Mit Superlativen ist man ja stets recht schnell bei der Hand.
Gegen diesen Riesen muss Deutschland ran
© Credit: Getty Images
Doch dieses Aufgabe stellt Deutschlands Sitzvolleyballer denn tatsächlich vor eine riesige, möglicherweise gar unüberwindbare Herausforderung. (Alles zu den Paralympics)
Es sind nahezu unglaubliche 2,46 Metern, mit denen es das Team von Bundestrainer Michael Merten bei den Paralympics zu tun bekommt. Wenn es in der Nacht auf Samstag (3 Uhr MESZ) in der Vorrunde in Gruppe B gegen Titelverteidiger Iran geht, ist es vor allem das bemerkenswerte Duell mit einer Ausnahme-Erscheinung: Morteza Mehrzad.
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Der ist der zweigrößte Mensch der Welt, nur fünf Zentimeter kleiner als der noch gewaltiger daherkommende Sultan Kösen aus der Türkei, der 2,51 Meter misst - der mit Abstand längste Paralympics-Teilnehmer ist Mehrzad sowieso.
Wenn sich der Iraner vor dem 1,15 Meter hohen Netz in Szene setzt, erscheinen Gegner wie Mitspieler um ihn herum wie Kinder, die sich einem schier übermächtigen Erwachsenen gegenübersehen.
Morteza Mehrzad sammelt Titel
Ein Athlet, der im Sport seinesgleichen sucht - und Erfolg verspricht. Seit der Iran Mehrzad vor sechs Jahren zum Nationalspieler machte, hat der Weltmeister und Paralympics-Sieger alle wichtigen Titel gewonnen, die es im Sitzvolleyball zu holen gibt.
Auch in Tokio nun wäre für das auch sonst hochkarätig besetzte Team weniger als Gold eine Enttäuschung.
An eine Niederlage gegen Deutschland wird denn auch kein Gedanke verschwendet, nicht zuletzt wegen Mehrzad.
Florian Singer: “Im Block punkten ist aussichtslos”
Schon gegen dessen Aufschlagswucht müssen Mertens Mannen drei Blocker entgegenstellen, auch wenn der Bundestrainer Optimismus verbreitend erklärt: “Wir haben schon ein paar Mal gegen ihn gespielt, wir kennen ihn.”
Ein Kraut gewachsen war dabei indes nie gegen Mehrzads doppelhändige Blockhöhe von 1,96 Metern (!) und einem sitzenden Greifradius, der bei 1,30 Metern liegt.
Auch Deutschlands Nationalspieler Florian Singer ist klar: ““Im Block ist es eher aussichtslos, mal einen Punkt zu holen, weil er einfach über jeden Block drüber schlägt.”
Dass der mit einer Akromegalie – einer äußerst selten auftretenden hormonellen Wachstumsstörung, bei der es zum sogenannten Gigantismus kommt - geborene Mehrzad überhaupt Volleyball spielt, ist jedoch eher Zufall.
Mehrzad kam nur zufällig zum Volleyball
“Hätte man mir damals irgendeinen anderen Sport angeboten, dann hätte ich den wahrscheinlich auch genommen”, sagte er einmal - und ist inzwischen glücklich über seine Wahl: “Ein Leben ohne Luft bedeutet den Tod – und für mich bedeutet ein Leben ohne Volleyball dasselbe.”
Es verwundert allerdings wenig, dass es Mehrzad ansonsten nicht immer leicht gehabt hat angesichts seines Riesenwuchses.
“Früher war ich einsam und deprimiert. Erst seitdem ich Sitzvolleyball spiele, hat sich mein Leben verändert”, sagt der Iraner, der auf Krücken angewiesen ist, weil sein rechtes Bein 15 Zentimeter weniger misst wegen eines Fahrradunfall als 15-Jähriger.
Sitz-Volleyball im Iran finanziell gut ausgestattet
“Ich bin ohnehin eine ungewöhnliche Person, und ich gestehe mir mein Erscheinungsbild ein”, sagt Mehrzad - und hat sein Dasein heute voll akzeptiert: “Es kümmert mich nicht, wie groß ich bin.”
Glücklicherweise kümmert man sich im Iran um Mehrzad, alimentiert der Staat Sitzvolleyball und die Spieler großzügig.
In seiner Heimat bestreitet der 33-Jährige bei Shahrbabak Copper Club, in der höchsten professionellen Liga seinen Lebensunterhalt.
Auch dass ist ein Umstand bei dem Mehrzad und seine Mannschaft das deutsche Team um Längen überragen...