Mit seinem fünften Sieg beim letzten Radsport-Monument des Jahres schließt Tadej Pogacar zum großen Fausto Coppi auf.
Pogacar schreibt Geschichte: Rad-Star fährt erneut außerirdisch
Pogacar schreibt Geschichte
Der slowenische Superstar flirtete auf dem letzten Kilometer schelmisch mit der Motorrad-Kamera, winkte tiefenentspannt den Fans zu und breitete dann im strahlend-weißen Weltmeisterdress auf der Zielgeraden von Bergamo die Arme aus: Mit einer weiteren schier außerirdischen Darbietung hat der beste Radfahrer der Erde erneut Geschichte geschrieben und zum fünften Mal die Lombardei-Rundfahrt gewonnen - das hatte zuvor nur Italiens Ikone Fausto Coppi geschafft.
Pogacar fährt einsames Rennen
„Dieses Rennen ist wie für mich gemacht. Alles ist perfekt gelaufen“, sagte Pogacar, nachdem er mit einem weiteren Supersolo über 38 km der versammelten Weltspitze nicht den Hauch einer Chance gelassen hatte: „Fünfmal hier zu gewinnen, und dann auch noch in Serie, ist außergewöhnlich.“ Coppi hatte seine Siege zwischen 1946 und 1954 gefeiert.
Doch für Pogacar ist das Außergewöhnliche gewöhnlich geworden: Nach seinen Alleingängen zum WM-Titel (über 75 km) und zum EM-Gold (66 km) ließ der 27-Jährige die besten Profifahrer erneut stehen wie Touristen auf Hollandrädern. Im Ziel nach 241 km lag er 1:48 Minuten vor dem wieder zweitplatzierten belgischen Olympiasieger Remco Evenepoel.
„Die beste Saison meines Lebens“
„Seit sieben Jahren sage ich jedes Mal, dass es die beste Saison meines Lebens war. Aber das war sie auch diesmal wieder“, sagte Pogacar, der im Jahr 2026 unter anderem drei Monumente (Flandern, Lüttich, Lombardei), das Welt- und Europameister-Trikot und zum vierten Mal die Tour de France gewann.
Für den WM- und EM-Zweiten Evenepoel war bei „Il Lombardia“ erneut nur der Slowene zu stark. Immerhin: Im Vorjahr hatte er als Zweitplatzierter noch 3:16 Minuten Rückstand kassiert. Nach sieben Jahren mit 59 Siegen war es Evenepoels letztes Rennen für das Team Soudal Quick-Step, ab 2026 fährt Evenepoel für die deutsche Red-Bull-Mannschaft. Sein künftiger deutscher Teamkollege Florian Lipowitz hatte seinen geplanten Start in der Lombardei kurzfristig abgesagt und seine Saison beendet.
Ganz kurz war am Samstag die Hoffnung aufgekeimt, dass der Sieger bei der 119. Austragung von „Il Lombardia“ nicht Pogacar heißen könnte: US-Meister Quinn Simmons hatte sich 82 km vor dem Ziel aus einer Ausreißergruppe abgesetzt, lag an der 50-km-Marke noch drei Minuten vor Pogacar. In jeder anderen Radsport-Welt ist das ein komfortables Polster.
Pogacar einfach nicht zu stoppen
38 km vor dem Ziel hing Pogacar noch zwei Minuten zurück. Dann, am Passo di Ganda, attackierte er aus der Favoritengruppe. Dies hatte jeder so erwartet, dies konnte niemand verhindern. Die Lücke zu Simmons schloss Pogacar binnen vier Kilometern - der Rest war Staunen über ein Naturereignis.
Für Pogacar endete damit ein weiteres Traumjahr mit dem 108. Karriere-Erfolg und dem 20. Saisonsieg - das gesamte Red-Bull-Team hat 2025 nur zwei Rennen mehr gewonnen. Satt ist der Jahrhundertfahrer damit noch lange nicht: 2026 wird er wohl einen erneuten Anlauf auf die ihm noch fehlenden Monument-Siege nehmen und sich bei Mailand-Sanremo wie Paris-Roubaix wieder mit „Frühjahrs-Rivale“ Mathieu van der Poel messen, auch Flandern-Rundfahrt und Lüttich-Bastogne sind wohl gesetzt.
Der Angriff auf den fünften Tour-de-France-Titel steht im Mittelpunkt von Pogacars Sommer, danach sind die WM in Montreal, die EM in seiner slowenischen Heimat und auch „Il Lombardia“ Pflichttermine. Für die Vuelta, die Pogacar noch nicht gewonnen hat, wird wohl erneut kein Platz sein.