Doping als Randnotiz. (News: Deutscher Olympiasieger mit Corona infiziert)
Athleten verdienen Aufmerksamkeit
Was also tun in den nächsten zwei Wochen? Wegschauen, ignorieren?
Auch im Sinne der Athletinnen und Athleten ergibt es keinen Sinn, den Blick abzuwenden. Sie können nichts für die hässlichen Begleitumstände. Sie haben es verdient, dass man ihre Mühen mit Aufmerksamkeit belohnt. Umso mehr, wenn vielleicht doch einige die Stimme erheben und im Sinne des Olympischen Geists sprechen.
Augen auf und durch!
Die Sportler kann man aber nur bedingt in die Pflicht nehmen. Sie dürfen gerne die Gelegenheit nutzen, dem Internationalen Olympischen Komitee zu sagen: Bis hierhin und nicht weiter. Mehr als Nadelstiche werden es nicht sein.
Das IOC versteht nur die Sprache des Geldes. Solange sich Sponsoren finden, ist ein Umdenken nicht zu erwarten.
Gerade die internationale Presse jedoch muss die Chance nutzen, die Verhältnisse vorurteilsfrei, aber kritisch aufzuzeigen. An dieser Stelle muss den Kolleginnen und Kollegen der größte Respekt gezollt werden, die die beschwerlichen Umstände auf sich nehmen, um vor Ort genau das zu tun.
China unternimmt viel, um freie Berichterstattung zu verhindern – es wird nicht gelingen.
Alles nur Fassade
Das Argument, die Welt schaue wie durch ein Brennglas auf den Ausrichter, ist durchaus stichhaltig. Die Behauptung, dass sich Verhältnisse deshalb langfristig ändern lassen, eher nicht. Siehe Sommerspiele 2008. Damals ließ China noch den Hauch einer Ahnung, man würde sich öffnen. Alles nur Fassade.
Die nächsten Austragungsorte Olympischer Spiele sind: Paris 2024, Mailand 2026, Los Angeles 2028.
Vielleicht schafft es das IOC mit dieser Aussicht, seine Vergabemodalitäten anzupassen, um eine Perspektive zurückzugewinnen. Zu realisieren, was großen Teilen der Weltöffentlichkeit glasklar erscheint. Dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz zentrale Kriterien sein müssen. Dass die Kostenexplosion ein Ende haben muss. Dass es die Mitnahme der Bevölkerung und mündige Athleten braucht, um ein freies, globales Sportfest zu feiern. Und dass Olympia auch immer politisch ist.
Die ersten Tage, die erste Pressekonferenz mit dem deutschen IOC-Boss Thomas Bach, lassen wenig Hoffnung keimen, dass sich diese Erkenntnis unter der jetzigen Führung durchsetzt.
Augen auf und durch!
Das gilt für alle, die mit den Spielen zu tun haben. Ob Teilnehmer, Konsument, Berichterstatter, Geldgeber.
Auf dass einem vielleicht irgendwann wieder warm wird ums Herz beim Anblick des Olympischen Feuers.