Radsport-Rüpel Peter Sagan bat nach seiner brutalen Attacke demütig um Entschuldigung, doch die Jury kannte keine Gnade.
Protest erfolglos: Aus für Sagan
© Getty Images
Auch der Protest des deutschen Team Bora-hansgrohe blieb erfolglos. Vor der fünften Etappe wurde der Ausschluss des Weltmeisters bestätigt.
"Ich muss die Entscheidung akzeptieren. Natürlich stimme ich mit der Meinung der Jury nicht überein. Ich denke, ich habe im Sprint nichts falsch gemacht", sagte der 27-Jährige, der um 11 Uhr vor dem Teamhotel vor die Presse trat und ein knappes Statement abgab: "Es war schlimm, dass Mark gestürzt ist, das tut mir leid. Ich hoffe, er erholt sich gut. Es war ein verrückter Sprint, aber es war nicht der erste dieser Art, und es wird nicht der letzte gewesen sein. Das war's."
Sagan-Team legt Protest ein
Die Rennleitung hatte Sagan am Dienstagabend überraschend aus der 104. Tour de France geworfen - die Höchststrafe für einen Ellbogen-Rammstoß gegen den Briten Mark Cavendish im Massensprint von Vittel.
"Wir haben uns dazu entschieden, Peter Sagan von der Tour de France 2017 zu disqualifizieren. Er hat auf den letzten Metern des Sprints Kollegen ernsthaft gefährdet", teilte Jury-Präsident Philippe Marien aus Belgien mit.
Der Slowake Sagan, der seinem neuen Team 24 Stunden zuvor den ersten Tour-Etappensieg beschert hatte, sorgte nun für Boras GAU.
Doch der deutsche Rennstall legte bei der Rennleitung offiziell Protest gegen den Ausschluss des Weltmeisters ein - ohne erfolg.
Sagan habe versichert, den schweren Sturz von Cavendish "weder verursacht noch in irgendeiner Weise beabsichtigt zu haben".
Schulterblatt-Bruch bei Cavendish
"Du hast mich zum zweiten Mal beinahe umgebracht!", fauchte der deutsche Topsprinter André Greipel, der sich nur mühsam auf dem Rad gehalten hatte.
Cavendish hat einen Bruch des Schulterblattes erlitten, wie sein Team mitteilte. Die Tour ist für ihn beendet. Sagan, der Grenzgänger seines Sports, hatte überzogen.
Greipel nimmt Sagan-Kritik zurück
Im chaotischen Finale nach 207,5 km in Vittel, wo der Franzose Arnaud Démare für den ersten Heimsieg der 104. Auflage sorgte und Greipel Dritter wurde, hatte er einen spektakulären Crash verursacht. Der 27-Jährige rammte Cavendish in die Gitter, dieser flog dem Thüringer John Degenkolb vors Rad, der ebenfalls übel zu Boden ging.
"Da fährt ein Typ im Weltmeister-Trikot, der meint, er könne sich alles erlauben", polterte Greipel. Der 34 Jahre alte Rostocker war ebenso chancenlos wie Marcel Kittel, der schon zuvor den Anschluss verloren hatte.
Wenige Stunden nach Bekanntwerden des Sagan-Ausschlusses schlug Greipel jedoch ruhigere Töne an. "Manchmal sollte ich Bilder anschauen bevor ich etwas sage. Entschuldigung an Peter Sagan. Die Entscheidung der Jury ist zu hart", schrieb er auf Twitter.
Aldag fordert Tour-Ausschluss
Cavendishs Sportdirektor Rolf Aldag (Dimension Data) hatte die härteste Konsequenz gefordert. "Das war eine klare Tätlichkeit. Sagan muss ausgeschlossen werden. Wir haben das bei der Jury beantragt", sagte Aldag radsport-news.com.
Die Jury belegte Übeltäter Sagan, zunächst Etappenzweiter, zunächst mit 30 Sekunden Strafe und versetzte ihn auf Platz 115 zurück, Greipel rückte damit vom ursprünglichen vierten Platz einen Rang vor. Nach einer guten Stunde Beratung senkte die Rennleitung dann den Daumen.
Sagan sah zumindest seine Schuld ein und ging im Zielraum auf Entschuldigungs-Tour. Nach der missglückten Aussprache mit Greipel suchte er den Cavendish-Teambus auf und sagte sorry. "Ich habe Mark nicht gesehen, es tut mir leid", meinte Sagan. Sein zweites Opfer Degenkolb gab Entwarnung: "Es geht mir den Umständen entsprechend gut."