Radsport>

Windschatten vom Renndirektor? Wirbel um Rad-Star Pogacar bei Amstel Gold Race

Wirbel um Rad-Superstar

Tadej Pogacar gewinnt das Amstel Gold Race. Der eigentliche Aufreger ist aber das Begleitfahrzeug, in dem der Renndirektor sitzt. Dessen Aussagen nach dem Rennen verwirren mehr, als dass sie für Klarheit sorgen.
Jan Ullrich war der gefeierte Star der Radsport-Szene. SPORT1 blickt zurück auf die Karriere des einstigen Tour-Siegers.
Tadej Pogacar gewinnt das Amstel Gold Race. Der eigentliche Aufreger ist aber das Begleitfahrzeug, in dem der Renndirektor sitzt. Dessen Aussagen nach dem Rennen verwirren mehr, als dass sie für Klarheit sorgen.

Tadej Pogacar spielt weiterhin nahezu mit seiner Konkurrenz und gewann am Sonntag erstmals in seiner Karriere das Amstel Gold Race.

Nach seinem Triumph bei der Flandern-Rundfahrt hat der slowenische Rad-Superstar seine beeindruckende Form erneut unter Beweis gestellt und sich vor dem Fleche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich als Topfavorit klar positioniert.

Beim Sieg vor dem Iren Ben Healy bekam Pogacar dabei allerdings vermeintlich fremde Unterstützung - und das ausgerechnet von einem Begleitfahrzeug, in dem Renndirektor Leo van Vliet saß. Im Nachhinein wies dieser jegliche Anschuldigungen zurück - und verwirrte dennoch.

Pogacar setzte 28,5 Kilometer vor dem Ziel zu seinem Ausreißer-Trip an und distanzierte die Konkurrenz. Die Aufreger-Szene ereignete sich dann rund 9,4 Kilometer bevor Pogacar die Ziellinie überqueren würde.

Das Begleitfahrzeug um den ehemaligen Rad-Rennsportler und heutigen Funktionär Leo van Vliet fuhr zwischen dem führenden Slowenen und dem Iren Healy. Nachdem der Verfolger jedoch wieder bis auf 20 Sekunden an Pogacar hingefahren war, hatte das Begleitauto aus Sicherheitsgründen überholt.

Van Vliet zu Pogacar-Hilfe: „Was bringt es mir?“

Doch anstatt sich deutlich vom Feld zu distanzieren, blieb das Fahrzeug dicht vor Pogacar. Zwar wuchs der Abstand auf über 50 Meter an, und doch wurde das Auto in engen Passagen derart langsam, dass Pogacar nahezu folgen konnte. Gab der Renndirektor dem Rad-Star also unberechtigten Windschatten?

Der Niederländer van Vliet wollte von diesen Anschuldigungen nichts hören: „Was bringt es mir? Schauen Sie sich die TV-Bilder an. Ich bin selbst Radrennfahrer gewesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihm geholfen hat.“

Und doch schwang bei der Äußerungen, die van Vliet auf Nachfrage der niederländischen AS tätigte, ein leichtes Misstrauen bei. Denn der Niederländer sagte auch voller Respekt vor dem Slowenen: „Wir haben alle gehofft, dass Pogacar gewinnen würde. Wenn man sieht, was er da macht, ist das irgendwie nicht von dieser Welt.“

Und weiter: „Jahrelang habe ich es nicht gesehen, dass jemand so ein Solo aus seinen Beinen herausgestrampelt hat.“ Pogacar gewann letztlich mit 38 Sekunden Abstand vor Healy, Dritter wurde der Brite Tom Pidcock.

Ex-Profi Gilbert kritisiert Renndirektor

Ein bewusstes Manöver? Nicht eindeutig nachzuvollziehen, und doch stieß die Aktion in der Radwelt auf Unverständnis. Nicht nur in den sozialen Medien war die Kritik deutlich vernehmbar.

Auch der ehemalige Radsportler Philippe Gilbert, der für die französischen Eurosport-Kollegen kommentierte, konnte es nicht nachvollziehen. Im Wortlaut sagte Gilbert: „Solche Bilder wollen wir nicht sehen. Das ist nicht vorbildlich, das ist kein Fair Play. Das Auto hat hier nichts zu suchen.“

Der Franzose ging gar so weit, um mit einem ironischen Unterton direkten Kontakt mit dem Renndirektor aufnehmen zu wollen. So sagte er in der Live-Übertragung: „Hat keiner die Telefonnummer von Leo (van Vliet; Anm. d. Red.), um ihn anzurufen? Ich finde ihn toll, aber es ist nicht cool, das zu sehen.“