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Vor drei Jahren starb eine Vorzeige-Sportlerin der späten DDR

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Eine Vorzeige-Athletin der späten DDR

Kathleen Nord schwamm in den Achtzigern als Teenagerin in die Weltspitze und schließlich zu Olympia-Gold. Vor drei Jahren riss eine tödliche Erkrankung sie aus ihrem erfüllten neuen Leben.
Kathleen Nord im Jahr 1984
Kathleen Nord im Jahr 1984
© IMAGO/Werner Schulze
Kathleen Nord schwamm in den Achtzigern als Teenagerin in die Weltspitze und schließlich zu Olympia-Gold. Vor drei Jahren riss eine tödliche Erkrankung sie aus ihrem erfüllten neuen Leben.

Kristin Otto war mit sechs Goldmedaillen der Star der Olympischen Spiele in Seoul – in ihrem Windschatten feierte auch sie den größten Erfolg ihrer Karriere.

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Kathleen Nord, ehemalige Spitzenschwimmerin der DDR, gehörte zu den Athletinnen und Athleten, die ihr Land bei Olympia 1988 auf Platz 2 im Medaillenspiegel führten, vor den USA und weit vor dem westdeutschen „Klassenfeind“.

Für die DDR war es ein Prestigeerfolg - zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht zu ahnen war, dass das Land zwei Jahre später nicht mehr existieren würde. Für Nord persönlich war der Gold-Coup der Höhepunkt einer entbehrungsreichen Laufbahn mit Höhen und schmerzhaften Tiefen. Heute vor drei Jahren starb die einstige Vorzeigesportlerin, die nach der Wende ein neues Leben fernab der Heimat begann, in zu jungem Alter.

Goldmedaillen bei EM, WM und Olympia 1988

Nord, geboren am 26. Dezember 1965 in Magdeburg, wurde als Zweitklässlerin bei einer Schulsichtung entdeckt und durchlief von da an Schritt für Schritt das DDR-Leistungssportsystem.

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Mit WM-Silber über 400 Meter Lagen 1982 in Guayaquil in Ecuador machte Nord schon im Teenager-Alter international auf sich aufmerksam. In den Jahren darauf folgten drei EM-Titel und 1986 in Madrid auch WM-Gold über die Lagen-Distanzen.

Vor Seoul wechselte Nord nach einigen Rückschlägen zum Schmetterlingsstil - mit durchschlagendem Erfolg: Über die 200 Meter holte Nord in Straßburg 1987 und Bonn 1989 zwei weitere EM-Siege - und 1988 Olympia-Gold.

Nord spürte auch Folgen politischen Drucks

Auf dem Weg in die Weltspitze wurden Nord vom DDR-System viel Mühsal und Disziplin abverlangt. Wie sie später erzählte, erhöhte auch ihre persönliche Situation früh den Druck, den sie sich selbst machte: Ihre Eltern waren nicht in der SED, was Nord einige Karrierewege verbaute – sie hatte das Gefühl, dass der sportliche Erfolg möglicherweise die einzige Chance auf ein privilegiertes Leben war.

Bekanntermaßen kam nach der Wende heraus, dass der sportliche Erfolg der DDR auch durch ein Staats- und Zwangsdopingprogramm befördert wurde, auch Nord bekam leistungsfördernde Mittel, wie Aktenauswertungen der Aktivistin Brigitte Berendonk zeigten.

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Auch politische Vereinnahmung bekam Nord früh zu spüren: Als die DDR und andere Ostblockstaaten 1984 Olympia in Los Angeles boykottierten - als Antwort auf den West-Boykott der Spiele in Moskau 1980 wegen des Afghanistankriegs -, gehörte die damals 18-Jährige zu den Sportlerinnen, die in einer TV-Pressekonferenz die Linie der Staatsführung verteidigte.

Tatsächlich empfand Nord den Boykott des heiß ersehnten Highlights als „schwerste Zeit ihrer Karriere“, wie der frühere Erfolgscoach Bernd Henneberg 2022 in einem Nachruf auf Nord berichtete.

Neues Leben in den USA

Nach der Wiedervereinigung wanderte Nord in die USA aus, den Anstoß gab ihre ebenfalls dorthin gezogene BRD-Rivalin und Freundin Biggi Lohberg - und dass in der Nachwendezeit ihr Studiengang an einer ostdeutschen Uni eingestellt wurde, bevor sie ihn beenden konnte.

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Kathleen Feldvoss – wie sie nach der Hochzeit mit dem Ex-Schwimmer und Mathematikprofessor Jörg Feldvoss hieß – studierte in Florida Marketing, arbeitete als Trainerin und bekam vier Töchter. Emily und Laura Feldvoss wurden ebenfalls Schwimmerinnen.

2013 kehrte Kathleen Feldvoss in die Heimat zurück, wo sie sich ebenfalls als Trainerin engagierte. Am 24. Februar 2022 starb sie nach einer Erkrankung mit nur 56 Jahren.