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Heute vor einem Jahr verlor die Leichtathletik einen Mythos

Mit ihm verlor der Sport einen Mythos

Die deutsch-polnische Leichtathletik-Legende Jozef Szmidt starb heute vor einem Jahr. Der einst beste Dreispringer der Welt hatte auch nach seiner Karriere eine bewegte Lebensgeschichte.
Nach dem ersten 17-Meter-Sprung: Jozef Szmidt (r.)
Nach dem ersten 17-Meter-Sprung: Jozef Szmidt (r.)
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Die deutsch-polnische Leichtathletik-Legende Jozef Szmidt starb heute vor einem Jahr. Der einst beste Dreispringer der Welt hatte auch nach seiner Karriere eine bewegte Lebensgeschichte.

Man nannte ihn „das schlesische Känguru“ - und er war ein Mythos der Leichtathletik, das Maß aller Dinge in seiner Disziplin.

Der gebürtige Deutsche Jozef Szmidt war zu seinen aktiven Zeiten der beste Dreispringer der Welt. Heute vor einem Jahr endete das nicht nur sportlich bewegte Leben des zweimaligen Olympiasiegers.

Einst der beste Dreispringer der Welt

Szmidt wurde 1935 als Sohn einer deutschen Familie in Oberschlesien geboren, der Zweite Weltkrieg mit dem Angriff Nazi-Deutschlands auf Polen prägte seine Kindheit. Als seine Heimatregion ab 1945 Teil Polens wurde, entging er der Vertreibung, weil seine Eltern - obwohl sie vorher nicht Polnisch sprachen - sich als Fachkräfte integrierten.

Szmidt erlernte den Beruf des Mechanikers, ehe in den fünfziger Jahren seine Leichtathletik-Karriere abhob: Szmidt war auch Landesmeister im Weitsprung und über 100 und 200 Meter in der nationalen Spitze, zur Legende wurde er aber in seiner Spezialdisziplin Dreisprung: Neben seinen beiden Olympiasiegen 1960 in Rom und 1964 in Tokio wurde er 1958 sowie 1962 zweimal Europameister.

Szmidt übertraf als erster Dreispringer die 17-Meter-Marke und war mit seiner revolutionären Technik ein Antreiber der Weitenentwicklung in seiner Sportart. Mit seinem Rekordsatz am 5. August 1960 in Olsztyn steigerte er die vorher von Oleg Fjodossejew aus der UdSSR gehaltene Weltbestmarke um ganze 33 Zentimeter - von 16,70 auf 17,03 Meter.

In Polen war Szmidt nicht zuletzt wegen seiner Dominanz über die Konkurrenten aus dem kommunistischen Mutterland Sowjetunion ein Volksheld, in den Jahren seiner Olympia-Triumphe wurde er jeweils zu Polens Sportler des Jahres gewählt. Auch nach seiner aktiven Karriere ging seine Vita aus politischen Gründen ereignisreich weiter,

Dramatische Flucht nach Westdeutschland

Szmidt verscherzte es sich mit dem polnischen Regime, als er in einem Interview erklärte, dass er ein distanziertes Verhältnis zur Politik habe und sich nicht an der Parlamentsabstimmung beteiligen würde - und wurde danach zur unerwünschten Person, die in den Staatsmedien totgeschwiegen wurde. Er entschloss sich darauf zur Flucht und setzte sich 1976 nach Westdeutschland ab - bei einem EM-Qualifikationsspiel der polnischen Fußball-Nationalmannschaft, das er als Fan begleitete.

Durch Bestechung der polnischen Behörden reiste letztlich auch Szmidts Familie hinterher und ließ sich in Lüdenscheid nieder - seine deutsche Staatsangehörigkeit hatte er nach BRD-Recht nie verloren. Auf Vermittlung eines ebenfalls nach Deutschland gezogenen Leichtathletik-Weggefährten bekam Szmidt eine Stelle als Physiotherapeut, seine Frau als Krankenschwester.

Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks kehrte Szmidt 1994 nach Polen zurück und lebte dort völlig zurückgezogen als Ziegenzüchter und Obstbauer. Einladungen zu Ehrungen und anderen Nostalgie-Veranstaltungen lehnte er stets ab. Am 29. Juli 2024 starb er im Alter von 89 Jahren.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)