Carl Lewis, Edwin Moses, Sebastian Coe - Rolf Danneberg!
Sensation begann deutsche Dynastie
Es war ein illustrer Kreis, in den Danneberg sich am 10. August 1984 in Los Angeles warf. Der damals 31-Jährige krönte sich bei Olympia – überraschend bis sensationell - zum ersten deutschen Gold-Gewinner im Diskuswurf.
Im Schatten von Superstar Lewis und anderen internationalen Legenden war der Pinneberger einer von zwei der (männlichen) deutschen Leichtathleten, die in L.A. ganz oben standen - neben Hochspringer Dietmar Mögenburg.
Danneberg – der heute 72 Jahre alt wird - begründete mit seinem Sieg eine deutsche Erfolgsdynastie: Jürgen Schult, Lars Riedel, Robert und Christoph Harting traten als Olympiasieger in seine Fußstapfen.
Vor Olympia 15 Monate arbeitslos
Der 1,98-Meter-Hüne Danneberg mit dem unverwechselbaren Look – früh ergraute Haare, Bart, dunkle Hornbrille - war ein Spätstarter, der zum Zeitpunkt der Spiele nicht mal in Deutschland die unumstrittene Nummer 1 war.
Danneberg, der als Speerwerfer begann, wurde 1980 Deutscher Meister, in den sieben Jahren darauf triumphierten seine nationalen Rivalen Alwin Wagner und Alois Hannecker.
Auch beruflich erlebte 125-Kilo-Mann Danneberg in den Jahren vor Olympia Schwierigkeiten: Er war seit 15 Monaten arbeitslos, weil er nach Abschluss seines Lehramtsstudiums keine Stelle bekam.
Überraschungssieg vor den US-Aushängeschildern
Danneberg wusste seine freie Zeit gut zu nutzen, flog in starker Form nach Kalifornien - aber doch als Außenseiter, trotz des Boykotts der Ostblock-Staaten, wegen dem unter anderem Welt- und Europameister Imrich Bugar aus der Tschechoslowakei nicht dabei war.
Die Favoriten waren dennoch andere, allen voran der US-Amerikaner Mac Wilkins, der Olympiasieger von Montréal 1976, oder dessen damals drittplatzierter Landsmann John Powell.
Mit 66,60 Metern im vierten von sechs Versuchen war es allerdings Danneberg, der alle abhängte - Wilkins und Powell, auch den sechstplatzierten BRD-Konkurrenten Wagner.
Ungern im Rampenlicht
Danneberg war nie der Typ, der das Rampenlicht suchte, so sehr im Mittelpunkt wie in L.A. stand er nie wieder. Er bereute später auch, seine Arbeitssuche vor Olympia öffentlich gemacht zu haben - zu viel Ablenkung.
Nach seinem Gold-Gewinn bekam Danneberg - befördert durch medialen Druck - eine Lehramtsstelle. Von dieser ließ er sich dann aber bald beurlauben, um sich wieder mehr auf den Sport konzentrieren zu können.
1988 feierte er bei Olympia in Seoul einen weiteren Erfolg, holte – mit einer besseren Weite als in L.A. - Bronze hinter Jürgen Schult aus der DDR und dem Litauer Romas Ubartas, damals noch für die UdSSR startend.
Kontroverse Parteinahme in Doping-Streit
Auf der Konkurrenz in Seoul liegen aus heutiger Sicht Schatten: Ubartas - Gold-Gewinner in Barcelona 1992 – wurde in den Neunzigern wegen Anabolika-Dopings vier Jahre gesperrt. Schult war - wie durch Akten-Auswertungen der Dopingforscher Werner Franke und Brigitte Berendonk belegt ist -, zwischen 1981 und 1984 Teil des DDR-Staatsdopingprogramms.
Auch die BRD-Leichtathletik geriet nach der Wiedervereinigung ins Zwielicht, als Dannebergs Rivale Alwin Wagner 1990 umfassend über Doping-Praktiken berichtete und auch Ex-Bundestrainer Karlheinz Steinmetz belastete.
Danneberg stellte sich damals mit einer Reihe von Kollegen – unter anderem Schult und Lars Riedel - gegen Wagner. In einem Brief an den Deutschen Leichtathletik-Verband DLV nannten sie Steinmetz „Opfer eines unglaublichen Rachefeldzuges eines alternden Athleten“.
1993 beendete Danneberg seine aktive Karriere, blieb dem Sport danach aber erhalten: Er trainierte von 2005 bis 2010 den deutschen WM-Teilnehmer Markus Münch.