Nur drei Medaillen holten Deutschlands Leichtathleten bei Olympia 2021 in Tokio, zwei bei der Weltmeisterschaft 2022 in Eugene - und keine einzige bei der WM in Budapest im Vorjahr. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hofft, den Abwärtstrend auf Weltniveau in Paris zu stoppen. Der SID nennt fünf deutsche Hoffnungsträger auf Podestplätze.
Fünf Hoffnungsträger für Olympia
LEO NEUGEBAUER: Der Gejagte
Leo Neugebauer ist als klare Nummer eins der Welt nach Paris gereist - und nimmt diese Rolle gern an. Er habe im Olympia-Jahr vor allem sich selbst gezeigt, was er drauf habe, und das setze nicht ihn, sondern vielmehr seine Konkurrenz unter Druck, "weil die sehen: Oh Leo kann das machen, jetzt muss ich zeigen, was ich drauf habe". Die Bilder des Vorjahres, als er bei der WM in Budapest auf Goldkurs liegend noch auf Rang fünf abgerutscht war, sind längst abgehakt. Der Zehnkampf-Shootingstar, der zuletzt in den USA seinen deutschen Rekord aus dem Vorjahr auf sagenhafte 8961 Punkte verbesserte, will endlich auch bei großen internationalen Meisterschaften glänzen.
NIKLAS KAUL: Optimismus und Erfahrung
Niklas Kaul ist "sehr zuversichtlich", dass bei den Olympischen Sommerspielen nach fünf Jahren seine Zehnkampf-Bestleistung fallen könnte. Jene 8691 Punkte also, die ihn bei der WM 2019 in Doha zum König der Athleten machten. Im Worldranking in diesem Jahr mag er mit den 8541 Zählern von seinem vierten Platz bei der EM in Rom vielleicht nicht zu den absoluten Top-Anwärtern auf Edelmetall zählen. Doch Kaul wies nicht nur in Doha, sondern auch bei seinem Goldcoup bei der Heim-EM 2022 in München nach, dass er im absoluten Rampenlicht performen kann. Die Erfahrung dürfte sein größter Trumpf im Kampf ums Treppchen sein.
MALAIKA MIHAMBO: Die verlässliche Medaillensammlerin
Seit ihrem EM-Titel 2018 holte Malaika Mihambo bei allen Welt- und Europameisterschaften, bei denen sie am Start war, immer eine Medaille. Bei Olympia in Tokio vor drei Jahren war es sogar Gold. In Frankreichs Hauptstadt könnte die zweimalige Weltmeisterin nun zu Heike Drechsler aufschließen und sich zum zweiten Mal olympisches Gold sichern - bei zwei aufeinanderfolgenden Sommerspielen ist das noch keiner Springerin gelungen. An die 7,22 m von ihrem EM-Triumph in Rom vor sechs Wochen, dem zweitbesten Versuch ihrer Karriere, kam die Ausnahmeathletin seitdem nicht mehr heran - dies dürfte jedoch auch damit zusammenhängen, dass eine Corona-Infektion ihre Vorbereitung etwas störte.
JULIAN WEBER: Der Durchbruch soll gelingen
Vierter bei Olympia 2021, Vierter bei den Weltmeisterschaften 2022 und auch 2023 - Julian Weber war schon oft sehr nah dran an einer Medaille auf Weltniveau, nun soll in Paris der Knoten endlich platzen. Der Vize-Europameister befindet sich nach eigenen Angaben in der Form seines Lebens und untermauerte diesen Eindruck im Olympia-Jahr mit konstanten Würfen nah an die 90-Meter-Marke. Das Stade de France wäre ein passender Ort, um als siebter Deutscher diese magische Schallmauer zu durchbrechen.
YEMISI OGUNLEYE: Überraschung und Hoffnung
Ihr Auftritt bei der Hallen-WM im vergangenen Winter war eine echte Überraschung. Yemisi Ogunleye steigerte in Glasgow ihre Bestleistung im Kugelstoßen um gleich 62 Zentimeter auf 20,19 m - der Lohn war die Silbermedaille und nun eine neue Rolle. Auch unter freiem Himmel beförderte die Mannheimerin die vier Kilogramm schwere Kugel bereits auf 19,40 m. Die Bronzemedaille bei der EM in Rom bescherte ihr weiteren Rückenwind für die Medaillenmission auf der Olympia-Bühne. Nur zwei Athletinnen stießen in diesem Jahr weiter als Ogunleye.