Mit den olympischen Begrifflichkeiten hat der deutsche Bundestrainer mit dem Künstlernamen Mallekid noch so seine Problemchen.
Olympia-Premiere 2024: Wie ein Gang-Ritual zum olympischen Sport wurde
Aus der Bronx zu Olympia
„Aber der IOC“, sagt der 38 Jahre alte gelernte Erzieher, der im bürgerlichen Leben Marco Baaden heißt, grammatikalisch nicht ganz korrekt, „gibt uns die Chance, bei Olympia eine Art Kunst auszuleben. Breaking sind eben nicht nur hässliche Graffitis, sondern auch Athletik und harte Arbeit.“
Und vor allem ein Spektakel, das bei seiner olympischen Premiere 2024 in Paris die französische Hauptstadt rocken soll. Nach der Aufnahme 2019 ins Programm der Sommerspiele wurde aus dem eher geläufigen Breakdance wieder das Breaking, der Oberbegriff für wilde Moves zu peitschenden Beats.
Doch die Geburtswehen waren heftig, die Meinungen in der Szene gespalten über eine Beteiligung an den durchkommerzialisierten Olympischen Spielen. Nach und nach aber stieg bei den B-Girls und B-Boys, wie sich die Aktiven selbst nennen, die Zahl der Befürworter.
Olympia-Kandidat Tete: „Olympia wird anders werden“
Auch der Hamburger Olympia-Kandidat Noah Tete sieht mittlerweile mehr Vor- als Nachteile: „Olympia wird anders werden als unsere üblichen Wettkämpfe, aber das sehe ich nicht negativ.“
Zumal sich das Breaking - wohl auch dank inoffiziellem IOC-Segen - nicht vollständig in die gewohnten Wettkampfabläufe pressen lassen muss. Schließlich haben die Herren der Ringe ihrer mehr als 100 Jahre alten Prestigeveranstaltung eine Frischzellenkur verordnet, damit sie ein Treffen der „Jugend der Welt“ bleiben kann - oder wieder wird.
Breaking: Provokationen, Trash Talk und auch schon mal ein ausgestreckter Mittelfinger
Angesagte DJs werden in einer überdachten Openair-Arena am berühmten Place de la Concorde für die insgesamt 32 Startenden (16 Männer und 16 Frauen) auflegen. Einstudierte Küren wie beim Bodenturnen oder im Eiskunstlauf gibt es nicht, man muss die Musik spontan umsetzen. Ziel ist es, damit eine neunköpfige Jury auf seine Seite zu ziehen und im Battle gegen einen Konkurrenten die nächste Runde zu erreichen.
Dabei ist der Begriff „Battle“ durchaus ein Stück weit wörtlich zu nehmen. Denn vor knapp 50 Jahren ersetzten in der New Yorker Bronx Tanzbattles erstmals echte und oft auch blutige Kämpfe zwischen rivalisierenden Straßen-Gangs.
Davon übriggeblieben sind bei aktuellen Breaking-Wettbewerben gegenseitige Provokationen, Trash Talk und auch schon mal ein ausgestreckter Mittelfinger. Doch soweit soll es bei Olympia nicht kommen, auch wenn Bundestrainer Baaden darauf hinweist, „dass ein bisschen Interaktion schon gewünscht bleibt“.
Schon seit Monaten werden weltweit Punkte für die Olympia-Qualifikation gesammelt, die ersten beiden Tickets gingen bereits nach Marokko. Bei den European Games vom 21. Juni bis 2. Juli in Krakau haben auch zwei deutsche Athletinnen erstmals eine Chance, sich direkt olympische Startplätze zu sichern. Nominiert wurden die Düsseldorferin Pauline Nettesheim und Jilwan Rasul aus Berlin.