Karl Geiger blickte skeptisch auf die große Anzeigetafel an der spektakulären Zhangjiakou-Schanze, dann schulterte er ohne sichtbare Gefühlsregung seine Ski: Deutschlands Goldhoffnung hat zwar in der Qualifikation zur ersten olympischen Entscheidung von Peking ihren bislang besten Sprung in China gezeigt, dennoch gibt der 28-Jährige weiter Rätsel auf - von seiner Bestform ist der Weltcup-Spitzenreiter weit entfernt.
Olympia: Karl Geiger und Markus Eisenbichler bei Quali mit Problemen
Geiger im Aufwind - Eisenbichler schwach
„Es war ein Schritt in die richtige Richtung, es fehlt aber noch ein gutes Stück. Wir sind ein bisschen auf der Suche nach dem, was nach ganz vorne fehlt“, sagte Geiger nach seinem neunten Platz am Samstag. Falls der Allgäuer nicht schnellstens fündig wird, wird es ganz schwer im Medaillenkampf am Sonntag (12 Uhr MEZ hier im Liveticker).
„Nicht der Karl, den wir kennen“
„Es ist nicht der Karl, den wir kennen“, sagte Ex-Bundestrainer Werner Schuster am Eurosport-Mikrofon über seinen früheren Musterschüler: „Er steigert sich aber langsam, vom Absprung her war es sein bester Sprung.“
Mit 97,5 m und 103,9 Punkten lag der Skiflug-Weltmeister, der an den beiden Trainingstagen große Probleme hatte, deutlich hinter Qualifikationssieger Marius Lindvik (Norwegen), der mit 100,5 m auf 116,7 Punkte kam. Dahinter wurden dessen Landsmann Robert Johansson (116,6) und der polnische Weltmeister Piotr Zyla (112,1) Zweiter und Dritter. Japans Topfavorit Ryoyu Kobayashi (111,4) kam auf Platz vier.
Markus Eisenbichler schwach
Auch die drei weiteren deutschen Starter qualifizierten sich in einem wegen starker Aufwinde mehrfach unterbrochenen Durchgang glanzlos für den Wettkampf der besten 50. Stephan Leyhe (Willingen) kam mit 95,5 m auf Platz elf. „Meine Vorstellung, meine Form, mein Gefühl - das passt soweit“, sagte der Hesse. Der sechsmalige Weltmeister Markus Eisenbichler (Siegsdorf/91,0) enttäuschte mit Rang 23. Constantin Schmid (Oberaudorf) wurde 39. mit 86,5 m.
Unter den drei ausgeschiedenen Springern unter 53 Startern war in Song Qiwu auch der einzige Chinese. Der frühere Hürdenläufer, der vom finnischen Startrainer Mika Kojonkoski für das Skispringen entdeckt worden war, wurde mit 61,5 m abgeschlagen Letzter.