Als Jan Ullrich und Co. die Sport-Fans in Deutschland begeisterten, war auch er omnipräsent.
Jan Ullrichs Ex-Boss bei Team Telekom schwer krank: "Weiß, dass es nur noch schlechter gehen wird"
Ullrichs Ex-Boss ist schwer krank
Walter Godefroot war 13 Jahre lang Sportlicher Leiter und später Team-Manager des Radsport-Projekts der Telekom - erst Team Telekom, später T-Mobile.
Der Belgier, einst selbst ein Spitzenfahrer, war der Boss von Bjarne Riis und Jan Ullrich, als die 1996 und 1997 die Tour de France gewannen. Dem Millionenpublikum, das damals mit Ullrich, Erik Zabel und Co., mitfieberte, war auch der Name Godefroot bald sehr vertraut. Seit ein grell ausgeleuchteter Doping-Schatten über der damaligen Ära liegt, ist auch sein Name in Mitleidenschaft gezogen. (Jan Ullrich vs. Lance Armstrong: Ihre Rivalität, ihr Absturz)
Am Sonntag ist Walter Godefroot 80 Jahre alt geworden, er lebt inzwischen zurückgezogen in der belgischen Heimat - und kämpft mit der Parkinsonschen Krankheit.
Walter Godefroot hat Parkinson
In einem Interview mit dem Nieuwsblad anlässlich seines Ehrentags hat Godefroot soeben über seinen Zustand gesprochen und erklärt, dass er sich deshalb von der Öffentlichkeit fernhält.
„Ich erinnere mich an ein Bild von Cassius Clay, lange nach seiner Karriere, bei den Spielen in Atlanta“, sagt er über seinen 2016 verstorbenen Leidensgenossen: „Wie der große Muhammad Ali dort auf die Bühne gehievt wurde, wie er zitterte, links und rechts unterstützt werden musste. Ich will nicht, dass die Leute mich so sehen.“
Frohe Botschaften hatte er in dem Gespräch auch sonst nicht mitzuteilen: „Um es ganz offen zu sagen: Ich weiß, dass es mir nur noch schlechter gehen wird.“
Godefroot sah Arbeit bei Team Telekom zwiespältig
In jungen Jahren war der am 2. Juli 1943 in Gent geborene Godefroot ein Top-Athlet, gewann insgesamt zehn Etappen bei der Tour de France, diverse Klassiker und auch Olympia-Bronze in Tokio 1964.
Nach seiner aktiven Karriere wechselte er hinter die Kulissen der Branche, leitete diverse Teams, unter anderem Capri Sonne, Lotto und Weinmann. Den Job seines Lebens bekam er 1992 beim Team Telekom, das wegen der Kombination aus sportlichem Erfolg und dem prominenten Sponsor eine Art nationale Institution führte.
Der Job war ihm in dieser Hinsicht nicht nur eine Freude. Vor fünf Jahren sagte er der Deutschen Presse-Agentur rückblickend: „Natürlich mit Jan und Bjarne war es super. Aber die Probleme waren die enormen Erwartungshaltungen, der große Druck der Öffentlichkeit.“
Kein Kontakt mehr zu Jan Ullrich
2005 zog Godefroot sich zurück und wurde von Olaf Ludwig beerbt, spielte also keine aktive Rolle mehr, als 2007 die Doping-Enthüllungen rund um das Team ins Rollen kamen und letztlich zum Rückzug der Telekom aus dem Radsport führten.
Godefroot arbeitete stattdessen seit 2006 als Berater bei dem ebenfalls belastete Team Astana. Astana beendete im Juli 2007 - kurz nach dem umfassenden Geständnis von Ex-Telekom-Profi Jörg Jaksche, das auch Godefroot Vorwürfe machte - die Zusammenarbeit. Das eine hatte offiziell nichts mit dem anderen zu tun.
Inzwischen hält Godefroot das Thema seit Jahren von sich fern: „Ich war als Profi und Teamleiter 40 Jahre im Radsport - das ist genug. Die Zeit ist vorbei“, sagte er 2018. Auf konkrete Fragen zu der damaligen Salbutamol-Affäre um Christopher Froome antwortete er lapidar: „Ist mir egal.“ Auch auf Kommentare zu den späten Geständnisse von Ullrich, Riis und ihres großen Rivalen Lance Armstrong legte er keinen Wert.
Von den damaligen Negativschlagzeilen um Ullrich zeigte sich Godefroot „betroffen“, persönlichen Kontakt zu Ullrich und Riis hielt er aber nicht mehr: „Ich gratuliere ihnen nicht zu deren Geburtstagen, so kann ich das auch nicht erwarten.“