Von Marcus Friedrich
World Series of Poker Main Event
Vom Fossillien-Mann bis Riess the Beast
Den Pokerraum im Rio All-Suite Hotel & Casino zieren große Banner.
Johnny Chan, Phil Hellmuth, Chris Moneymaker oder Pius Heinz sind darauf zu sehen.
Und viele Pokerprofis und Amateurspieler nehmen genau zwischen diesen großen Bannern für die nächsten Tage Platz.
Bedeutendste Turnier der Welt
Denn das Main Event der World Series of Poker ist gestartet: Das wichtigste und bedeutendste Pokerturnier der Welt.
Und alle Teilnehmer haben in diesen zehn Tagen nur ein Ziel. Auf dem nächsten Banner soll deren Konterfei zu sehen sein.
Auch dieses Jahr werden wieder um die 7000 Teilnehmer erwartet. Jeder muss, um dabei zu sein, 10.000 Dollar auf den Tisch legen.
Der Gewinner darf sich dieses Jahr über mindestens zehn Millionen Dollar und einen Eintrag in die Geschichtsbücher freuen.
Langer Weg bis zum Titel
Neun Tage heißt es im Optimalfall nun bluffen, gute Karten treffen und seine Gegner einschätzen. Doch dann ist erst der erste Schritt getan.
Die finalen neun Spieler müssen sich dann noch einmal bis zum November gedulden. Dann spielen die "November Nine" den Finaltisch aus.
Für den Sieger kann es der Start zu einer großen Pokerkarriere sein. Sponsorenverträge, öffentliche Aufmerksamkeit werden ihm zu Teil. Für 365 Tage ist er der World Champion.
Doch nicht jeder kann nach dem Sieg beim wichtigsten Pokerturnier der Welt, an diesen Erfolg anknüpfen.
SPORT1 blickt auf die letzten zehn Main-Event-Champions zurück und zeigt, wer sich als Poker-Profi etabliert hat.
2013: Ryan Riess (Siegprämie ca. 8.4 Millionen Dollar): Der ehemalige Pokerdealer sorgte schon vor dem Finaltisch für Aufregung. Selbstbewusst ging der 23-Jährige an die Sache heran. Er wurde nicht müde zu betonen, dass er der beste Spieler am Tisch ist, trotz Finalgegnern wie den zweifachen Bracelet-Sieger und sehr respektierten Pokerprofi J.C. Tran oder Online-Legende David "Raptor" Benefield. Am Ende des Tages behielt Riess recht und schnappte sich den Titel. Seitdem ist es bei Turnieren ruhig um den aktuellen Champion geworden. Zwei kleine Cashes bei der WPT sowie drei WSOP-Cashes dieses Jahr stehen zur Buche. Um seine eigene Meinung, der beste Spieler der Welt zu sein, zu bestätigen, muss er erst einmal seine Leistung vom Main Event bestätigen. Dies hat er in einem Jahr nicht geschafft.
2012: Greg Merson (Siegprämie ca. 8.5 Millionen Dollar): Der zweifache Bracelet-Sieger hat seine Klasse schon eine Woche vor dem Main Event bewiesen. Dort schnappte sich der Amerikaner nämlich sein erstes Bracelet. Nach dem Sieg ging es direkt zum Main Event und auch dort gewann der 26-Jährige. Die beiden Titel brachten ihm auch den "Player of the Year Award" vor Poker-Superstar Phil Hellmuth ein. Anfang 2014 gewann Merson zudem knapp eine Million Dollar bei High-Roller-Turnier der PCA. Zudem ist Merson in der Pokerwelt anerkannt und gilt seit Jahren als guter Cash-Game-Player. Von seinen Poker-Skills sicher der stärkste Main-Event-Winner der letzten zehn Jahre.
2011: Pius Heinz (Siegprämie ca. 8.7 Millionen Dollar): Der erste deutsche Main-Event-Sieger der Geschichte. Spielte einen überragenden Finaltisch und sicherte sich einen verdienten Sieg. Löste einen Pokerboom in Deutschland aus. Doch seitdem ist es ruhig um den 25-Jährigen geworden. Kleine Preisgelder hat Heinz noch gewonnen, für einen Sieg oder hohen Cash hat es seitdem nicht gereicht. Vor rund einem Jahr gab Heinz, dann zu, dass er die Lust auf Poker verloren hat und dass es ihm keinen Spaß mehr macht. Die Qualität um wieder gute Ergebnisse einzufahren, hat er dennoch allemal.
2010: Jonathan Duhamel (Siegprämie ca. 8.9 Millionen Dollar): Der Kanadier ist nicht mehr aus der Pokerszene wegzudenken. Spielt seit seinem Gewinn auf hohem Niveau und hat die Transformation von einem Main-Event-Gewinner zum respektierten Poker-Profi geschafft. Hat seitdem drei Millionen Dollar bei Turnieren gewonnen und spielt die höchsten Turnierlimits. Das zweite Bracelet hat er bislang noch nicht gewonnen, durfte aber auch nicht mehr so lange auf sich warten lassen.
2009: Joe Cada (Siegprämie ca. 8.6 Millionen Dollar): Galt lange als One-Hit-Wonder, das am Finaltisch einfach die richtigen Karten zu richtigen Zeit hatte. Über fünf Jahre musste der bis heute jüngste Main-Event-Gewinner (damals 21 Jahre) mit diesem Ruf leben - bis zur WSOP 2014. Cada gewann sein zweites Bracelet und knapp 670.000 Dollar. Alle Kritiker hat er noch immer nicht überzeugt, aber mit seiner starken Performance hat er sich viel Respekt erarbeitet und das geschafft, wovon viele Main-Event-Champions träumen ? ein zweites Goldarmband zu gewinnen und sein Erfolg zu bestätigen.
2008: Peter Eastgate (Siegprämie ca. 9.1 Millionen Dollar): Der Däne löste Phil Hellmuth als jüngsten Main-Event-Sieger aller Zeiten ab. Spielte gerade nach seinem Sieg einige starke Turniere und sammelte gute Platzierung sowie einiges an Preisgeld. Ähnlich wie Heinz legte er auch eine Pause vom Pokern ein und ist sporadisch jetzt immer mal wieder im Einsatz. Hat bislang über elf Millionen Dollar gewonnen. Wenn er die Lust am Poker wieder komplett entdeckt, ist dem mittlerweile 28-Jährigen aber einiges zuzutrauen.
2007: Jerry Yang (Siegprämie 8.25 Millionen Dollar): Hatte als Amateurspieler den Lauf seines Lebens. Der Psychologe und Sozialarbeiter war bekannt dafür bei wichtigen All-Ins das Foto von seiner Frau und seinen sechs Kindern zu küssen. Sieht Poker auch nach dem Gewinn noch als Hobby an und hat seitdem keine großen Preisgelder mehr erzielt. Der Champion, der die geringste Pokerkarriere gemacht hat. Spendet aber zehn Prozent seiner Gewinne für den wohltätigen Zweck.
2006: Jamie Gold (Siegprämie 12 Millionen Dollar): Jamie Gold setzt sich gegen das größte Feld aller Zeiten durch und nahm zwölf Millionen Dollar mit nach Hause. Machte sich mit seiner arroganten Verhalten und dem Missachten der Pokeretikette wenig Freunde. Der Triumph gab ihm bei diesem Turnier aber recht. Dies bleibt aber sein einziger richtiger Erfolg. Aufsehen machte Gold danach mit einem Rechtsstreit: Er soll einem Freund die Hälfte des Gewinns versprochen haben, wenn er ihm hilft, für eine Internetseite Prominente anzuwerben, die währen des Turniers Kleidung von der Seite tragen. Nach dem Sieg bestritt Gold die Vereinbarung. Außergerichtlich sollen sich Gold und sein Bekannter in unbekannter Höhe geeinigt haben.
2005: Joe Hachem (Siegprämie 7.5 Millionen Dollar): Der Australier ist seit fast zehn Jahren nun im Pokerzirkus vertreten und sammelte zahlreiche gute Platzierungen. 2006 holte er fast sein zweites Bracelet, verlor aber im Heads-Up. Gewann dafür aber 2006 ein WPT-Event und 2,2 Millionen Dollar. Fast zwölf Millionen Dollar Preisgeld sprechen für Hachem. Der Ex-Chiropraktiker hängte seinen Beruf aufgrund von Durchblutungsstörungen in den Händen an den Nagel und wechselte zum Poker. Dort ist er als Pokerprofi angekommen. Gilt zudem als Botschafter für Poker in Australien.
2004: Greg Raymer (Siegprämie 5 Millionen Dollar): Der "Fossilman" wurde bei seinem Sieg durch seine undurchsichtige holographische Sonnenbrille sowie ein Fossil, das er immer auf seine Karten legte, bekannt. Spielt seit seinem Gewinn professionell. Wurde im Jahr 2005 beim Main Event 25. und sorgte mit dieser Leitung ein Jahr nach seinem Main-Event-Sieg für Staunen in der Pokerwelt. In den letzten Jahren blieben die großen Turniergewinne aus. Lebt noch immer von seinen bekannten Erscheinen. Wurde zudem durch ein Wortgefecht bekannt, dass er sich mit Mike "The Mouth" Matuso lieferte, den er daraufhin in einer entscheidenden Hand besiegte.